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Mit der Stadtführung „Stadtgeschichte draußen – Wiederaufbau und Wirtschaftswunder. Ein Rundgang durch die Duisburger Innenstadt“ geht das Stadtarchiv Duisburg hinaus, um interessierten BürgerInnen die Entwicklung einzelner Bereiche näher zu bringen. Mit Dr. Andreas Pilger, dem Leiter der Archivs, ging es vom Mercator-Brunnen vor dem Rathaus direkt in die City. Als Archivar kennt er fast jeden Stein hier, jede Veränderung im Stadtbild in Duisburg seit 1945. Keimzelle der Stadt ist die Salvatorkirche aus dem 13. Jahrhundert sowie die mittelalterliche Stadtmauer. Auch aus der Gründerzeit haben viele Gebäude den Zweiten Weltkrieg nicht überstanden. Das Rathaus von 1902 wurde historisierend wiederaufgebaut. Ein Seitentreffer machte links einen Ergänzungsbau notwendig. Die linksseitige Wohnbebauung wurde am 13.5.1943 fast komplett zerstört, zwei verbliebene Solitäre später abgetragen. Duisburg entwickelte sich zur Autostadt. Aus kleinen Gassen wurde die Schwanenstraße, der Traum vom Durchstich in die neue Innenstadt. Mut und Geld waren vorhanden, jedoch keine klare Linie mit dem Ziel einer Synthese aus Alt und Neu. Es gab den Bahnhof von 1846 etwas außerhalb der Innenstadt, die Gerichtsbauten, das Theater von 1912, die alte Tonhalle, das Kino Mercator-Palast und den Duisburger Hof (1927). Man handelte schnell. Das Theater war 1947 provisorisch wieder nutzbar, Anfang der 1950er komplett wiederaufgebaut. Heute bedarf es baulich einer sehr intensiven Pflege. Man baute sehr fleißig. Die alte Mercatorhalle (1962 bis 2005) oder die Berufsschule und Volksschule auf dem Mercator-Quartier. Letztere hatte hohe bauliche Qualität, inkl. Kunst am und im Bau. Nachkriegsbauten sind heute bedroht oder bereits angerissen, wie auch die drei erwähnten. Der Sonnenwall wurde sehr modern als Grünstreifen geplant, eine zweite Durchgangsstraße jedoch vorgezogen. Nach dem Krieg gab es hier viele Cafés, Kneipen und Kinos, Alkohol, Drogen und Krawalle inkl. Ein Rotlichtviertel auf der Königstraße war ganz in der Nähe etwas noch hinten versetzt. Udo Jürgens stieg nebenan bei Konzerten in der Mercatorhalle gerne im „Fürstenhof“ an der Bar ab. Es gibt noch ein paar alte, sehenswerte Gebäude aus der Gründerzeit oder der ersten Nachkriegszeit in der City zu erleben. Eine interessante Architekturtrilogie findet man gegenüber dem Rathaus. Die alte Post befindet sich neben dem Blennemann-Bau (1957) und der Neubebauung auf dem Mercator-Quartier. Die letzten beiden kann man durchaus als Investorenarchitektur beschreiben. Den Städten mangelt es oft an finanziellen Möglichkeiten. Investoren springen als Bauherr ein und die Stadt tritt als Mieter auf. Es gilt dabei eine ökonomische Herangehensweise, nicht die beste Architektur. Heute bevorzugen Investoren vielfach Architektur mit wenig Langlebigkeit. Das bestes Beispiel dafür ist das City-Palais (2007), ein schöner Konzertsaal, aber heute kann man sich das Gebäude jetzt schon äußerlich nicht mehr ansehen. Davor befindet sich der König-Heinrich-Platz, der früher Königsplatz hieß. 1936 wurde er von den Nazis aus Verehrung für König Heinrich den III. umbenannt. Er soll 936 einen Tag vor seinem Tod Duisburg besucht haben. Nazi-Größe Heinrich Himmler sah sich als sein zeitlich versetzter Nachfolger. Auf der Königstraße befand sich einst das Kaufhaus Horten (1948, heute Forum) sowie die Mercatorhalle mit moderner Architektur (1962) von Gerhard Graubner. Die Mercatorhalle wurde durch das City-Palais 2007 ersetzt. Man findet in der Liebfrauenkirche (1961) Teile der ehemaligen Kirche, wie auch Elementen von Weltausstellungen. Über die äußere Architektur lässt sich streiten. Innen ist sie sehenswert. Es gab sogar einen Fußgängertunnel zwischen Rathaus und Post mit sechs Ausgängen und sieben Ladenlokalen für stylische Produkte der Zeit, passend zum neuen Dienstleistungssektor für die moderne Bevölkerung. Er fiel der U-Bahn zum Opfer, an der man 17 Jahre lang gebaute, 1 Mrd. DM teuer. Vierspurig pulsierte der Verkehr auf der Königstraße als Zeichen der Nachkriegsmoderne. Zum Glück ging irgendwann der Stadt das Geld aus, denn es gab Pläne, vor die historisierende Fassade des Rathauses einen typischen 60er-Jahre Anbau im Brutalismus-Stil zu setzen, ein architektonischer Supergau. Man wollte sogar eine Skyline für Duisburg, urbane Hochhäuser, ein Bankenviertel und moderne Dienstleistungen. Die Lohntüte war Geschichte. Für das Gericht plante man ein 29-stöckiges Hochhaus, welches nie gebaut wurde. Auch das Kalderoni-Hochhaus (1961) war eigentlich flacher geplant. Neben der Dresdner Bank, der neoklassizistischen Commerzbank (1951) entstand 1961 eine neue Sparkasse. Architekten hatten oft eine Nazi-Vergangenheit, konnten groß bauen und waren billig zu bekommen. Der Sparkassen-Bau ist so einer. Dafür musste eine alte Villa auf der Königstraße weichen, in der das Lehmbruck Museum seinen Sitz hatte. 1958 entstand ein schöner und zeitloser Neubau für das Museum im Kantpark. Heute stehen noch das einstige Horten-Kaufhaus mit ehemaliger Kettenhemd-Fassade an der Düsseldorfer Straße sowie das Parkhaus von 1964 mit von außen sichtbaren Rampen. Die sogenannte Moderne der 60er ist recht schnell verflogen. Gebäude wurden oft nicht gepflegt. Heute sind sie häufig unansehnlich, glänzen mit Leerstand, was auch für die Glaspavillons von Anfang der 1990er gilt, die vor dem Abriss stehen. Dann wäre die einst vierspurig befahrene Königstraße heute viel zu breit, um ein Einkaufserlebnis und Aufenthaltsqualität zu bieten. Innenstädte wandeln sich mit dem jeweiligen Zeitgeist. Oft wurde und wird nicht zu Ende gedacht. Selbst an heutigen Ideen für autoarme und grüne Citys scheiden sich die Geister. Ruhige Zonen sind schön, aber der ÖPNV ist leider zu teuer und längst nicht ausreichend ausgebaut. Die Probleme bleiben, egal ob 1960 oder 2025. Auch die Duisburger Innenstadt wird sich im Laufe der kommenden Jahrzehnte sicher weiter verändern. Es werden weitere interessante Führungen zu diversen Themen in der Stadt regelmäßig angeboten. Datum: 7. August 2025 www.stadtarchiv-duisburg.de |
historische Stadtführung, Mercatorhalle, Archivfoto: Jehle![]() nächstes Foto |
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