abenteuer-ruhrpott.info Aktuelles abenteuer-ruhrpott.info
Freizeittipps
Veranstaltungen
Ausstellungen
Bücher / Musik
Kontakt
Impressum
Konzert 'Hans Zimmer Live' mit Hans Zimmer in der Arena Oberhausen
Einer der ganz großen Filmkomponisten ist auf großer Europatournee. „Hans Zimmer Live - The Concert Sensation Returns“ lautet das Motto, welches Programm ist. Der Tourneeauftakt in der Arena Oberhausen war in allen Belangen ein wahres Meisterwerk der Unterhaltung, Gänsehaut inbegriffen.

Hans Zimmer hat für die Kinoleinwand zahllose große Kompositionen geschaffen. Dabei war sein Weg nach ganz oben nicht einfach. In der Schule unverstanden, von Musiklehrern ebenso, sowie der Weg über kleine Auftritte, die man mitnehmen musste, um Geld zu verdienen, Zimmer landete trotz allem in Hollywood. Seine Melodien kennt man als Kinogänger.

Seit einigen Jahren präsentiert er seine Kompositionen auch persönlich auf der Bühne, mit sehr großem Erfolg. „Ich mache das ja nicht professionell“, lautete seine Meinung dazu in Oberhausen. Er möchte mit seinen Fans nur “zu Abend essen“, musikalisch und in einer großen Halle, die er mühelos in ein wunderbares Wohnzimmer verwandelt. Dabei bleibt es so bodenständig und sympathisch, nimmt sich selbst gar nicht so wichtig. Dafür erwähnt er immer wieder, wie sehr er seine Musiker und die Crew schätzt. Jeder Musiker ist für ihn ein wichtiger Teil der Umsetzung seines Arrangements. Auch optisch stand er in Oberhausen mit Bluejeans und einen einfachen, schwarzen Lederjacke auf der Bühne, sich selbst ziemlich zurückgenommen. Er lässt sein grandioses Werk für sich sprechen, nicht die Klamotten. Nebenbei merkte er, dass er seit zwei Jahren kein Deutsch mehr gesprochen hatte, es funktionierte noch.

Gerne dachte er an sein letztes Konzert in Oberhausen im April 2016, als Prince zwei Tage vorher verstarb und Zimmer über Nacht mit seinem Orchester „Purple rain“ einstudierte, zu Ehren eines großen Musikers. Unvergessene Momente! Das war es auf den Tag genau sieben Jahre her. Unvergessen wird auch dieses Konzert bleiben, denn es wird neue Maßstäbe setzen, für alle die, die Shows oder Konzerte auf der Bühne präsentieren.

Schon beim Betreten der Halle läuft keine Werbung für diverse andere Veranstaltungen in Schleife. Er hat eine vorgeschaltete Videowall zu einem Spiegelbild des Publikums per Kamera umfunktioniert. Stellt man sich davor, so erscheint man groß zu sehen für alle, mit der Halle im Rücken. Es werden unzählige Selfis geschossen. Schon hier zeigt sich die enorme Kreativität und der Sinn für besondere Momente. Ab dem zweiten Song fährt die Videowall als Stirn hoch über die Bühne. Es erscheint eine Bühne, die eher einem High-Tech-Orchester-Lab ähnelt. Dahinter befindet sich eine weitere Videowall. Über den Köpfen der Künstler tanzen Lichtbalken phänomenal miteinander. Für das unheimlich kreative und großartige Licht gibt es ein kräftiges Wow, sehr fein abgestimmt. Mal spielt es ganz leise und zart, kann aber auch richtig rocken und die Dynamik der Musik transportieren. Es ist eine sehr fein getunte Lichtoppulenz, die grundsätzlich immer stimmig und synchron zur Musik ist.

Große Videowalls sind bei anderen Künstlern häufig im Einsatz, nur oft leider kaum passend bespielt, viel zu grell oder langweilig. Bei Hans Zimmer ist das völlig anders. Seine Animationen sind wahre Kunstwerke, die man sich auch in Museen wie dem Kunstpalast in Düsseldorf oder anderen Häusern vorstellen kann, die offen für digitale Kunst sind. Sie sind nicht aufdringlich, sondern echte Hingucker, je nach Song völlig verschieden konzipiert. Mal wird geschickt Afrika angedeutet, mal die Weite des Weltalls mit Sternen, anschließend Polarlichter suggeriert und zum Ende rotiert einfach nur ein Kreisel im Stil der Kraftwerk-Videos. Einfach sensationell gut!

Licht und Grafik sind wichtig, aber die Musik steht natürlich im Vordergrund. Das Orchester hatte Hans Zimmer in der Ukraine gebucht. Zwei Wochen später brach der Krieg aus. Er hat so viele Musiker wie möglich mitgenommen und vor dem Krieg gerettet. Auf einen öffentlicher Aufruf meldeten sich zahlreiche ukrainische Musiker aus halb Europa, die die frei gewordenen Plätze ergänzten. Hinzu kommen Solo-Musiker, die Zimmer teilweise schon bis zu 40 Jahre lang kennt oder die im Laufe der letzten Jahre hinzu kamen. Zwischendurch hört man mal ein armenisches Instrument, eine große Glocke oder gar Dudelsäcke. Die Instrumentierung ist ganz besonders ausgewählt, wie auch die Musiker. Natürlich werden alle Instrument elektrisch verstärkt, aber es klingt nie nach einer Orchester-Sauce. Man hört die wichtigen Instrumente sehr gut heraus, egal ob Violine, Cello, zwei Schlagzeuge, Percussion, das Keyboard, große Trommeln oder E-Gitarren. So kann man von rockig, über orientalisch, asiatisch, mystisch, dynamisch, bis hin zu sehr basslastig alles mühelos rüber bringen.

Gesanglich hat Hans Zimmer nach Qualität gegriffen. Lisa Gerrard aus Australien und Lebo M in „The Lion King” haben außergewöhnliche Stimmen, wie auch Loire Cotler, die den Auftakt sang. Singen können viele, aber hier lauscht man besonderen Sängerinnen und Sängern.

Zu hören sind Ausschnitte aus „Dune”, „James Bond – No Time to Die”, „The Lion King”, „Wonder Woman“, „Gladiator”, „Pirates of the Caribbean”, „The Dark Knight”, „Interstellar”, „Last Samurai” oder „Top Gun: Maverick”.

Hans Zimmer ist nicht nur ein Meister der guten Töne, er ist ebenso ein Meister der Inszenierung, der es schafft, Filmkompositionen ohne die dazugehören Filmszenen so atmosphärisch zu transportieren, dass das Publikum gebannt in der Halle sitzt, ausgenommen die Zuspätkommer und die Bier- und-Popcornsüchtigen, die immer wieder negativ auffallen müssen. Für die Banausen konnte aber Hans Zimmer absolut nichts. Was er auf die Bühne bringt ist die höchste Kategorie der Unterhaltung in großen Arenen. Was für eine große Show!

Datum: 23. April 2023

www.semmel.de