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Helge Schneider im Cinemaxx im Mülheim an der Ruhr
Helge Schneider war zu Gast im Cinemaxx in Mülheim an der Ruhr, seiner Heimatstadt. Anlass war sein Filmstart seines neuen Films „Der Klimperclown“, zu dem er alle Fans zu einer Fragenrunde eingeladen hatte.

Der Saal war gut gefüllt, als der Local Hero die Bühne betrat. Helge Schneider ist Kult, auch über die Stadtgrenzen hinaus. Bald wird er 70, der der gerne ein Clown geworden wäre. Als hervorragender Jazz-Musiker und Komiker mit ganz speziellem Humor hat er schließlich Karriere gemacht. Noch heute spielt er viele Konzerte.

Der runde Geburtstag war sicher auch Anlass, seinen neuesten Streifen zu drehen. Gemeinsam mit Sandro Giampietro, einem Musiker aus seiner Band, machte er sich 18 Monate lang an die Arbeit, wirklich nur zu zweit. Man kennt sich eben sehr gut.

Da stand er nun, ganz klein vor einer riesigen Leinwand und beantwortete gerne ein paar Fragen, mehr als er dachte. Ja, die beiden haben wirklich alles selbst gemacht, die gemeinsame Regie, das Licht, die Drehs, ein wenig Maske und alles Organisatorische. Sandro war für den digitalen Schnitt verantwortlich, denn Helge kennt sich nur mit Filmrollen aus. Irgendwann reichte allerdings das eigene Geld nicht mehr. Er verkaufte den Film ans Fernsehen. Da er Potential für einen Kinofilm erkannte, brachte er den Streifen noch schnell und frech dort unter, ehe er im TV ausgestrahlt wird. Die TV-Leute packten noch ein paar Namen in den Abspann, die er selbst nie kennengelernt hat und die nie beteiligt waren. Es sollte nach mehr aussehen, als eine Low-Budget-Arbeit von zwei Leuten. Ihm ist es egal. Da er keine Bücher mehr verfasst, arbeitet er gerne für das Kino, wo sich fremde Leute begegnen können, um Filme gemeinsam zu erleben.

Schnell fielen ihm die Scheinwerfer im Bühnenboden auf. „Kommt da noch ein anderer Superstar?“ Helge war ganz Helge, mit seinem typischen Kleinstadthumor. Er, der Superstar aus der bescheidenen Ruhrgebietsstadt, hat die Bühne mit dadaistischen Darbietungen erobert und verteidigt. Da kommt durchaus Stolz durch, aber auch eine gewisse Selbstironie. Bei dieser Art von Humor darf man sich selbst nicht zu ernst nehmen. Hauptsache das Publikum ist amüsiert. Die Fragen waren interessant. Da Sandro als Kameramann wesentlich kleiner als Helge ist, wie hat man gefilmt, aus der Froschperspektive? Man hatte Podeste, die Kamera auf der Schulter oder den Blick von oben. Die nicht vorhanden Stunts hat er alle selbst gespielt. Als Maske dienten einfache, künstliche Perücken und gelegentlich künstliche Nasen, mehr nicht. Die Filmmusik hat der Meister persönlich komponiert. Da ließ er keinen anderen ran. Ob er mit dem Film zufrieden ist? Ja, er wurde mit heißer Nadel gestrickt, ohne viel nachzudenken, einfach Szene an Szene gesetzt. Sonst hätte es wohl länger gedauert. Helge war völlig ungekünzelt in seinem Element, erzählte und erzählte, eine ehrlich Haut. Auf die Abschlussfrage, ob das optisch und architektonisch sehr in die Jahre gekommene Rhein-Ruhr-Zentrum, in dem das Cinemaxx sich befindet, noch eine Chance hat oder abgerissen werden soll, antwortete er ganz auf seine Art mit einem undefinierbaren „Ja“. Es ist nicht sein Problem. Jedenfalls arbeitet er bereits an einem neuen Film, der 2026 erscheinen soll. Zum 70. Geburtstag wünscht er sich Gesundheit, Freude, Lachen und weiterhin schöne Konzerte.

Noch ein paar Worte zum Film. Es ist ein für ihn stilistisch typischer Umriss seines künstlerischen Lebens, ohne Geheimnisse oder Abenteuer. Alte Filmschipsel mit Super8, VHS oder 16mm wurden zwischendurch eingebaut, der Familienurlaub, Kinderfotos von Helge, der Besuch bei den Eltern, einige chaotische Bühnenauftritte oder zahlreiche Weggefährten. Was Schärfe, Perspektiven und Ton der alten Ausschnitte betrifft, so sieht und klingt das meist recht chaotisch. Künstlerisch hat er wilde Zeiten hinter sich. Das beweisen die Szenen sehr gut. Zum Glück hatte er er immer ausreichend Publikum hinter sich. Seine 600.000 Platten vom „Katzenklo“ machten es ihm möglich, sich ein eigenes Haus an der Ruhr zu kaufen. Man bekommt kleine Einblicke in sein Privatleben, seine Wohnumgebung in Mülheim. Im südlichen Spanien hat er eine zweite Heimat gefunden. Die trockene und karge Landschaft muss man mögen, nichts für Naturliebhaber. Dort sieht man ihn auf den Klippen, bei der Siesta im Café oder im Gespräch mit Einheimischen.

Musikalisch sticht im Film immer wieder seine Klasse hervor, ob am Klavier, an der Orgel oder am Saxophon. Das Cello hat ihn nicht so begeistert. Der Jazz ist sein Leben.

Es ist ein Werk ganz im Stil von Helge Schneider. Einfach mal machen und sehen was dann herauskommt, wie bei einem gut improvisierten Jazz-Stück.

Datum: 18. August 2025

www.cinemaxx.de

Plakat, Foto: Filmwelt Verleihagentur

Helge Schneider im Cinemaxx im Mülheim an der Ruhr

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