abenteuer-ruhrpott.info Aktuelles abenteuer-ruhrpott.info
Freizeittipps
Veranstaltungen
Ausstellungen
Bücher / Musik
Kontakt
Impressum
Vortrag von Andreas Kieling im Gasometer Oberhausen
Im Rahmen der aktuellen Ausstellung im Gasometer war der Tierfilmer Andreas Kieling mit einem Vortrag zu Gast. „Alaska – als Tierfilmer und Abenteurer in der Arktis unterwegs“ lautete der Titel des Abends. Mit authentischen Filmen aus der nordischen Tierwelt fesselte er die Gäste im restlos ausverkauften Gasometer.

Andreas Kieling hat 28 Jahre in Alaska verbracht, eine Zeit, die ihn geprägt hat. Oft geht es im Tierreich nur um Leben oder Tod. So ist er ein echter Typ mit klarer Kante und unmissverständlicher Wortwahl, der auch historisch gebildet ist und die Zusammenhänge über Jahrhunderte erkennt. Er sagt seine seine Meinung wie sie ist. Das kommt im Ruhrgebiet an, egal ob man seine jeweilige Meinung teilt oder nicht. Politisch diktierte Thesen aus Berlin kümmern ihn kaum, den Naturprofi aus der Wildnis Alaskas. Ein E-Auto würde er sich nicht kaufen. Eine Ladesäule unterwegs in Osteuropa zu finden ist vermutlich noch schwieriger als bei uns. Lieber fordert er dazu auf, weniger Lebensmittel wegzuwerfen oder die Wahrnehmung auf wilde Bären und Wölfe in unseren mitteleuropäischen Breitengraden zu reflektieren. Großen Wert legt er darauf, selbst nicht als Angeber oder heldenhafter Tierfilmer rüber zu kommen. Ja, er ist ganz nah und leidenschaftlich in der Wildnis unterwegs, um diese zu dokumentieren, mehr nicht. Jacques Cousteau ist eines seiner großen Vorbilder. Kieling ist Träger des Bundesverdienstordens am Bande.

Besonders die Bären haben ihm angetan. Da muss man wissen, wie man ihnen begegnet, sie lesen können und sich gegebenenfalls wehren, mit Anti-Bären-Spray. In Oberhausen erschien er schwerverletzt mit Gipsarm. Vor zweieinhalb Wochen überraschte ihn ein Braunbär in Rumänien. Andreas Kieling überlebte die Attacke. Das Spray war leider im Rucksack. Er ist dem Tier nicht böse, denn der Bär handelte im Instinkt. Als Tierfilmer wollte er eigentlich eine ganz andere Spezies beobachten. An Bären dachte er bei den Dreharbeiten überhaupt nicht. In der Regel kennen sie ihn, schnüffeln kurz und akzeptieren ihn als Gast.

Wenn man in Alaska lebt, dann ist die Wildnis vor der Haustür. Elche, Karibus, Moschusochsen und Bären leben hier nach dem Motto des Stärkeren. Selbst Bären fressen kannibalisch nicht selten 30 % ihre eigenen Jungen, ohne es zu wissen. Ältere Beutetiere anderer Spezies werden auf natürliche Art und Weise aus dem Leben gerissen. Das Altersheim eines alten Karibus ist der Himmel. An bestimmten Stellen einiger Flüsse war filmisch zu sehen, wie Braunbären sich die Lachse direkt ins Maul servieren, paradiesische Zustände. So ist die Natur, schön und brutal. Imposant kämpfen auch Moschusochsen in der Brunft. Da stoßen tonnenschwere Kolosse blitzschnell und hochenergetisch mit ihren Schädeln zusammen, beim Kampf um die Weibchen. Auch männliche Elche führen harte Duelle, bei denen auch mal das bis zu 30 kg schwere Geweih Schaden nehmen kann. Seine Filmaufnahmen sind mutig und zeigen dabei das harte Leben der Wildtiere im hohen Norden. Der Reichtum an Biomasse lässt viele von ihnen in die Kälte ziehen. In Alaska gibt es Fisch satt, darunter fünf Rotlachsarten. Selbst die Kolibris nehmen einen einen 4.000 Meilen langen Weg aus Mexiko auf sich, um hier zu brüten. Kormorane sind übrigens keine europäische Erfindung. Die gab es bereits vor Urzeiten in Alaska.

In Alaska merkt man noch nicht so viel vom Klimawandel. Zumindest taut der Permafrost immer tiefer auf, was jede Menge Methan freisetzt. Alaska ist kalt und warm zugleich. Im Winter, Schnee fällt schon im August, sollte man sich warm anziehen. Im kurzen Sommer können nicht nur die Tiere ins Schwitzen kommen. Eisbären überhitzen schnell. Eine maximale Jahresdifferenz von 100°C ist durchaus möglich.

Es war eine spannende Reise mit wilden Tieren und vielen Filmeinrücken durch Alaska. Auch Andreas Kieling hat der Abend mit der besonderen Akustik unter der animierten Erde offenbar gefallen. „Wann sehen wir uns wieder?“, war seine Schlussfrage an die Gasometer-Geschäftsführerin Jeanette Schmitz. Die ließ sich jedoch keine Infos zur nächsten, geplanten Ausstellung entlocken.

Datum: 24. Mai 2023

Infos und Fotos zum Vortrag von Karsten Schwanke
www.gasometer.de