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Ausstellung 'Mythos und Moderne. Fußball im Ruhrgebiet' im Ruhr Museum in Essen
Das Ruhr Museum in Essen zeigt in Kooperation mit dem Deutschen Fußballmuseum in Dortmund auf dem Welterbe Zollverein die sehr schöne Ausstellung „Mythos und Moderne. Fußball im Ruhrgebiet“.

Anlass ist die EM 2024, die u. a. auch in Dortmund, Gelsenkirchen, Düsseldorf und Köln Spiele austrägt. Von Seite des Bundes möchte man ein stärkeres Bewusstsein für dieses Turnier in NRW schaffen. Zu sehen sind etwa 450 Fotos m Zusammenhang mit dem Revierfußball, hauptsächlich aus dem Archiv des Ruhr Museums. Das älteste Foto stammt aus dem Jahr 1906. Neben dem Mythos der folgenden Jahrzehnte gibt es auch aktuelle Fotos zu sehen. Die Ausstellung präsentiert gut 100 Jahre Regional-, Sozial- und Sportgeschichte rund um den Fußball, wobei die Ästhetik der Fotos im Mittelpunkt steht und auch das Geschehen außerhalb des großen Fußballplatzes wichtig ist. Insgesamt gibt es elf Kapitel.

Einst waren es im Ruhrgebiet die Zechen, die die Gründung von Vereinen unterstützten. Es gab gesponserte Trikots, Bälle und Fußballplätze sowie Jobs im Bergbau. Ansonsten war es noch ein reiner Amateursport mit begeisterten Zuschauern auf kleinen Erdwällen oder ersten Tribünen. Die Malocher von Untertage waren am Wochenende die Helden auf dem Platz. Die 1950er Jahre entwickelten sich zur erfolgreichsten Zeit im Revier. Schalke holte u. a. 1958 seine bislang letzte Deutsche Meisterschaft. Erfolgreich war auch Rot-Weiß Essen mit Helmut Rahn, der mit seinem entscheiden Tor im Finale der WM 1954 den deutschen Fußball international wieder salonfähig machte. Mit dem bald schon beginnenden Niedergang des Bergbaus gingen die Zechen als Unterstützer und somit auch die bis dahin oft erfolgreichen Vereine. Es gab bis dato zahlreiche Derbys im Revier. Ein Spiel wie der BVB gegen Schalke hatte damals keine besondere Bedeutung. Trotz aller Rivalität spielte die Solidarität eine große Rolle. Politische Themen kamen via Protestkundgebung im Stadion ins Spiel. Der Fußball war noch ein hundertprozentiger Teil der Gesellschaft.

Erst 1963, mit der Gründung der Bundesliga, kam etwas mehr Geld ins Spiel. Der MSV war im ersten Jahr gleich Vize-Meister. Der Verkauf von Trikots nahm erst in den 1980er Jahren Fahrt auf. Die Kommerzialisierung beschleunigte immer stärker. Große Stadien wurden gebaut, wie auf Schalke. Das Parkstadion wich sogar einer neuen, modernen Arena. Alles wurde größer, lukrativer und auch die Gehälter der Stars kletterten nach oben. Sponsoren außerhalb der Kohle engagierten sich zahlreich. Gleichzeitig wurde die Nähe der Stars zu den Fans immer weiter. Heute muss die Frisur beim Abpfiff genauso sitzen wie beim Anpfiff. Optik und Selbstvermarktung sind wichtiger als Leistung. Spieler flirten mit den vielen Kameras im Stadion, um sich als Werbefigur in Szene zu setzen. Selbst ein russischer Gaslieferant war der Schalker Führungsetage lieb und recht, ein großer Fehler. Die negativen Auswüchse gibt nicht erst seit heute. Sie haben sich allmählich entwickelt und sind in den Fotos zu entdecken.

Die Ausstellung vermittelt sehr gut das Gestern und Heute des Revierfußballs. Die Ästhetik der Fotos verändert sich im Laufe der Jahrzehnte, auch das Drumherum. Die Kids als Straßenfußballer waren früher Alltag in den Städten. Die konnten sich sogar noch die Tickets für die Spiele im Stadion leisten. Heute ist Fußballspielen auf Grünflächen oft verboten und VIPs haben die besten Plätze. Selbst die Mode der Fans hat gewaltig verändert, von Mantel und Hut hin zur Kutte mit Trikot und Schal. Das Marketing hat ganze Arbeit geleistet. Man erkennt auf den Fotos sehr genau, wie sich der Volkssport Fußball zu einem stark gewinnorientierten Business entwickelt hat. Lediglich die Amateure, der Jugend- und Frauenfußball haben ihr Gesicht behalten. Auch ihnen widmet sich die Ausstellung.

Selbstverständlich ist auch das Deutsche Fußballmuseum aus Dortmund mit vier Exponaten präsent, darunter das originale Trikot von Helmut Rahn aus dem WM-Finale von 1954.

Man hat ein Rahmenprogramm mit über 70 Veranstaltungen auf die Beine gestellt. Ein sehr sehenswerter Katalog mit allen ausgestellten Fotos ist im Klartext Verlag erschienen.

Laufzeit: 8. Mai 2023 bis 4. Februar 2024

ruhrmuseum.de