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Stummfilms 'Das Cabinet des Dr. Caligari' von Carl Bartos in der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf
Die Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf zeigt ab dem 31. Oktober 2025 im großen Saal die NRW-Premiere des Stummfilms „Das Cabinet des Dr. Caligari“. Carl Bartos und Mathias Black haben die Musik komplett neu arrangiert. Die Protagonisten stellten das beeindruckende Werk in Düsseldorf vor.

Der Psychothriller ist ein frühes Meisterwerk der Filmgeschichte vom Carl Meyer und Hans Janowitz. Es spielt 100 Jahre zuvor. Kein Original ist mehr bekannt, auch keine existierende Partitur. Die hier restaurierte Filmversion stammt von 2014. Carl Bartos aus Hamburg ist als Mitglied von „Kraftwerk“ weltbekannt, eine Musik-Legende der E-Musik, die auch bereits in der „Hall of Fame“ weilen darf. Er studierte Schlagzeug an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf, spielte damals teilweise im Orchestergraben und war bei Opern mit dabei. Seine Wurzeln liegen in Düsseldorf. Mit dabei war Mathias Black am Mischpult. Seit 1989 arbeiten sie zusammen, hatten beide den gleichen Schlagzeuglehrer, sind sich an der Hochschule aber nie begegnet.

20 Jahre lang hat Carl Bartos an diesem Arrangement gearbeitet. Seine erste Version gefiel ihm nicht. Die musste er vernichten. „Wenn man die Dinge erklären will, muss man sie vereinfachen.“ Er schaute genau hin und fügte Geräusche ein. Man hört plötzlich Schritte, das Rühren in einem Topf, das Laufen im Laub, Lacher, Räuspern, eine Glocke läutet, einen Jahrmarkt, piepsende Affen, Essgeräusche, Flüstern, Kinder, knarrende Türen und Schränke. Stimmen werden leise und diffus unter die Musik gelegt. Es ist keine Sprache, lediglich eine „Musikalisierung der Sprache“, so wie sie es nennen. Bartos hat alleine ein Jahr für die Geräuschebene benötigt. Die Geräusche hat er meist im eigenen Haus aufgenommen.

Wie geht man so Projekt an? Bartos kramte alte Studienunterlagen heraus, der „freier Satz“ als Komposition, diffuse Klänge aus Wahn und Traum. „Es gibt nur frühe und späte Musik, keine alte und neue.“ Er ist ein spannender Musikphilosoph mit außergewöhnlichen Ansichten. Zunächst hat er sich den Film nur ohne Ton angesehen und Details entdeckt. Bewegungen betrachtet er als Choreografie. Jeden Raum hat er mit einem eigenen Raumklang versehen und die Atmosphäre sehr gut einfangen, historisch angelehnt und doch neu arrangiert. Bild- und Tonspuren konnten früher nicht zusammen geführt werden. Nun wurde die Trennung aufgehoben. Ein Sinfonieorchester verbindet 300 Jahre Musikgeschichte, von Barock, über Jazz bis hin zu E-Musik. Das Orchester wurde transformiert, nicht kopiert, und obendrein gemischt mit elektronischer Musik. Man hört öfter mal ein Merimbaphon, Klarinetten, Pauken oder Streicher. Eine Kirchenorgel ist sehr hervorstechend. Pauken dienen als Ankündigung, getragene Klänge stehen für Schmerz und Tod, wirklich gute, musikalische Spannungsbögen, inkl. psychedelischer Töne. Die Musik nimmt Takt und Stimmung des Films gut auf. Die Komposition ist aber ausdrücklich keine Filmmusik, sondern eine „audiovisuelle Arbeit“, wie sie es nennen. Wie klingt denn das Böse? Das sind Szenen in Dur. Die Geschichten werden in Gegensatz erzählt. Es gibt Metronome für jede Szene.

Bei diesem Neuarrangement ist alles komplett und sehr gut durchdacht, keine simple Kopie von „Kraftwerk“-Melodien. „Musik lebt weiter“. Sie erfüllt neue Generationen“, so Carl Bartos. Dieser Stummfilmklassiker wird so gut arrangiert auch noch einige Jahrzehnte weiter im Gedächtnis blieben. Carl Bartos hat bereits mit „Kraftwerk“ bewiesen, zeitlose Kompositionen zu erschaffen.

Der VVK für Oktober ist gestartet.

Datum: 19. März 2025

www.operamrhein.de

Stummfilms 'Das Cabinet des Dr. Caligari' von Carl Bartos in der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf, Foto: Jehle

Stummfilms 'Das Cabinet des Dr. Caligari' von Carl Bartos in der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf

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