Der Mondpalast in Herne-Wanne ist mit einem neuen Stück am Start. „Ganz in Weiß!?“ ist, wie es der Untertitel es bereits formuliert, eine Hochzeit mit Hindernissen. Wie amüsant es sein kann, wenn unterschiedliche Vorstellungen der Hochzeitsplanung aufeinander prallen, das ist bei dieser Komödie zu erleben. Leonie und Leo sind jung, verliebt und möchten ihre Liebe auch amtlich eintragen lassen. Es soll allerdings keine keine gewöhnliche Hochzeit sein, alles ganz schlicht und ohne ein weißes Brautkleid. Ort der Feier soll eine Fußballkneipe in Bochum sein. Natürlich müssen die beiden Elternpaare auch noch eingeweiht werden. Die haben wiederum völlig andere Ideen für den schönsten Tag des Lebens, traditionell bürgerlich und komplett anti-bürgerlich. Die Vier an einen Tisch zu bringen, dass es nicht fetzt, ist schon eine große Kunst. Leonies Vater ist Handwerker, macht sein Geld mit Keramik, ihre Mutter sehr fürsorglich und willensstark. Leos Vater hingegen ist ein verwirrter Professor, der von seiner Frau herablassend behandelt wird. Die charakterliche Mischung hat ordentlich Zündstoff. Schon bei der Konstellation dieser Figuren merkt man schnell, dass Braut und Bräutigam eigentlich gar nicht die Hauptpersonen sind. Sie sind nur die Marionetten ihrer wenig feinfühligen Umwelt. Als Rahmenfiguren hat man zwei Kellner der Kneipe eingebunden, Mika und Nobby. Zunächst weiß man nicht so genau, was sie darstellen sollen, bedienendes Personal oder vielleicht das Symbol für gute oder tragische Entwicklungen in der Geschichte. Irgendwie sind sie alles in Einem. Sie steuern das Brautpaar durch brenzliche Situationen, greifen helfend ein, können aber auch vor dem aufziehenden Unheil warnen. Gefühlt sind sie die skurril-schönen Hauptfiguren im Stück. Zur Handlung wird nicht viel verraten. Eine Hochzeitsfeier gibt es tatsächlich, doch die hat einige Fallstricke zu bieten. In einer Fußballkneipe kann jede Menge Humorvolles passieren, mit dem man bei der Planung der Hochzeit überhaupt nicht rechnet. Der Stoff erinnert ein wenig an „Ronaldo & Julia“, das ebenfalls aus der Feder von Sigi Domke stammt. Es war damals das erste Stück unter dem Theaterleiter und Prinzipal Christian Stratmann. Er hat sein Theater nun an Marvin Boettcher und nebenbei an dessen sympathische Ehefrau übergeben. Es scheint eine gelungene Wahl zu sein, denn beide brennen für das Haus und die Komödie. Marvin Boettcher kennt den Mondpalast seit vielen Jahren aus verschiedenen Blickwinkeln. Er sieht sich jedoch als Theaterdirektor, denn einen Prinzipal gibt es nur einmal. Auch das bestehende Ensemble freut sich ehrlich auf die neue Zusammenarbeit. Das scheint insgesamt zu passen. Die offizielle Übergabezeremonie fand, auch ein wenig emotional, vor der Premiere auf der Bühne statt. Fast zwanzig Jahre lang hat Christian Stratmann den Mondpalast aufgebaut und geleitet und auch in schwierigen Zeiten um sein Baby gekämpft. Er hat Großes geleistet. Datum: 26. April 2023 www.mondpalast.com