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Vortrag 'Gesunde Erde – Gesunde Menschen' von Dr. Eckart von Hirschhausen im Gasometer Oberhausen
Einen ziemlich diskutablen Auftritt legte Dr. Eckart von Hirschhausen mit seinem Vortrag „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“ im Gasometer Oberhausen hin. Der aus dem TV bekannte Mediziner konnte insgesamt nicht überzeugen.

Ist ein Vortrag vielleicht nicht ganz so optimal, so geht man doch in der Regel trotzdem mit neuem Wissen nach Hause, egal wie sympathisch der Vorträger war. Wenn man die diesjährige Vortragsreihe im Gasometer Oberhausen regelmäßig begleitet hat, kann man das bestätigen. Dr. Eckart von Hirschhausen widmete sich dem annähernd gleichen Thema wie seine Vorgänger, dem Klimawandel. Auf der Leinwand erschienen zahlreiche Medienartikel. So oder so ähnlich hat man das alles schon häufiger im Web wahrgenommen, kennt die Themen und Hintergründe. Es wird wärmer, trockener und schwieriger. Ja, der Klimawandel ist spürbar. Wir sollten mit Bedacht praktikable Konzepte entwickeln.

Es blieb in der Folge jedoch bei der sehr oberflächlichen und nicht wissenschaftlichen Darstellung bekannter Themen, trotz seiner Promotion. Einen nach dem anderen Kritikpunkt nahm er sich zügig vor, wollte das Bewusstsein dafür stärken, ohne eigene Lösungen aufzuzeigen. Selbst die öffentlich-rechtlichen Nachrichten ironisierte er zynisch, was die Bildsprache betrifft, erwähnte den Verkehr, das Pupsen der Kühe sowie die Frage ans irritierte Publikum: Wie oft haben sie in ihr Wohnzimmer gekackt?“. Um weniger Fleisch zu essen, sollten wir beim Fleischkauf an der Supermarktkasse einen Eimer Jauche überreicht bekommen. Rhetorisch war das hier und da überflüssig und manchmal sehr unglücklich. Das sollte seine Art von Humor sein, über den er selbst lauter lachte als das Publikum. Fakten zum Klimawandel präsentiert man anders, seriöser und so miteinander verbunden, dass die Zusammenhänge einzelner Thesen deutlich werden, wie Sven Plöger oder Karsten Schwanke. Das war bei dieser Aneinanderreihung leider kaum der Fall. Medizinische Aspekte wurden nur am Rande gestreift, nicht vertieft, der Titel des Vortrags somit verfehlt. Mit neuem Wissen ist man bei ihm nicht nach Hause gegangen.

Dass er ein Selbstdarsteller allerersten Grades ist, weiß man aus den Fernsehen. Live gibt es diesbezüglich keinen Unterschied. Kritik ist in Ordnung, solange sie begründet ist, seriös präsentiert und mit eigenen Vorschlägen untermauert wird. Echte und gute Verbesserungsvorschläge kamen von seiner Seite leider kaum oder gar nicht. Er präsentierte sich als Sprachrohr der Grünen und von „Fridays for Future“. Seine Luisa (Neubauer) fand öfter Erwähnung. Das E-Auto ist für ihn ganz klar die Zukunft. Von fehlenden Ladesäulen, hohen Anschaffungskosten, fehlenden Kleinwagen oder teurem Strom war nicht die Rede. Die negativen Aspekte für die Masse der Bevölkerung werden auch von den Bundes-Grünen gerne vergessen. Dr. Eckart von Hirschhausen formulierte idealisierte Ziele, ohne ihre tatsächlich mögliche Realisierung zu hinterfragen, präsentierte sich als Theoretiker, nicht als praktisch denkender Mensch, wie Ranga Yogeshwar es einige Wochen zuvor an gleicher Stelle brillant und sehr sympathisch tat.

Interessant und skurril wurde es in den Talkrunden mit dem Publikum. Die Gäste sollten Gedanken zum Thema, ihre eigenen Empfindungen und Schritte ins Mikrofon offenbaren. Eine Dame kümmerte der sich verändernde Wald. Ja, er verändert sich, aber Monokulturen von Fichten waren grundsätzlich keine gute Idee, was längst bekannt ist. Das bedarf einer Änderung. Er gab ihr ziemlich peinlich auch die ausführliche Möglichkeit, Schleichwerbung für einen bekannten Autobauer aus den USA zu machen, der reine E-Autos baut. Ihr Sohn vertreibt diese nicht ganz günstigen Modelle. Ein Herr gab seine 65 qm große Wohnung auf, um sich auf das Nötigste zu reduzieren und Energie zu sparen. Nun lebt er in seinem Wohnwagen, auf 12 qm Fläche. Wer es mag! Richtig nervig waren seine Selfies, ob die betreffenden Personen es mochten oder nicht. Glücklicherweise verzichtete man von Seiten des Gasometers an diesem Abend auf eine sonst obligatorische, abschließende Fragerunde. Auch die betont knappen Schlussworte von Gasometer-Geschäftsführerin Jeanette Schmitz sprachen zwischen den Zeilen Bände. Das hört sich sonst anders an.

Das Publikum war teilweise genauso bemerkenswert wie der Vorträger Dr. Eckart von Hirschhausen selbst. Das von ihm herausgegebene Buch trägt obendrein übrigens den ziemlich anmaßenden Titel „Als ich mich auf den Weg machte, die Erde zu retten“. Die Erde muss man nicht retten, die kommt gut ohne uns Menschen klar. Einen solchen Titel würde Ranga Yogeshwar niemals so veröffentlichen. Es war ein wirklich besonderer Abend im Gasometer Oberhausen.

Datum: 23. August 2023

www.gasometer.de