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Schauspiel 'Spatz und Engel' im Theater im Rathaus in Essen
Das Theater im Rathaus in Essen präsentiert mit dem musikalisches Schauspiel „Spatz und Engel“ ein echtes Zuckerstückchen. Die Geschichte der Freundschaft zwischen Edith Piaf und Marlene Dietrich ist großartig inszeniert und dargeboten. Regie führte Ute Willing.

Größer könnte die Unterschiede zwischen den Hauptprotagonisten kaum sein. Marlene entstammt einer preußischen Offiziersfamilie. Sie hat eine gute Ausbildung genossen, gibt sich kontrolliert und kühl. In ihren Filmen erfüllt sie meisterhaft die Projektionen der Betrachter, stets eine geheimnisvolle Maske vor sich hertragend. Edith hat als Kind den Alltag in einem Bordell erlebt. Die Familie widmete sich den künstlerischen Aspekten und schlug so durchs Leben. Beide haben allerdings zwei Gemeinsamkeiten. Sie sind auf ihr Publikum angewiesen und ihre Beziehungen können sie kaum noch zählen.

So entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen zwei Frauen, die beide starke Persönlichkeiten darstellen. Die eine ist schön und glänzt als Schauspielerin. Die andere hat eine goldene Stimme. In New York treffen sie sich und tauschen ihre gegenseitige Bewunderung aus. Verächtlich betrachten sie das oberflächliche, amerikanische Publikum. Na ja, Vertrag ist eben Vertrag und den erfüllt man, egal ob in Las Vegas oder in New York. Durch die Unterstützung von Marlene bekommt selbst das französische Gossenmädchen eine Chance in den USA. Marlene ist es, die erkennt, dass Edith ihr Leben dahin zu schmeißen droht. Sie lebt emotional, intensiv und lustvoll, den Alkohol gerne als Begleiter. Marlene möchte sie gerne retten, ihre besondere Stimme noch ein wenig länger erklingen lassen. Nicht nur einmal weist Edith Marlene darauf hin, dass auch sie eines Tages nicht unendlich sein wird. Beide Lebensendabschnitte werden ausgezeichnet angedeutet, Edith im Rollstuhl in einem Krankenhaus und Marlene als 90jährige alleine, fahl und blass im Bett ihrer Wohnung, nur umgeben von Edith als Geist. Ruhm und Verehrung sind ein vergängliches Gut.

Anne-Catrin Wahls als Marlene und Felicitas Hadzik als Edith machen das ganz hervorragend. Sie stellen die wesentlichen Aspekte der Biografien ihrer Figuren klasse heraus. Die kühle Deutsche zeigt kaum Gefühle, während die Französin gerne mit ihren Augen und dem Publikum spielt, es mitnimmt. Ohne die Bühne wäre sie gefühlt tot gewesen. Sie spielen ihre Rollen exzellent, wie auch Gabriela Lindl und Henry Arnold, die gekonnt die Szenen dazwischen ausfüllen. Henry Arnold, ein studierter Schauspieler und Musiker, sorgt auch am Klavier für die sehr passende und angenehme Begleitung durch das Stück, wozu auch Songs wie „Padam Padam“, „Sag mir, wo die Blumen sind“, „La vie en rose“ oder „Non, je ne regrette rien“ gehören. Man kennt sie. Sie werden zusätzlich von einem Akkordeon begleitet. Mimik und Gestik unterstützen die Darbietung stets wunderbar. Auch die Kostüme sind echte Hingucker. Marlenes Kleid wurde vom Förderverein des Theater finanziell getragen, während ihr etwa 15.000 Euro teurer Schwanenmantel mit echten Schwanenfedern aus München geliehen werden durfte. Er hat schon seine 30 Jahre auf dem Buckel. Edith kommt klassisch in Schwarz daher. Die Kostüme sind aufwändig gestaltet und echte Hingucker, wie auch das geschickte Bühnenbild von Jan Hax Halama, bestehend aus einem halbrunden, dunkelroten Vorhang und nur wenigen Requisiten.

Der wundervolle Abend ist geprägt durch klasse Akteure auf der Bühne, eine gelungene Inszenierung, sehr guten gesanglichen Darbietungen und eine Reduzierung auf die wichtigsten Aspekte. Die Entwicklung der beiden Protagonistinnen wird klar und deutlich gezeigt, wobei Anne-Catrin Wahls und Felicitas Hadzik nicht nur ihre Rolle vorzüglich beherrschen, sondern auch ihr eigenes Ich einbringen. Sie bieten keine Kopie von Marlene oder Edith. Diesen Abend voller Hochs und Tiefs, voller Emotion und Gefühle, sollte man nicht verpassen, lieber zweimal ansehen.

Datum: 12. Oktober 2023

theater-im-rathaus.de