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Mit dem berührenden und sehr guten Schauspiel „ZweitZeuge - Opa war ein Nazi“ von Ilka Vierkant greift das Schauspiel Duisburg ein Thema auf, welches noch immer aktuell und wichtig ist. Wie gehen wir mit der Generation unserer Ahnen um, die die 30er und 40er Jahre erlebt hat? Waren sie überzeugte Nazis und wie geht man heute damit um? Die Aufbereitung der NS-Zeit ist für viele Familien heute noch schwierig. Oft war irgendein Opa oder Ur-Opa ein überzeugter Nazi, der an wichtigen Schnittstellen viele Menschen auf dem Gewissen hatte. Bei der Schauspielerin Ilka Vierkant ist es ähnlich. Sie wusste, dass ihr Opa in der NS-Zeit Reichsbahndirektor für die damaligen Ostgebiete war. Das gesamte Schienennetz, wichtig für die Transporte in die Konzentrationslager, unterstand ihm. Als sie eines Tages in ihrer Wahlheimat Toulouse den Vortrag des Auschwitz-Überlebenden Jean Vaislic hörte, dämmerte es ihr. Jean musste als Zwangsarbeiter im Lager Schienen verlegen. War ihr Opa vielleicht der Menschenschinder, der auch Jean und viele andere KZ-Insassen wie ein Stück Fleisch behandelte? Bis zu 100.000 Menschen wurden pro Tag per Zug nach Auschwitz gebracht. Sie forschte in Archiven und fand gewisse Dinge heraus. Er war also doch in der Partei und mächtig. Auf einem Pferd soll er dienstlich gerne geritten sein. Als Mädchen konnte sie ihn nach 1945 kaum kennenlernen. Er sprach nicht mit ihr. Ihr rundes Gesicht war ihm nicht NS-deutsch genug. Auch ihre Oma ließ sie links liegen. Nur den typischen Geruch seines grauen Anzugs kannte sie. Ihr Opa bekam ab 1945 von den Briten ein Berufsverbot auferlegt, obwohl ihm bei den US-Besatzern die Todesstrafe gedroht hätte. Die alten Nazis wussten sich zu entlasten und zu schweigen. Das Solo-Stück mit Ilka Vierkant, die zur gedanklichen Entlastung zwischendurch immer wieder mal in die Rolle der Monika schlüpft, ist eindrucksvoll inszeniert. Sie hatte zu Lebzeiten ein Gespräch mit Jean aufgezeichnet. Man sieht Filmausschnitte eines Mannes, der gelitten hat, der jeden Tag neu sein Glück suchte. An Blumen dachte er, wenn ihn schlechte Gedanken heimsuchten. Er wusste, wie perfekt die deutschen Öfen im KZ arbeiteten und wusste auch, wie sich ein Todesmarsch über 640 km von Auschwitz nach Birkenau anfühlte. Über seine Erlebnisse in einer Fabrik wollte er dann aber lieber nicht reden. Er und seine Frau Marie überlebten das KZ, gingen später damit u. a. in Schulen, um die junge Generation zu sensibilisieren. Dabei vergisst sie nicht die deutsch-französische Annäherung nach 1945 zu erwähnen, am Beispiel der französischen Chanson-Sängerin Barbara, die Göttingen ein Lied widmete. Ilka Vierkant hat sich als Verstärkung zwei Puppen mit auf die Bühne genommen, ihren Opa und ihren Enkel als stumme Dialogpartner. Ihr Enkel, ein Sinnbild für die junge Generation, soll sich der Familiengeschichte bewusst sein und es einmal besser machen. Die aktuelle, politische Lage erfordert Wachsamkeit. Ihr Großvater bleibt auch an diesem Abend stumm. Das Stück ist eine Übersetzung aus dem Französischen, mit einer grundlegenden, szenischen Überarbeitung hier in Duisburg. Es wird ständig von ihr weiterentwickelt. Demnächst möchte sie mit dem Stoff nach Argentinien und New York bringen. Datum: 9. Mai 2025 www.theater-duisburg.de |
Schauspiel 'Zweitzeuge' im Schauspiel Duisburg, Foto: Sascha Kreklau![]() nächstes Foto |
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