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Ausstellung 'Udo Lindenberg – Kometenhaft panisch' in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
Mit der sehr üppigen und bunten Ausstellung „Udo Lindenberg – Kometenhaft panisch“ feiert die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen einen der bekanntesten deutschen Rockmusiker, der seit 50 Jahren auch zeichnet. Rund 300 Werke, plus diverse Ausstellungsstücke, sind im gesamten Haus zu sehen, inklusive Standesamt.

Nach seinem ersten öffentlichen Konzert auf der Ausstellungs-Vernissage seit 2022 sind seine Arbeiten nun für alle Besucher zu erleben. Das Udoversum ist reichhaltig an Eindrücken aus der Welt eines Rockstars, der in Hamburg im Hotel lebt und vorwiegend auch dort zeichnet, in der Bar, in seinem Appartement und in der Dachkammer vom „Atlantik“. Udo ist ein kompletter Nachtmensch, der bis sechs Uhr morgens arbeitet, um dann bis 13 Uhr zu schlafen. Seine Werke entstehen also frei von den Ablenkungen des Tages. Die Zeichnungen stehen für ihn gleichbedeutend zur Musik. Dabei ist er auf dem Kunstmarkt durchaus erfolgreich. Selbst kleinere Formate erzielen im Schnitt 4.000 Euro.

Sein Talent zum Zeichnen begann schon früh als Autodidakt, in den Bars. Gerne zeichnete er Udogramme für seine Freunde auf Bierdeckeln, die sehr beliebt waren. Als mal etwas Likör ein Blatt befleckte, erkannte er die Möglichkeit der Likörmalerei und ließ sie patentieren. Heute nutzt er vornehmlich andere Maltechniken, alles mit liegenden Blättern. Udo benutzt keine Staffelei. Die Ausstellung zeigt im Erdgeschoss erste Barzeichnungen aus dem Nachlass eines verstorbenen Barons. Er hielt sie in Ehren, viele andere Freunde von damals nicht. Wer war damals schon Udo Lindenberg.

Zu sehen sind frühe Exponate seines künstlerischen Schaffens. Zeugnisse vom Konservatorium der Stadt Duisburg belegen, dass er 1962/1963 dort als Student im Fach Schlagzeug eingeschrieben war. Seine Beurteilungen waren eher zufriedenstellend. Er wohnte in der Mainstraße 43 bei einer Witwe, die im Krieg Mann und Sohn verloren hatte. Oft verkehrte er im Hafenstadtteil Ruhrort, in einer Kneipe, in der durchaus namhafte Stars auftraten, sein St. Pauli im Pott. Einer von ihnen war ein gewisser Benny Quick („Motorbiene“) der ihm vom Rockstar-Dasein vorschwärmte. Man verdient Millionen und fährt in langen Autos. Das war die Geburtsstunde des Musikers und Zeichners Udo Lindenberg, dabei hat er nie wirklich Musik oder bildende Kunst studiert. Beuys und Immendorff fanden seine Kunst interessant und ermutigten ihn dran zu bleiben, bis heute. Man erkennt in der Ausstellung sehr gut die Entwicklung seines Zeichenstils von damals bis heute.

Die Ausstellung zeigt neben den frühsten Werken, die zu finden waren, auch alle folgenden Schaffensperioden. Gerne dreht sich das Udoversum thematisch um Themen wie Alkohol, Sex und die eher lustorientierten Dinge des Lebens. Großen Wert legt er aber auch seine Pimmelköpfe, die gegen den braunen Lärm anschreien. Nazis oder Rechtsgerichtete der Gegenwart stehen bei ihm auf dem Index. Ihnen ist die künstlerische Gegenwehr sicher. Es sind aber nicht nur oberflächlich gut wahrnehmbaren Themen der Gesellschaft, die ihn beschäftigen. Der Faust 1 und 2 taucht ebenso in seinen Bildern auf wie kirchliche Themen. Die zehn Gebote hat der zeichnerisch bearbeitet, durchaus kritisch. Selbstbildnisse dürfen in seinem Udoversum natürlich nicht fehlen. Seine Nase erkennt man immer zuerst, wenn sie auftaucht. So werden die Zeichnungen auch zu einer gewissen Bühne einer Rockikone. Gerne thematisiert er sein Zuhause, das Hotel „Atlantik“ oder seine Vorliebe für den Weltraum. Der Astronaut ist in Oberhausen gelandet. Seine Zeichnungen sind eine Mischung aus eigenen Lebenserfahrungen und Vorlieben sowie einem guten Stück Gesellschafts- und Menschheitskritik.

Im kleinen Schloss stehen 20 Vitrinen, die seine insgesamt 40 Studioalben von 1971 bis 2016 mit Covern und diversen Sammlungsexponaten aus dem Archiv dokumentieren, darunter vier englische und ein niederländisches Album. Er spricht fließend niederländisch, aber eine Karriere über die deutschen Grenzen hinaus gelang ihm nicht. Kopfhörer geben jeweils akustische Eindrücke zu den einzelnen Alben. Ein Nebenraum präsentiert ein altes Mischpult mit einer animierten LED-Leinwand darüber und einem Surround-System. Ein paar sehr bekannte Hits werden akustisch und visuell schön laut dargeboten, was zum Mitsingen.

Udo und sein Management, bzw. die organisatorisch und finanziell stark beteiligte Brost-Stiftung, ohne die es nicht gegangen wäre, haben jede Menge Material mit nach Oberhausen gebracht, sowohl zeichnerisch, als auch musikalisch. Nicht nur Udo-Fans erleben hier eine Flut von Eindrücken, die man erst einmal sacken lassen muss. Man sollte auf jeden Fall jede Menge Zeit mitbringen.

Ein sehr schöner und dicker Katalog ist im Heel Verlag erschienen und im Museumshop zum Preis von 39,95 Euro erhältlich.

Laufzeit: ab 29. Juni 2025

www.ludwiggalerie.de

Ausstellung 'Udo Lindenberg – Kometenhaft panisch' in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen, Foto: Jehle

Ausstellung 'Udo Lindenberg – Kometenhaft panisch' in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen

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