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'Traumzeit'-Festival 2023 im Landschaftspark Duisburg-Nord
Duisburg feiert wieder seine „Traumzeit“. Das beliebte Musikfestival abseits des Mainstreams hatte am ersten ersten Tag auf drei Bühnen bereits einige gute Sounds zu bieten.

Den Anfang machte Stina Holmquist, eine 22jährge Sängerin aus Duisburg, die in jüngeren Jahren schon häufig die „Traumzeit“ als Besucherin feierte. Jetzt stand sie selbst mit ihrer Band auf der Bühne. An den Drums saß ihr Bruder. Stilistisch ist es melancholischer Indie-Pop, der aber auch tanzbar sein kann. Ob Komposition oder Texte, Stina macht alles selbst und ist ein großes, musikalisches Talent. Hut ab, sie wird ihren Weg machen.

Die Eröffnung des Festivals wird in der Gießhalle traditionell mit dem „Knappenchor Rheinland“ zelebriert. Es werden zwar von Jahr zu Jahr altersbedingt weniger singende Bergleute auf der Bühne, gefeiert wird dieser Ü75-Chor allerdings wie echte Popstars, das Steigerlied inklusive.

Als erster Act in der Gießhalle traten „Glass Beams“ auf. Sie kommen aus Australien. Ihre schillernden Masken und und ihr fast gesangsloser Auftritt zeigen, dass sie keine ausgetretenen Pfade bevorzugen, sondern lieber einen interessanten Stil bevorzugen. Sie lassen Gitarre, Drums und Bass sprechen. Das machen sie ziemlich gut. Der Groove stimmte, sehr gut tanzbar und außergewöhnlich im Sound.

Die Indie-Band „Sorchis Richardson“ war aus Dublin angereist. Durchaus rockig kamen sie daher. Drums und E-Gitarre bestimmten den Sound. Dazu eine weibliche Stimme, die zu überzeugen wusste, ein Auftritt ganz ohne Glitzer und Extravaganzen, einfach ehrlich, bodenständig und gut.

Als Ersatz für die verhinderten „Fil Bo Riva“ waren „Kaffkiez“ kurzfristig eingesprungen. Bereits letztes Jahr wussten sie auf dem Festival zu überzeugen. Sie vermischen Rock und Pop, vermengt mit deutschsprachigen Texten und einer guten Performance. Songs wie „Du bist schuld“, „Mut“ oder „Vielleicht“ waren zu hören. Ihr aktuelles Album ist brandneu erschienen.

„Mayberg“ ist ein 21jähriger Newcomer, der bereits einen Fankreis aus vorwiegend jungen Damen hat. Die spürbare Energie seiner Songs geht gut in die Beine. Er präsentierte Songs wie „Endlos“, „Wien“, „Anomalie“ oder „Das Schönste“. Für ihn gilt dasselbe wie für Stina. Er wird seinen Weg gehen.

Was folgte darf man gut und gerne als Höhepunkt des Abends bezeichnen. Martin Kohlstedt gastierte in der Gießhalle. Er braucht nur ein Klavier, ein Keyboard und diverse Soundmaschinen, um einen großartigen Soundflow auf die Bühne zu zaubern. Seine Instrumente spielt er einzeln oder parallel, alles stets improvisiert. Dabei begibt er sich in einen Tunnel, ist völlig bei sich selbst. Man folgt ihm sehr gerne mit hinein, denn die Soundkomposition bauen sich ich immer mehr auf, gehen plötzlich neue Wege oder heben ab, ruhigere Strecken inklusive. Seine Live-Töne sind echte Kunstwerke für viele Ohren, einfach genial. Optisch wurde das fantastische Konzert, mit dem er selbst scheinbar auch sehr zufrieden war, durch ganz feines Licht und Nebel atmosphärisch untermalt. So stellt man sich im absoluten Idealfall die „Traumzeit“ vor.

Richtig rockig wurde es anschließend. Keine Angst, „Rammstein“ hätte das Gelände wohl nicht einmal betreten dürfen. Auf der Bühne standen „Deus“ aus Belgien. Wie so einige Bands vermischen auch sie feste Genre mit anderen Elementen. Ihre fetten Rockklänge haben Anklänge von elektronischer Musik und Sprechgesang, manchmal klar raus und dann wieder etwas schräg. Warum nicht.

Den Abschluss des Abends bildete die Band „Roy Bianco & die Abbrunzati Boys“. Gegen Grenzen überschreitende Darbietungen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Hier sah man aber bereits am Publikum, dass dieses zu großen Teilen nur wegen dieser Band gekommen war. Deutschsprachige Italo-Schlager bei der „Traumzeit“!? Die Trivialität nahm ihren Lauf. Sie entführten ihre Fans mit einem gekünzelt-italienischem Akzent an den Gardassee, ein Auftritt, den man nur mit Promille im Blut hätte ertragen können. Die Texte waren der Schlagerbranche hundertprozentig würdig. Alle Klischees wurden bedient, inklusive der Klamotten. Ihre Songs wie z.B. „Giro“, „Bella Napoli“, „Ponte di Rialto“ oder „Maranello“ waren zugegeben ein Spektakel, das von den Fans stimmlich laut untermalt wurde, allerdings am falschen Ort. Diese Band war einer „Traumzeit“ nicht würdig.

Datum: 16. Juni 2023

Infos und Fotos zum Samstag
www.traumzeit-festival.de