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Schauspiel 'Der zerbrochene Krug' im Theater Oberhausen
Das Theater Oberhausen präsentiert die Komödie „Der zerbrochene Krug“, ein sehr sehenswertes Gastspiel des Staatstheaters Mainz. Regie führte die Intendantin des Theaters Oberhausen, Kathrin Mädler.

Wenn die Chefin auswärts inszeniert, dann muss dieses Stück auch mal im eigenen Theater landen. Auch Franziska Isensee als Ausstattungsleiterin ist dem Oberhausener Publikum bestens bekannt. Bei dem Zusammenspiel dieser beiden Protagonistinnen kann eigentlich nichts schief laufen. So ist auch diese Bühnenfassung ein echter Erfolg. Vincent Doddema, Carla Schwinging, Hannah von Peinen, Andrea Quirbach, Luise Ehl, Carl Grübel und Iris Atzwanger agieren in ihren Rollen ganz hervorragend, ohne eine Person hervorheben zu können. Bühne und Kostüme überzeugen.

Der Stoff um Richter Adam ist gut bekannt und oft gespielt. 1808 entstand es im Laufe eines Dichterwettstreits, unter der Teilnahme von Heinrich von Kleist. Auch in Oberhausen versucht der Dorfrichter seine kriminellen Vergehen vergeblich zu vertuschen und stattdessen andere zu beschuldigen. Es geht um Machtmissbrauch, Bestechung, Nötigung und sexuelle Belästigung, das Strafgesetzbuch rauf und runter. Auch deshalb ist der Stoff heute noch so aktuell und sogar Abi-Stoff 2026. Einige junge Leute fanden sich bereits in Oberhausen ein, eine sehr guter Einfall.

Die Idee mit der steilen Treppe als Bühnenbild ist für die Darstellung der Hierarchien optimal gelöst. Erst ist der Richter, dann seine Vorgesetzte und schließlich der zuerst und zu Unrecht Beschuldigte, die oben stehen. Das Machtgefüge verschiebt sich sichtbar und klar strukturiert im Laufe des Stücks. Dabei ziert die Treppe Ausschnitte aus dem Gemälde der „Susanne im Bade“, ein gut gewähltes Motiv, auf dem die eher modernen Kostüme passend zur Wirkung kommen. Die Gerichtsschreiberin notiert alles sogar in ihr Handy. Man geht mit der Zeit, ohne die Geschichte des Stücks zu vergessen.

Der Text ist der Originaltext der von Kleist überarbeiteten Version. Seine Uraufführung wurde 1808 in Weimar ziemlich zerrissen, obwohl der große Goethe sie inszenierte. Die Dialoge sind klar und deutlich. Man agiert geschickt mit Licht und Sound. Wichtige Wendungen im Stück werden akustisch und durch gespielte Zeitlupen angekündigt. Man spielt den Stoff nicht einfach nur so herunter, sondern betont ihn hier und da. Eine Leuchtschrift verdeutlicht am Ende eine wichtige Botschaft des Abends: „My Pussy, my choice!“. Die ganze Inszenierung wirkt modern, rund und wirklich gut gelungen.

Datum: 30. Oktober 2024

theater-oberhausen.de



Schauspiel 'Der zerbrochene Krug' im Theater Oberhausen, Foto: Andreas Ettler

Schauspiel 'Der zerbrochene Krug' im Theater Oberhausen

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