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"Zwei Herren von Real Madrid“, von Leo Meier, lautet der verheißungsvolle Titel eines Schauspiels im Theater Oberhausen. Es geht um Fußball, um das Schwulsein und den Tod. Maike Bouschen hat das Stück klasse inszeniert. Zwei namenlose Fußballprofis von Real Madrid begegnen sich im Wald, ohne sich zu erkennen. Beide suchen Ruhe von stressigen Alltag, vor dem Druck. Einer ist Mittelfeldspieler (Khalil Fahed Aassy), einer Stürmer (Tim Weckenbrock). Beide haben zwar drei Champions League Titel geholt, aber kennen tun sie sich nicht. Sie siezen sich sogar. Die sehr skurrile Situation führt zu ebensolchen Dialogen. Weihnachten verbringt man schließlich zusammen bei der Familie des Stürmers, wo Vater (Samira Dauenhauer) und Mutter (Franziska Roth) etwas zu gesprächig sind, aber die Situation schon gut erkennen. Jedenfalls wächst die Sympathie für einander und man findet zärtlich umschlungen musikalisch bei „Killing me softly“. Homosexualität und Profifußball, das ist ein öffentliches Tabu. Was nicht passieren darf, lässt sich jedoch nicht verhindern. Die drei Ebenen Fußball, Schwulsein und Tod verbinden sich ganz hervorragend. Während man die Homosexualität immer deutlicher vor Augen hat, muss die Attitüde des Profifußballerdaseins aufrecht erhalten werden. Man trippelt, joggt, springt, dehnt sich, immer schön die Brust raus und Körperspannung. Spucken ist für einen Fußballer ein Grundbedürfnis. Die Frisuren sitzen ebenso gekonnt wie der Spuckreflex. Coolness ist angesagt, denn man ist ja ein Star, der eine Rolle spielen muss, was die öffentliche Erwartung betrifft. Besonders unterhaltsam wird es, als Sergio Ramos (Elias Baumann) als Jesus vom Kreuz fällt und mal so richtig fußballerische Intellektualität geistig und verbal dokumentiert. Tolle Reisen gehörten zum Job eines Profis, die immer schön in sozialen Netzwerken mit Followern geteilt werden müssen, wie auch der neue Lamborghini oder die neue Freundin. Das bringt lukrative Sponsorendeals. Dabei würden beide doch insgeheim manchmal viel lieber leise auftreten. Nicht nur in der Kirche, auch in Athen ist der Tod ein Thema. Die Akropolis steht schon etwas länger als Sergio Ramos auf der Welt ist. Sie wird ihn auch länger überdauern, da ist er sich sicher. Wie schön wäre es doch, wenn der Ruhm eines Fußballers auf Dauer gottähnlich wäre. Leider ist er nur Verteidiger, kein Stürmer, und sterblich. Doch lebendig pflegt er den Körperkult, inkl. Tattoos, wenn nötig sogar mitten im Gesicht. Wenigstens möchte man auf Erden der größte und schönste Balltreter von allen sein. Alles ist so wunderbar überzeichnet, ohne dass es kitschig oder albern wirkt. Das ist eine große Kunst. Es gibt fünf Spielorte: ein Stadion, das Zuhause der Eltern, der Wald, die Kirche und der Flughafen. Schließlich wechselt der Stürmer nach Paris, für eine astronomische Ablöse, die aber keinesfalls überzeichnet ist. Auch die Gehaltsangaben könnten realistisch sein. Bei den Requisiten hat man sich sehr viel Mühe gegeben, herrliche Klischees. Während einer Pressekonferenz wir der Sponsor Fly Emirates so oft genannt, dass es schon wie unglaubwürdige Antiwerbung klingt. Es gibt so viele kleine Details, optisch, gestisch und verbal, über die man einfach nur schmunzeln kann. Sehr guter Humor! Den SchauspielerInnen merkt man den Spaß am Stück an, sehr spielfreudig, auch mimisch. Es ist in erster Linie ein Spiegelbild der Blase Profifußballs, in die man sonst nicht blicken kann, die irgendwo schwebt. Erst in zweiter Linie ist die Homosexualität ein Thema, aber ein wichtiges. Ein Tipp: Man sollte sich unbedingt das Programmheft zum Stück vor Ort besorgen. Nicht weil das Stück nicht verständlich ist. Nein, es enthält so unterhaltsame und gute Texte, auch als Situationsbeschreibung des internationalen Profifußballs samt Nationalmannschaft, eine Plastikwelt fern ab der Gesellschaft. Datum: 18. Januar 2023 theater-oberhausen.de |
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