Mit der Show „Knitting Peace“ präsentiert das Düsseldorf Festival 2023 ein geniales Gesamtkunstwerk der schwedischen Performer von Cirkus Cirkör im großen Zelt auf dem Burgplatz. Es ist politisches Theater aus einer anderen, fantastischen Welt. Regie führte Tilde Björfors, der auch für das tolle Setdesign verantwortlich zeichnet. Man spürt schon in den ersten Momenten der Show, dass dies ein ganz besonderer Abend werden wird. Es geht um den Frieden auf Erden, eine schöne Utopie, wie man weiß. Was man sieht, das verzaubert, zieht einen automatisch in seinen Bann. Eine solche Show erlebt man nicht alle Tage. Extrem kreativ, mit vielen Details versehen und wunderbar phantasievoll präsentiert sich diese Inszenierung. Im Mittelpunkt steht das Spiel mit Schnüren, Seilen und Netzen. So einfach kann Akrobatik sein. Ist es aber Zirkus oder Varieté? Gesprochen wird jedenfalls nicht oder nur kurz vom Band. Was so leicht und wunderbar verspielt aussieht, das benötigte über die Jahre eine lange Vorbereitung. Die Show wurde 2013 kreiert und während der Pandemie überarbeitet. Selbst das größte Knäuel aus Seilen hat seine Ordnung, um damit agieren zu können. Zunächst gleicht die Bühne einer Grotte aus Stoffvorhängen und Wollschnüren. Man beginnt mit einem ersten Wollknäuel und steigert sich immer mehr. Dabei erzeugen die Akteure so wunderschöne Bilder und Szenen, dass man sie kaum beschreiben kann. Mit einem Einrad über ein Seil zu balancieren und dabei noch Geige zu spielen, das erfordert große Klasse. Die haben sie artistisch alle auf der Bühne. Auch die mit Wolle bestückten Bälle wirken nicht nur optisch, sie sind ebenso sehr passende Spielgeräte, die einen großen Gleichgewichtssinn voraussetzen. Auch in der Luft gibt es spektakuläre Nummern zu erleben, aber immer mit einer Prise Phantasie und Aussagekraft. Eine Himmelsleiter soll die Situation der Kriegsflüchtlinge darstellen. Die unteren Sprossen der Leiter, also die Möglichkeit der Rückkehr in die Heimat, brechen weg, bis die Artistin oben ankommt und hoffentlich eine neue Heimat gefunden hat. Sehr gut dargestellt. Die Hoffnung spielt immer mit. Es gibt Szenen, in denen das Zusammenspiel der Menschen im Vordergrund steht. Die doppelte Kletterpartie im großen Vertikalvorhang aus Schnüren ist sensationell inszeniert. Immer wieder werden Elemente genial kombiniert. Schließlich hängt ein Menschenkind oben einem mit einem aus Schnüren gebauten Käfig, eine Art politischer Häftling. Zum vorherrschenden Weiß setzt man gerne die Farbe Rot ein, eventuell eine Anspielung für Blut, Gewalt oder Unrecht. Sehr geschickt arbeitet man mit dem Licht. Ebenso ganz hervorragend klingen die begleitenden Töne mittels Synthesizer, Violine, Akkordeon, E-Drums, Mandoline und einem dazu passenden Gesang. Alleine der Sound wäre einen eigenen Abend wert, so klasse ist die Klangkollage, die live dargeboten wird und akustisch sehr gut präsent ist, jedoch nie zu laut überdreht, sondern sich stets der jeweiligen Stimmung anpasst, in Dur oder Moll. Stilistisch schlägt man eher die Ethno-Richtung ein. Diese Inszenierung fesselt die Zuschauer komplett, selbst die anwesenden Kinder. Der Begriff Künstler ist genau richtig, denn es ist wahre Bühnenkunst, die ganz fein mit Details und tollen Ideen spielt. Da werden Arme und Beine u. a. zu lebendigen Stricknadeln. Optisch, künstlerisch und musikalisch ist diese Show Weltklasse. Datum: 8. September 2023 www.duesseldorf-festival.de |