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Mit dem sehenswerten Solo-Stück „Wie mein Freund im Fernseher verschwand“ hinterfragt die Bochumer Schauspielerin Linde Dercon Begriffe wie Bescheidenheit oder Kunst. Die szenische Lesung orientiert sich kurz, knackig und emotional an TV-Formaten wie „Big Brother“. Sie sitzt in Jena und er, Olivier Arts, in Amsterdam. Es ist Liebe. Blickt man aus dem All, so haben sich zwei winzige Staubkörner auf der Erde gefunden, was schon schwierig genug ist. Beide haben einen ausgeprägten Sinn für die Kunst. Linde ist eine sehr talentierte, junge Schauspielerin, er ein Aktionskünstler. Alles könnte so gut laufen, doch er meldet sich plötzlich für eine Reality-Show im niederländischen TV an. Ein Jahr lang möchte er im TV verschwinden, das Ganze als Kunstprojekt betrachten und möglichst 100.000 Euro gewinnen. Für Linde wird es in diesem Fall abstrakt. Zwar missfällt ihr sein Vorhaben innerlich, spricht ihm aber doch die Unterstützung zu. Er wird schon nicht ausgewählt werden, so ihre Annahme, wird er aber doch. Ein Tagebuch mit Herzchen auf dem Cover bekommt sie von ihm, um ihre Erlebnisse ohne ihn festzuhalten. Obwohl sie sich fest entschlossen hat, diese „Rattensendungen“, wie sie sie nennt, nicht zu gucken, kann sie es heimlich aber nicht lassen. Selbst in Sozialen Medien stöbert sie und bekommt seltsame Kommentare. Sie ist entsetzt, als sie ihn mit normschönen Frauen im Whirlpool baden sieht. Der Sender schneidet alles geschickt zusammen und deutet mehr als das Gesehene sogar an. Linde ist außer sich vor Wut, weiß nicht, ob es gespielt oder ernst ist. Denkt er noch an sie? Anrufen kann sie ihn nicht und fällt dabei in ein tiefes, zweifelndes Loch. Wutbriefe an die Produktionsfirma werden von ihr verfasst, kommen aber nie bei ihm an. Diese autobiografische Thema, von Linde Dercon selbst geschrieben, denkt viel weiter, als die Oberfläche es andeutet. Es wirkt intelligent und nachdenklich, alles wohl formuliert und durchdacht. In ihrer Rache-Show wählt sie eigene, künstlerische Wege, ihre Verzweiflung zu verarbeiten. Sie stellt den Begriff „Bescheidenheit“ in den Raum. Ihr Freund im TV möchte die hohe Kunst den Massen näher bringen, sich dafür zum Affen machen. Welche Rolle hat die Kunst? Kann Kunst, können Künstler überhaupt bescheiden sein? Sind solche „Rattensendungen“ überhaupt eine geeignete Bühne, um sich oder sein Thema vernünftig zu präsentieren? Schließlich steht er live und stumm im Raum, einen Strauß Blumen in der Hand. Es ist gute Idee, das Erlebte so ehrlich und klar zu präsentieren. Ihre Liebe hat gehalten. Datum: 7. Juni 2025 www.schauspielhausbochum.de |
Schauspiel 'Wie mein Freund im Fernseher verschwand' im Schauspielhaus Bochum, Foto: Lukas Zander![]() nächstes Foto |
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