Das Grillo Theater präsentiert in seiner Casa das bekannte Stück „Ein Bericht für eine Akademie“, nach einer Erzählung von Franz Kafka. Die Geschichte von dem Affen Rotpeter, der aus seinem natürlichen Lebensraum verschleppt wird und unter Menschen aus der Not heraus eine gewisse Menschwerdung durchläuft, ist ein Symbol, seinem Leben ein Stück gefühlte Freiheit zu schenken, die eigentlich gar keine ist. Rotpeter verhält sich wie viele Menschen, die sich in gezwungener Abhängigkeit so verbiegen, dass das Dasein zumindest etwas erträglicher wird. So lernt Rotpeter den Handschlag zur Begrüßung, den widerwilligen Kontakt mit Alkohol und andere menschliche Verhaltensweisen, nur um der Käfighaltung zu entgehen. Die Inszenierung von Zafer Tursun sieht einen Rezo Tschchikwischwili als Rotpeter, umgeben von von zwei weiß gekleideten Männern (Dennis Bodenbinder, Shehab Fatoum), seinen es Psychiater oder wissenschaftliche Mitarbeiter eines biologischen Instituts. Erst lassen sie Rotpeter, umgeben von verschiebbaren Glasscheiben aus seinem Leben erzählen. Sie löchern ihn mit Fragen, ehe sie selbst in seine Rolle schlüpfen, um verstehen zu wollen, was er lebt hat, wie der denkt und wer er ist. Es entwickelt sich eine Art Psychogramm eines Individuums, welches einen Ausweg aus seiner Unfreiheit sucht, und doch niemals finden kann. Als Mensch fühlt man an diesem Abend zeitweise ziemlich ähnlich. Manchmal ist wirklich besser die Verhaltensweisen eines Rotpeter anzunehmen, um eine Situation für sich besser zu gestalten. Schauspielerisch gibt es nichts zu meckern. Insbesondere der erfahrene Rezo Tschchikwischwili glänzt mit seiner Bühnenpräsenz. Datum: 27. August 2022 www.theater-essen.de