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Mit dem Schauspiel „Der Frieden“ hat die neuen Intendanz des Schlosstheater Moers einen sehr gelungenen Start hingelegt. Das Stück packt einen von der ersten Minute an. Co-Intendant Daniel Kunze führte Regie. Es ist ein Text von Aristophanes, in der Bearbeitung von Antoine Vitez, welcher vom Ensemble weiterentwickelt, dem Zeitgeist angepasst wurde. Die Sprache ist modern. Der Peloponnesische Krieg (431 bis 404 v. Chr.) dauert nun schon 13 Jahre lang. Der Weinbauer Trygaios hat den Krieg satt. Wo sind denn die griechischen Götter, die die Menschen beschützen sollen? Auf dem Rücken eines Mistkäfers fliegt er zu ihnen herauf, um um Frieden zu bitten, doch sie sind ausgeflogen, weg. Die Menschen haben sie enttäuscht. Nur Hermes und der Kriegsgott Polemos, sind noch da. Es droht also noch größeres Ungemach in Griechenland. So gräbt er den Frieden in seinem Garten aus, wo ihn Hermes lokalisiert hat. Ist das die Lösung des Konflikts zwischen Krieg und Frieden? Können Dichter mit ihren Geschichten die Welt verändern? Können sie den Frieden herbei schreiben? Was ist überhaupt Frieden und könnte er ewig anhalten? Freud teilte die Ansicht, dass Gewalt ein typisches Merkmal des Tierreichs ist und auch auf die Menschen zu beziehen sei. Der Mensch sei von Grund auf ein gewaltsames Wesen. Eines ist klar. Krieg hat stets ein hässliches Gesicht, egal ob früher Mann gegen Mann, oder heute in modernen Variationen. Die Krieger, die mit blankem Oberkörper, Speer und Schild in die Schlacht zogen, sehen heute anders aus. Sie steuern ganz hinterhältig z.B. Drohnen. Trygaios ist so ein Held, ein Friedensheld. Zumindest strebt er es an. Die Familie und die Nachbarin unterstützen ihn in seinen utopischen Bemühungen. Der Mistkäfer wird gemästet, damit er Trygaios in den Himmel zu Zeus fliegen kann. Szenisch ist das gut herausgearbeitet. Das Theater verfügt nun mal nicht über einen Bühnenturm. Mit geschicktem Licht und schauspielerischem Können lässt eine ganze Menge sehenswert darstellen, die Bühne gedanklich vergrößern. Zurück auf der Erde geht die Suche nach dem Brunnen los, in dem der Frieden vergraben wurde. Lebt er überhaupt noch? Ja, er lebt noch, doch fristet er ein körperlich kümmerliches Dasein, kann nicht einmal mehr sprechen und verschwindet schließlich wieder. Auch der Anti-Kriegsheld Trygaios wirkt enttäuscht von seinem eigentlich gelungenen Vorhaben. Wie sieht der Frieden aus? Es wird angeregt diskutiert. Trygaios wird schließlich von seiner Familie verlassen. Utopien haben im Krieg wenig zu suchen. Jeder hat so seine Meinung, auch die auftretenden Waffenhändler, die für einen starken Frieden der Abschreckung eintreten. Nicht nur die deutsche Bundesregierung und Rheinmetall seien hier herzlich gegrüßt. Der Frieden ist jedenfalls kein Konjunkturpaket. Er taucht nicht als Meldung in der Tagesschau auf und schreibt auch keine Geschichte. Für einen ruhmreichen Beitrag zur Weltgeschichte taugt er einfach nicht. Bei den vielen Neros, Napoleons, Hitlers, Stalins, Putins, Netanjahus, Trumps und all den weiteren Kriegsverbrechern geht er unter. Ein Genozid mehr oder weniger fällt schon gar nicht mehr auf. Hauptsache die Opfer haben kein Gesicht, sind medial nur eine namenlose Masse. Den Frieden einfach so vergessen sollten wir aber definitiv nicht. Mit Ben Krolzik steht plötzlich ein schauspielerisch sehr talentiertes Kind auf der Bühne, welches sich Sorgen um seine Zukunft macht. Das Gespenst des Dritten Weltkriegs fliegt plötzlich durch den Raum, eine sehr ernsthafte Mahnung an die handelnden Erwachsenen. Ein kurzes Wort zum ebenso gelungenen Soundtrack. Ein wunderschöner Welthit kriecht einem förmlich ins Ohr und begleitet einen auf dem Heimweg: „While my guitar gently weeps“ von den Beatles bzw. etwas später unvergessen mit Eric Clapton. Dabei geht auch ein großes Lob an das Ensemble. Gesanglich hat man eine ganze Menge zu bieten, tolle Stimmen. Matthias Heße (Trygaios), Clara Pinheiro Walla (Trygaios' Tochter), Florian Kager (Trygaios' Sohn / Polemos), Catherine Elsen (Die Nachbarin / Frieden) und Rose Lohmann (Die Tante / Hermes) machen auf der Bühne schauspielerisch eine extrem gute Figur. Dabei schlüpfen sie teilweise geschickt in mehrere Rollen, die sich auch gut unterscheiden lassen. Mit viel Fantasie fliegt man zu den Göttern im Himmel oder buddelt den Frieden aus der tiefen Erde aus. Man spricht immer mal wieder das Publikum an, das anwesende griechische Volk. Auch die Sprache passt bei diesem ursprünglich antiken Stoff. Willkommen in 2025. Da fliegen keine antiken Sprachbilder durch den Raum, gute Mono- und Dialoge. Alles ist sehr gut verständlich und mit gutem Humor hier und da gespickt. Das relativ kleine Ensemble überzeugt auf ganzer Linie und auch die neue Intendanz hat einen ausgezeichnet guten ersten Eindruck hinterlassen. Es darf am Schlosstheater gerne so weitergehen. Datum: 31. Oktober 2025 schlosstheater-moers.de |
Schauspiel 'Der Frieden' im Schlosstheater Moers, Foto: Jakob Studnar![]() nächstes Foto |
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