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Schauspiel 'Ronja Räubertochter' im Grillo Theater in Essen
Das diesjährige Familienstück im Grillo Theater in Essen heißt „Ronja Räubertochter“. Wie jedes Jahr ist es für junge und reifere TheaterbesucherInnen ein Muss. Die sehr gelungene Inszenierung von Anne Spaeter spricht alle Generationen an.

Auf das Weihnachtsstück im Grillo freut man sich jedes Jahr. An der kindgerechten Darstellung ergötzen sich auch stets die Erwachsenen. „Ronja Räubertochter“ von Astrid Lindgren ist dafür der perfekte Stoff. Romeo und Julia grüßen aus der Ferne und auch der Mondpalast hat mit der Ruhr-Fußball-Version „Ronaldo und Julia“ von Beginn an bis heute großen Erfolg. Nun gibt es die Räuberversion in Essen zu sehen. Das Bühnenbild, bestehend aus der vom Blitz geteilten Burg und dem Wald mit seinen Wilddruden, Graugnomen und Rumpelwichten ist wieder hervorragend gelungen. Man spielt teilweise auf einer höheren Ebene, damit auch die Kurzen einigermaßen sehen können. Es ist Vieles sehr farbenfroh. Der Wald kann mittels Projektionen alle Jahreszeiten durchlaufen und hat eine spannende Höhe als Unterschlupf zu bieten. Die Kostüme, ebenfalls gelungen, spiegeln die Räuberbanden sehr gut wieder, Raufbolde unter sich, platziert in einer gekonnt überzeichneten Fantasy-Welt.

Den Mittelpunkt des Geschehens bilden natürlich Ronja (Trixi Strobel) und Birk (Dennis Bodenbinder). Sie verstehen das verfeindete Gehabe ihrer beiden Sippen überhaupt nicht. Die Räubertradition wollen sie auf keinen Fall fortsetzen. Sie tollen durch den Wald, lernen die Gefahren kennen und treffen sich auf einmal am Höllenschlund. Aus Aggression wird ganz schnell Freundschaft, während Ronjas Vater Mattis (Philipp Noack), der Räuberhauptmann ihrer Sippe, ungeschickt mit der mittlerweile gut bekannten Basta-Methode regiert und sich von seiner Familie nichts sagen lässt. Ein Räuberhauptmann entscheidet stolz und einsam. Nach außen zählt nur die Härte. Ronja stellt sich ihm geschickt entgegen und wird von ihm verstoßen. Es ist schön dargestellt, wie Ronja und Birk ihre Familiendifferenzen im Wald mehr und mehr überwinden, ihren eigenen Weg gehen und die Freiheit genießen. Zwischen ihnen entwickelt sich Vertrauen, Respekt und Zuneigung. Selbst Mattis erkennt am Ende, dass sein Führungsstil ziemlich deplatziert war und wird ganz zahm. Der Jugend kann er nichts mehr vorschreiben. Sie wird die Räuberei ad acta legen.

Die anderen Figuren sind ebenfalls wichtig. Ronjas Mutter Lovis (Sabine Osthoff) wirkt als der vermittelnde Pol zwischen Mattis und Ronja. Glatzen-Per (Rezo Tschchikwischwilli) ist der weise Alte, der Mattis versucht eines Besseren zu beraten. Auch Gregor Henze, Thomas Büchel sowie Michael Del Coco als Rumpelwicht zeigen jede Menge Spielfreude. Der trockene Humor der beiden strickenden Rumpelwichte in der Höhle zählt zu den besten Szenen des Stück, herrlich gespielt und mit verdientem Szenenapplaus bedacht.

Was wäre das traditionelle Familienstück ohne die Live-Band „Tante Polly“. Dominik Dittrich, musikalischer Kopf von „Tante Polly“ aus Hamburg, hat hat den klasse Live-Soundtrack arrangiert und präsentiert ihn mit Benjamin Leibbrand live an linken Rand der Bühne. Ihr sehr gekonnt dargebotenes Arrangement ist zwischendurch mal einen Seitenblick wert. Mit was man alles Geräusche erzeugen kann!

Was den Gruselfaktor betrifft, so hat man einen vorsichtigen Weg gewählt. Kein Kind hat die Premiere furchtsam verlassen wollen. Es ist kein Kinderschocker, eher pädagogisch wertvoll. Alle schauten gespannt Richtung Bühne.

Für Karten muss man sich übrigens sputen. Die Nachfrage ist riesig und die Auswahl an Terminen und Plätzen nicht mehr üppig.

Wer den finanziell benachteiligten Kinder aus dem Lernhaus in Essen (Kinderschutzbund) eine Freude machen möchte, der darf gerne einen Herzenswunsch zu Weihnachten vom Wunschbaum im Theater nehmen und diesen erfüllen. Die Kids wünschen sich Spiele, einen Fußball, Kinderschminke, Wasserperlen oder einen Bluetooth-Kopfhörer. Insgesamt 85 Wünsche stehen zur Wahl.

Datum: 12. November 2022 (Premiere)

www.theater-essen.de