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Tanzabend 'Kaleidoskop' in der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf
Mit „Kaleidoskop“ präsentiert die Deutsche Oper am Rhein einen sehr guten Tanzabend, der ordentlich pulsiert. Drei zeitgenössische Stücke sind extrem dynamisch zu erleben, davon zwei als Uraufführungen.

Der Titel des Abends macht schon neugierig. Dreht man an einem Kaleidoskop, so bekommt man die schönsten Traumbilder, bunt und kreativ. Die Erwartung wird nicht enttäuscht. Jedes Stück präsentiert sich inhaltlich anders. Eines haben aber alle gemeinsam, das enorme Tempo in der Choreografie. Alle Stücke sind für die TänzerInnen körperlich wahnsinnig anstrengend. Der Schweiß fließt.

Den Auftakt macht „Moto perpetuo“, die erste Uraufführung des Abends. Die Choreografie stammt von Iratxe Ansa und Igor Bacovich. Die immerwährenden Bewegung und die Vergänglichkeit der Zeit stehen inhaltlich im Mittelpunkt. Es ist ein durchaus spannendes und zugleich abstraktes Stück, tänzerisch wie auch die Musik von Domenico Melchiorre und Philip Glass. Die Bühne wurde von Leticia Gañán und Curt Allen Wilmer entworfen, eine zunächst dunkelgraue, unbewegliche Wand. Neben den zehn Tänzern ist sie das elfte Ensemblemitglied. In der Folge drängt sie sich in den Vordergrund. Wie optisch genial sie entworfen wurde offenbart sie mit ihrer Vielzahl an möglichen Öffnungen und Blickwinkeln. Hell und Dunkel sowie Licht und Schatten kommen wunderbar zum Vorschein, wie eine sich immer wieder offenbarende Skulptur, angelehnt an Richard Serra. Manchmal wirkt sie rostrot. Man fühlt sich an einen alten Stummfilm mit aufwändiger Kulisse erinnert. Die Tänzer drehen die Wand eigenhändig, ähnlich den Ameisen, so wie die Arbeiter in Metropolis ihre Maschinen betätigen. Bei dieser monumentalen Bühne und dem tollen Licht kommt die Wirkung die Tänzer allerdings nicht immer mit. Sie wirken manchmal wie zu klein geratene Untergebene ihrer mächtigen Umgebung. Trotzdem ist das Stück sehr zu empfehlen.

Teil zwei des Abends heißt „Invocation“ (UA), eine Choreografie des Südafrikaners Mthuthuzeli November. Er stellt eine Feier in seiner Heimat in den Mittelpunkt des Stücks. Man tanzt als Familie oder befreundete Gruppe in einem Haus und das Feuer herum, befragt seine Ahnen nach dem richtigen Lebensweg. Das Strohdach auf verschiedenen Höhenebenen deutet symbolisch den Ort an. Auch die Kostüme sind sind passend. So ähnlich stellt man sich „Afrika“ vor, Strohhütten sowie bunte und wilde Kostüme, kreisende Arme und stampfende Füße als typische Tanzbewegungen. Man tanzt das Feuer und das Geschehen tanzt wild drum herum, immer ein wenig Vodoo. Vielleicht sind es auch nur übersteigerte Klischees, mit denen er arbeitet. Nicht jeder Mensch in Afrika lebt in Strohhütten. Musikalisch bleibt es lange abstrakt (Alex Wilson), bis für uns typische Stammesklänge das Ende einleiten. Diese Choreografie ist mal ein erfrischend anderer Ansatz, inhaltlich und optisch.

Die dritte Arbeit ist die in sich insgesamt stimmigste. „Vers un Pays Sage“ wurde 1995 von Jean-Christophe Maillot choreografiert. Der Titel bedeutet so viel wie „in Richtung eines weisen Landes“. Ort könnte das Licht im Süden Frankreichs sein, wo das Leben blüht und Freude bereitet. Er widmete die Hommage seinem damals verstorbenen Vater, dem Maler Jean Maillot, der vor Energie nur so strotze. Tänzerisch ist das eine ausgezeichnete Mischung aus neoklassisch und zeitgenössisch, also stilistisch etwas harmonischer und runder, aber nicht weniger temporeich. Ist das nun dynamische Poesie oder poetische Dynamik? Die Lebensfreude kommt auf jeden Fall deutlich rüber und der Tanz steht absolut hundertprozentig im Vordergrund. Wer sich übrigens noch an Francesca Berruto im MiR in Gelsenkirchen gerne erinnert, hier darf man ihre unvergleichbare tänzerische Ausstrahlung wieder auf der Bühne erleben, eine Wonne, trotz des hohen Tempos, das tänzerisch grundsätzlich ein wenig die Eleganz der Bewegungen einschränkt. Die weniger abstrakte Musik von John Adams wirkt zuträglicher. Die großflächigen Farbstimmungen im Hintergrund sind perfekt gewählt. Sie unterstützen die Stimmungslage psychologisch sehr geschickt. Am Ende verschwinden die Protagonisten hinter einem großformatigen Gemälde seines Vaters, der perfekte Schlusspunkt des Abends.

Erwähnung finden müssen definitiv noch die Düsseldorfer Symphoniker unter der Leitung von Thomas Herzog. Auch sie leisten Großes. Alles Orchestrale ist live gespielt und die überwiegend abstrakten Partituren sind nicht einfach umzusetzen. Ein dickes Lob!

Datum: 23. März 2025

www.operamrhein.de

Tanzabend 'Kaleidoskop' in der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf, Foto: Altin Kaftira

Tanzabend 'Kaleidoskop' in der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf

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