Das Aalto Theater in Essen präsentiert die sehr sehenswerte Oper „Wozzeck“ von Alban Berg nach einem Fragment von Georg Büchner. Regie führte Martin G. Berger. Es ist ein Stoff mit einem Text, der über 150 Jahre alt, noch immer modern ist, gesellschaftlich, sozialkritisch und seelisch hochinteressant. Wozzeck war sogar der ursprüngliche Name des Dramas. Thema ist eine Todesspirale eines Menschen, der besonders sensibel für viele Dinge ist. Die Abgründe der menschlichen Existenz werden in dieser Person, die eigentlich nur ihr kleines Glück sucht, vereint. Dieser Abend möchte mehr. Er hinterfragt in 15 Szenen und mit viel Text, ob Wozzeck eine unumstößliche Realität oder evtl. ein Anstoß zur Veränderung sein kann. Ist der Tod von Marie und ihm wirklich unumstößlich? Eingearbeitet sind drei Narren, gesanglich, tänzerisch und schauspielerisch. Gefühlt bilden sie gemeinsam die Hauptrolle, wie das Narren so ist, wenn sie auftreten. Sie wollen Wozzeck überzeugen Narr zu werden, wollen ihn vom Mord an Marie abbringen. Das auf der Bühne zitierte Gedicht „Falsch-Spieler“ von Edlef Köppen beschreibt es sehr gut: „Werd' Narr wie wir, Sei klug, sprich: dumm! Sei laut: sprich: stumm! Entsag' der Welt und lach ihr ins Gesicht.“ Die drei Narren sind ein echter Gewinn für diesen Abend. Musikalisch ist es von Alban Berg durchaus radikal, aber dabei interessant für die Ohren, eine nicht alltägliche, spannende Partitur der Essener Philharmoniker unter der Leitung von Roland Kluttig. Drei Jugendwerke von Alban Berg werden genauso eingearbeitet wie einige schöne Chorpassagen des Opernchors und des Kinderchors. Sogar ein junger Solopart ist zu hören. Chormitglieder sind häufig auf der Bühne präsent. Sehr szenisch passend ist das Bühnenbild (Sarah-Katharina Karl), niemals langweilig und extrem aufwändig. Es ist wirklich ein Gedicht, optisch mit sehr vielen Effekten und zugleich eine echte Milieustudie mit ein paar Sitzmöbeln, einer Kneipe, einer Lichtorgel an den Wänden, einem riesigen Zahnrad, leicht animierten Projektionen oder einem Blutmond, wirklich sehr imposant und bildreich, ohne dabei zu übertreiben. Gesanglich kann man sicher nicht klagen. Heiko Trinsinger, Rodrigo Porras Garulo, Aljoscha Lennert, Torsten Hofmann oder Sebastian Pilgrim, um nur einige zu nennen, machen eine sehr guten Job. Datum: 25. Mai 2024 www.theater-essen.de |
Oper 'Wozzeck' im Aalto Theater in Essen, Foto: Matthias Jung nächstes Foto |