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Oper 'Falstaff' im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen
Das Musiktheater im Revier schließt die Spielzeit mit der sehr gelungenen Inszenierung der Oper „Falstaff“ ab, eindrucksvolles Debüt am MiR für Frank Hilbrich, der ab Sommer 2026 hier als Generalintendant auf Michael Schulz folgen wird.

Der „Falstaff“ zählt zu den schwierigsten Opernstoffen überhaupt, die man auf die Bühne bringen kann. Für Regisseur Frank Hilbrich war es eine Herausforderung mit sehenswertem Ergebnis, ein „großes Erlebnistheater“, wie Michael Schulz es bei seiner Moderation der Premierenfeier nannte. Insgesamt stehen zehn gleichberechtigte Solisten auf der Bühne. Es spielt die Neue Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Rasmus Baumann. Am 11. Juli wird der sehr talentierte Nachwuchsdirigent Roc Fargas aus Katalonien das Pult übernehmen.

Die Hauptfigur ist jemand, der humorvoll und doch sehr ernst der Spießbürger-Gesellschaft den Spiegel vorhält, indem Falstaff (Benedict Nelson) viele Normen eines festgefahrenen Bürgertums durch sein Handeln sprengt. Er nimmt sich selbst nicht so ernst und liebt Provokationen. Das Leben ist für ihn ein Spiel. Mit hohem Tempo nimmt die politisch-gesellschaftliche Geschichte ihren Lauf. Wie kann bei alle diesen Grundkonflikten die Welt verändern?

Das Bühnenbild besteht hauptsächlich aus 24 Tischen, die sich variabel auf zwei Ebenen anordnen lassen. Die Szenen im Gasthaus bilden die Basis der Handlung. Falstaff isst und trinkt gerne, lebt und pflegt seinen so sehr geliebten Bauch, den eines Narren. Mal bilden die Tische eine akustisch sehr positiv wirkende Wand, mal einen Essenstafel, wo das Gemeinsame betont wird. Stehen sie einfach zusammen, so bilden sie eine Bühne auf der Bühne. Die Kostüme orientieren sich an den letzten drei bis vier Jahrzehnten. Über allem hängen philosophierende Parolen. „Essen ist die einzige Kunstform, die man genießen kann“, „Im Unterbewusstsein strömt die Anarchie“, „Wer braucht schon Regeln, wenn man das Chaos haben kann“ oder „Na, du Narr“.

Auf der Bühne ist es eine poetische Hochsprache vermengt mit deftigen Schimpfwörtern, alles vom Orchester genau musikalisch kommentiert, inklusive schnelle Wechsel in der Musik, eine Komödie in Töne umgesetzt. Falstaff spielt mit den Erwartungen der anderen, hält ihnen den Spiegel vor, schert sich nicht um gesellschaftliche Regeln, ein sympathischer Anarchist, der Intrigen regelrecht anzieht. Er ist als Narr wunderbar dick und rund dargestellt, aber auch selbstkritisch und mit Eigenlob ausgestattet, ein manchmal gefallener Friedensengel im rosa Tutu. Der Gutgläubige, der von der Gesellschaft verarscht wird, schlägt jedoch zurück, denn die Gesellschaft offenbart sich selbst. Die große Tafel mit Doppelhochzeit offenbart Witz, Komik sowie jede Menge szenische Abwechslung, sehr unterhaltsam. Der Humor wird klasse eingeflochten. Es ist niemals albern.

Die Selfieszenen als Schlussbild sind eine herrliche süffisante Anspielung auf die künstlich-maskenhafte Selbstinszenierung vieler Menschen in der heutigen Zeit, die gelungene Verbindung zum Heute.

Auch wenn bei 30°C und hoher Luftfeuchtigkeit die Klimaanlage den gesamten Abend über so richtig in die Knie ging, war es ein gelungener erster Eindruck des künftigen Generalintendanten, auf den sich natürlich viele Augen richteten. Die Begegnung von Michael Schulz und Frank Hilbrich bei der Premierenfeier war für das Haus durchaus historisch. Für Michael Schulz war es ein schöner Abschied nach 18 Jahren Tätigkeit am MiR.

Datum: 14. Juni 2025

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Oper 'Falstaff' im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen, Foto: Isabel Machado-Rios

Oper 'Falstaff' im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen

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