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Mit dem sehr überzeugenden Stück „norway. today“ von Igor Bauersima präsentiert das Schauspiel Duisburg einen Stoff, der nachdenklich wirkt und doch mit einer guten Portion Humor dargeboten wird. Regie führte Damira Schumacher. Julie (Belena Zumbrägel) ist 20 und meint im Leben alles erlebt zu haben. Die Welt wird nicht besser und an Alterskrankheiten möchte sie nicht leiden. Sie möchte kurz und knackig sterben. Im Chat lernt sie den 19jährigen August (Gerrit Claus) kennen. Für ihn ist das Leben ein Fake. Ernst und ehrlich meinen es die wenigsten Menschen. Mit ihm möchte sie gemeinsam Selbstmord begehen. So buchen sie zwei Flüge nach Norwegen und nehmen ein Taxi. Angekommen an einem 600 m hohen Felsvorsprung wollen sie ihr Projekt in die Tat umsetzen. Das mit dem Sterben ist aber gar nicht so einfach, gemeinsam schon gar nicht. Zunächst ist es die beeindruckende Natur, der tiefe Fjord und schließlich zeigen ihnen die seltenen Polarlichter, wie schön das Leben sein kann. Zuerst ist es August, der Zweifel in dem Plan hegt. Hinunterblicken in den Abgrund kann er ganz und gar nicht. Auch Julie lässt sich dabei von ihm an den Füßen sichern. Bloß nicht abstürzen. Sie malen sich den Flug aus. Zehn Sekunden dauert er. Man wird ca. 200 km/h schnell, die pure Freiheit. Denkt man in diesen zehn Sekunden noch etwas, und wenn was? Kommt einem noch das Zitroneneis vom Papa in den Sinn, welches er im Urlaub spendiert hat? Julie fehlte es zuhause an Nichts. Ihre Eltern waren vorbildlich. Sie ist nicht depressiv, sondern glücklich eine Entscheidung getroffen zu haben. Die beiden jungen Menschen diskutieren. Was ist Vernunft? August zitiert Kant. Eine gedankliche Kehrtwende spürt man erstmals, als Julie über die Felskante ausrutscht und sich eben noch festhalten kann. Hier wird der Lebenswille plötzlich spürbar. Sie könnte einfach loslassen und ihren Plan vollenden. Stattdessen fleht sie um Hilfe, will gerettet werden. August nimmt diese Situation herrlich aufs Korn, lässt sie zunächst zappeln. Schließlich nimmt die Geschichte eine zu erwartende Wendung. Sie fordert ihn zu verrückten Dingen auf. Er lässt sich das nicht zweimal sagen. Sex ist in einem eiskalten Zelt, mitten im norwegischen Winter, aber gar nicht so einfach, und wenn, dann nur mit Kondom. So belässt man es bei erotischen Beschreibungen, wie erregende Momente aussehen könnten. Man spürt die aufkommende Lust. Aus „Ich mag dich“ wird das Wort „Liebe“. Das Leben kann doch so schön sein. Humor kommt in dieser Inszenierung nicht zu kurz. Die Dialoge haben einen guten Wortwitz. Herrlich, wenn sie streiten oder philosophieren. Das Abschiedsvideo für die Hinterbliebenen per Handy darf nicht fehlen. Wie stellt man denn das an? Pathetisch oder knallhart und kurz? All ihre Versuche wirken eher humoristisch, was ihnen durchaus bewusst ist und ihre letztendliche Entscheidung erleichtert. Der Spieltrieb, also das junge Schauspielensemble des Hauses, bestätigt mal wieder, wie schauspielerisch klasse es agiert. Junge Themen werden von AkteurInnen derselben Generation authentisch wiedergegeben. Die 17 bis 23jährigen sind im Stoff tief verwurzelt. Auch Belana Zumbrägel und Gerrit Claus merkt man die Spielfreude an, schauspielerisch absolut sehenswert, auch für reifere Generationen. Man sucht übrigens neue Mitglieder (17-23 Jahre) für den Spieltrieb, der 2023 seit 18 Jahren besteht. Am 22. Januar von 13 bis 18 Uhr im Theater Duisburg ist ein Kennenlerntag für alle diejenigen, die die kommenden Schauspielprojekte mitmachen möchten. Spaß und Engagement sind wichtigsten Voraussetzungen für neue NachwuchsschauspielerInnen. Den Rest bekommt man von den Profis am Haus beigebracht. Die Teilnahme ist kostenlos. Treffpunkt ist am Haupteingang des Theaters unter den Säulen. Es wird zusammen trainiert und improvisiert! Vorab kann man sich bei der Theaterpädagogin Katharina Böhrke anmelden und informieren: k.boehrke@stadt-duisburg.de Datum: 6. Januar 2022 www.theater-duisburg.de |
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