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Eine ganz besondere Lesung erlebten die BesucherInnen im fast ausverkauften Theater Oberhausen. Ralf Rothmann las nicht nur aus seinem Roman „Die Nacht unterm Schnee“, erschienen im Suhrkamp Verlag, sondern feierte an diesem Abend auch noch seinen 70. Geburtstag. Eingeladen hatte Literaturhaus Oberhausen. Zunächst stimmte der Sänger Christian Donovan musikalisch auf das Thema ein. „Belfast Childs“ von dem Simple Minds ist eine der schönsten Anti-Kriegs-Hymnen. Im Anschluss begrüßte der Schauspieler Till Beckmann den Star des Abends, der sehr selten Lesungen veranstaltet. Die beiden sind eng befreundet, kennen sich gut. So war es dann auch folgerichtig, dass Beckmann den zweiten Erzählstrang lesetechnisch übernahm. Der Roman „Die Nacht unterm Schnee“ ist ein ziemlich autobiografisches Werk, welches im Zweiten Weltkrieg sowie in den 50er und 60er Jahren spielt. Dabei wirkt der Stoff durchaus realistisch und poetisch zugleich. Das Kriegselend und die Vergewaltigungen der Soldaten wirken genauso nachvollziehbar, wie auch die Schilderungen der Wirtschaftswunderzeit im Ruhrgebiet. Beschreibt der erste Strang die Flucht von Elisabeth aus Polen nach Norddeutschland, so thematisiert der zweite Strang die Nachkriegszeit. Elisabeth schlägt sich mit ihren Mann Walter und zwei Kindern so durch. Wie man als junge Bedienung in einem Offizierskasino an den kleinen Luxus kommt, das darf nicht immer hinterfragt werden. Jedenfalls sind Wände dünn und Männerbesuch unüberhörbar. Auf einem Gutshof kümmern sie sich um Kühe, ehe sie ins Ruhrgebiet ziehen, wo Bergleute gebraucht wurden. Hier gab es gutes Geld zu verdienen. Während sie vom Lebensstil her dem Arbeitermilieu entkommen möchte, schuftet er hart und bringt das Geld ran. Die Kohle fordert ihren gesundheitlichen Tribut. Lange Zeit wurde der Job des Bergmanns hier glorifiziert. Dieses Buch räumt damit spätestens auf und zeichnet einen von der Arbeit geschundenen Krüppel, während sie in Bottrop feiern geht. Ralf Rothmann erzeugt mit seinen Schilderungen ein wahres Kopfkino. Man fühlt sich in die Frau auf der Flucht versetzt, die einfach nur überleben möchte und Glück hat, den richtigen Retter zu treffen. Rothmann beschreibt ebenso klasse die gesellschaftlichen Verhältnisse der 50er und 60er. Mal ist es die bescheidene Wohnung in der Siedlung, der Job untertage oder die Tanzkapelle in der Kneipe. Man kann es sich lebhaft vorstellen. Wer möchte, der kann auf den Spuren seiner Texte spazieren. Die Ralf-Rothmann-Wege in den Straßen am Tackenberg in Oberhausen sind mir QR-Codes ausgestattet, die man scannen kann. Dort hört man Auszüge aus seinen Werken. Datum: 10. Mai 2023 www.suhrkamp.de |
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