abenteuer-ruhrpott.info Aktuelles abenteuer-ruhrpott.info
Freizeittipps
Veranstaltungen
Ausstellungen
Bücher / Musik
Kontakt
Impressum
Machbarkeitsstudie für einen Teilabriss und Teilneubau des Stadttheater Duisburg
Wie geht es weiter mit dem Stadttheater Duisburg? Im Kulturausschuss stellte Burkhard Röhm vom Architekturbüro Röhm & Cie aus Münster eine Machbarkeitsstudie für einen Teilabriss, bzw. Teilneubau vor. Rund 327 Mio. Euro brutto müsste man wohl in das Projekt investieren.

Aktuell wird in Duisburg diskutiert, ob man das marode Stadttheater von 1911 sanieren oder hinter dem denkmalgeschützten Portikus, dem neoklassizistischen Eingangsportal, teilerneuern sollte. Sanieren bedeutet die bestehenden Mauern erhalten und drinnen alles technisch auf den neusten Stand bringen. 2023 ergab eine Studie dafür einen Kostenaufwand von 229 Mio. Euro brutto, nach oben aber offen. Nun widmet man sich der Frage nach einem Teilabriss.

Es gibt viele Gründe sich Gedanken zu machen. Die Liste ist lang. Eine Sanierung wäre kompliziert und langwierig. Die Bühne liegt mit 24 m Breite vier Meter unter dem Mindeststandart von 28 m. Stützen auf der Bühne verhindern das Verschieben der Kulissen während einer Vorstellung. Es gibt auch keine Hinterbühne. Ein Mangel herrscht an Proberäumen, Magazinen und Umkleiden. Auch die Bestuhlung im Saal ist mangelhaft. Die Sitze sind 50 cm breit (55 cm nötig) und die Abstände der Sitzreihen sind mit 80 cm zu schmal (95 cm nötig). Die 1070 Sitze möchte man erhalten. Alles soll barrierefrei werden. Die Bruttogeschossfläche, alle Flächen im Haus, beträgt aktuell 21.000 qm, für moderne Bühnen viel zu klein. Diese wächst im neuen Konzept auf insgesamt 38.000 qm. Mehr geht nicht, weil Portikus und drei Straßen die städtebauliche Begrenzung sind. Außerdem möchte man eine Höhe des Hauses von 22 m nicht überschreiten, sonst gilt man als Hochhaus, was diverse Nachteile mit sich bringt.

Der Portikus soll nicht nur erhalten bleiben, sondern auch komplett vom Neubau getrennt werden, als sogenannter „3. Ort“. Eine öffentliche Neunutzung ist geplant, bis unter das Dach. Er eignet sich als Ort für fremde Events, Kabarett oder Gastronomie. Das Foyer 3, bisher die kleine Bühne für das Schauspiel mit 99 Sitzplätzen, wird in den Neubau mit 200 Plätzen integriert. Hier könnte auch die junge Oper einziehen. Nachwuchssänger können dort vor kleinerem Publikum reifen.

Das Konzept orientiert sich an der Nutzung durch die Deutsche Oper am Rhein. Die Sparte Oper hat die höchsten Anforderungen, neben dem Schauspiel, dem Ballett am Rhein und den Duisburger Philharmonikern. Man muss in enger Abstimmung mit den Planern der neu zu bauenden Düsseldorfer Oper agieren, damit bei der Opernehe Duisburg-Düsseldorf z.B. die Kulissen in beiden Häusern ähnlichen Platz finden. Eine Kreuzbühne, inkl. der Hinterbühne und Magazinen ist geplant. Insgesamt soll die Bühne 40-50% größer werden. Der Zuschauerraum soll fahrbare Podeste bekommen, steiler für das Schauspiel, etwas flacher für das Musiktheater und flach für z.B. festliche Bälle. Für die jeweilige Akustik kann man die Decke im Saal in der Höhe verstellen, denn das Schauspiel benötigt flachere Rauminhalte, während die Oper für den Hall eine hohe Decke (+7.000 Kubikmeter Raum) benötigt.

Interessant ist der Plan, zwei LKW-Aufzüge einzubauen. Diese können die Ladung direkt zur gewünschten Etage bringen, wo der LKW dann ent- oder wieder beladen wird. Kein LKW müsste vor dem Haus stehen. Der Auf- und Abbau der Kulissen würde so deutlich beschleunigt. In den Niederlanden arbeiten viele Theater mit LKW-Aufzügen.

Insgesamt enthält das Konzept eine klare Aufteilung in einem eigenständigen Portikus, einem Saal, einer Bühne, einer kleinen Bühne sowie Magazine/Werkstätten/Verwaltung. Man strebt bessere Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter an. Die Gäste sollen mehr Sitzkomfort verspüren und die Akustik verbessert werden. 90% der baulichen Dimensionen des Theaterneubaus in Düsseldorf sind auch in Duisburg ebenso möglich.

Was den Denkmalschutz betrifft, so kann man diesen in Frage stellen, wenn die öffentliche Nutzung eines solchen Bauwerks nicht mehr möglich und/oder wirtschaftlich ist. Der Erhalt des Portikus ist sicher ein Kompromiss. In etwa drei Jahren könnte ein solches Teilneubau-Konzept verwirklicht werden, so Röhm. Vor 2026, also vor der Kommunalwahl, wird im Rat der Stadt allerdings nicht entschieden. Man möchte wohl auch externe Experten mit einbinden. Zu oft sind bei Theaterneubauten oder Sanierungen die Kosten aus dem Ruder gelaufen. Für einen Teilneubau hat Röhm Kosten von etwa 327 Mio. Euro veranschlagt. Dabei handelt es sich nur um die rein funktionalen Aspekte des Hauses, nicht die architektonischen Feinheiten. Die kommen erst nach der Prüfphase und dem Grundsatzbeschluss des Rates. Man muss relativ schnell zu einer Lösung kommen, denn sonst steckt man noch viele Millionen Euro in einen völlig maroden Theaterbau, dem man seinen bedauernswerten Zustand von außen gar nicht so ansieht.

Zu Ausweichspielorten in der Stadt hat man sich noch keine Gedanken gemacht. Nutzt man ein leerstehendes Gebäude mit anschließender Nachnutzung? Eine dreistellige Millionensumme kann die Stadt Duisburg definitiv nicht alleine stemmen. Ein reicher Gönner, wie in Hamburg, ist auch nicht in Sicht. So hofft man auf enorme Fördermittel aus diversen Töpfen.

Datum: 9. April 2025

Stadttheater Duisburg, Foto: Jehle

Machbarkeitsstudie für einen Teilabriss und Teilneubau des Stadttheater Duisburg

nächstes Foto