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Mit der sehenswerten Ausstellung „Hände weg vom Ruhrgebiet! Die Ruhrbesetzung 1923 – 1925“ beschäftigt sich das Ruhr Museum mit dem Jahr 1923, ein ganz besonderes in der regionalen Geschichte. Der Erste Weltkrieg war verloren und Deutschland war laut dem Versailler Vertrag verpflichtet, Reparationen zu zahlen. Auf ihrem Rückzug in Frankreich und Belgien hatten deutsche Truppen Bergwerke gesprengt und geflutet. Die Sieger verlangten nun Kohle und Stahl aus dem Ruhrgebiet. Hier lief 1923 die Schwerindustrie schon wieder sehr gut, während bei den Siegern Arbeitslosigkeit herrschte. Da allerdings die Herren Stinnes, Thyssen und Krupp den Forderungen nur widerwillig nachkamen und ihre Produkte lieber teurer auf dem Weltmarkt verkauften, wurde Frankreich unruhig. Man drohte mit einer Besetzung, die tatsächlich am 11. Januar 1923 um 14 Uhr erfolgte. Französische Truppen marschierten mit Panzern und Maschinengewehren von Duisburg und Düsseldorf aus nach Essen. Hier waren die wichtigen Zentralen des Kohlekartells und der Reichsbahn. Der Essener Oberbürgermeister Hans Luther empfing den französischen General nicht auf der Straße, wie gewünscht, sondern bestand auf sein Amtszimmer. Er wurde dafür gefeiert und machte 1926 sogar als Reichskanzler in Berlin Karriere. Was folgte war zunächst passiver Widerstand. Wichtige Unterlagen und Pläne des Kohlekartells und der Reichsbahn waren bereits Tage zuvor abtransportiert worden. Stellwerke wurden manipuliert und die Arbeit bestreikt. Der Rhein-Herne-Kanal wurde als Transportweg beschädigt. Man machte den Besatzern das Leben so schwer wie möglich. Die Produktion lag still und Eisenbahnunglücke häuften sich. Hugo Stinnes war dabei der große Strippenzieher, der auch in Berlin gut vernetzt war. Er war sechsmal zu reich wie Krupp und dreimal reicher als als Thyssen. Stinnes besaß Hotels und Zeitungen, hatte großen Einfluss. Es entwickelte sich eine schwere Wirtschaftskrise, mit Hyperinflation, 1 RM waren 4 Billionen US-Dollar wert, Armut und sogar Hungertote gab es. Krupp druckte eigenes Notgeld für seine Mitarbeiter. Aus passivem Widerstand wurde aktiver. Linke und Rechte leisteten gemeinsam Gegenwehr. Nationalismus und Propaganda wurden durch Wort und Bild medial in die Höhe getrieben. Massiver Rassismus kam auf. Selbst deutsche Frauen wurden öffentlich an den Plakat-Pranger gestellt, wenn sie mit Franzosen oder Belgiern eine körperliche Verbindung hatten. Man zählte 60.000 bis 100.000 Besatzer. „Ruhrbesetzung“ war 1923 das am häufigsten gebrauchte Wort in Deutschland. 1925 zogen die Besatzer wieder ab. Erst 1986 zahlte Deutschland die letzte Rate der vereinbarten Reparationen. Die Ausstellung auf der 21-m-Ebene zeigt einige sehr wichtige Exponate aus dieser Zeit, insgesamt 200. Mit dabei sind u. a. der Schreibtisch von Hans Luther, Uniformen, Helme, Kruppsches Notgeld, Fotoalben der Soldaten, zahlreiche Propagandaplakate, Postkarten der Besatzungssoldaten, eine Gefängnistür aus der Abtei Werden, viele Fotos, Filme und auch ein französisches Maschinengewehr. Vielen Menschen hier ist diese Zeit kaum im Bewusstsein. Sie war aber wichtig für das Zusammengehörigkeitsgefühl der Region. So wurde 1927 erstmals das Wort „Ruhrgebiet“ öffentlich geprägt. Laufzeit: 12. Januar bis 27. August 2023 ruhrmuseum.de |
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