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Mit dem Ballett „Giselle“ bringt das Aalto Theater in Essen einen echten Klassiker in seiner Ur-Fassung auf die Bühne. Ben Van Cauwenbergh hat, besonders im 2. Akt, eine Inszenierung entworfen, die bezaubert. Das Publikum spendete begeistert Applaus und stehende Ovationen. Dieser Stoff ist der Inbegriff des romantischen Balletts. 1841 in Paris uraufgeführt, wird es heutzutage immer und immer wieder gespielt. Es ist die Reise in die Romantik, in eine märchenhafte Welt, die mystisch und dem Totenreich nahe ist. Die Flucht aus der Realität ist inhaltlich ein wichtiges Thema, wenn die Willis tanzen, also die jungen Mädchen, die vor ihrer Heirat verstorben sind. Dieses surreale und übernatürliche Element ist es, was so besonders gut in unsere so unruhige Zeit passt, vielleicht auch ein Grund, dass die Premiere in Essen mit 1.125 BesucherInnen restlos ausverkauft war, eine ganz besondere Atmosphäre im Aalto Theater. Wir alle flüchten uns momentan gedanklich nur allzu gerne in hoffentlich bessere und wundersame Parallelwelten, zurückgelassen vom eher hoffnungslosen, politischen Treiben. Man möchte nur noch ganz weit weg. Der 1. Akt ist bäuerlich geprägt. Giselle (Yuki Kishimoto) und Albrecht (Artem Sorochan) lernen sich in sehr märchenhafter Umgebung kennen. Der Kamin des Knusperhäuschens raucht und alles ist umgeben von einem schön geschichteten, herbstlichen Blätterwerk. Die Mädchen tanzen, das dörfliche Leben nimmt seinen Lauf. In diesem Akt ist jede Menge stummes, schauspielerisches Talent, auch Pantomime genannt, gefragt. Selbst ohne Worte, nur durch Gesten, Blicke oder Körpersprache wirkt die ausdrucksstarke Handlung sehr gut nachvollziehbar. Fröhlichkeit und Ausgelassenheit verwandeln sich in Enttäuschung, Trauer und bittere Todesstimmung. Giselles aufkommender Wahnsinn und ihr Ableben werden prima in Szene gesetzt. Aufgelockert und entstaubt wird die Ur-Fassung durch die frischen Auftritte von jungen SchülerInnen des Fachbereichs Tanz am Gynmasium Essen-Werden. Sie zeigen vor ganz großem Publikum keine Nervosität. Im 2. Akt hebt sich der Vorhang und man spürt sofort, dass nun Besonderes auf der Bühne passieren wird. Gänsehaut macht sich bemerkbar. Die Szene befindet sich im Wald, Giselles Grab ist mit Blumen geschmückt und der Mond spendet fahles Licht. Der Bodennebel kriecht durch die Bäume und lässt die Auftritte auffällig schwebend wirken. Hier wirkt der im Stück häufig gezeigte Spitzentanz besonders elegant und verzaubernd. Vor einem tut sich eine wunderbar surreale Welt auf, in die man unbedingt eintauchen möchte. Man kann die Magie dieser Szenen eigentlich gar nicht in Worte fassen und sollte es erlebt haben. Musikalisch wird die Inszenierung sehr schön von den Essener Philharmonikern, unter der Leitung von Wolfram-Maria Märtig, begleitet. Jede Stimmung wird durch das Orchester passend vertont, ganz fein, manchmal nur durch einzelne, betonte Zwischentöne. Im 2. Akt vernimmt das Ohr auch eine Harfe, die das Märchenhafte auf der Bühne unterstreicht. Orchester und Bühnengeschehen harmonieren ganz hervorragend. Tänzerisch gibt es nicht zu meckern. Klar, die Hauptfiguren stechen hervor, weil sie teilweise sehr anspruchsvoll sind. Hier werden die Akteure sportlich richtig gefordert. Trotzdem ist die Synchronität in den Gruppenszenen gut. Besonders der Spitzentanz verdient höchsten Respekt. Was man allerdings nicht zu sehen bekommt, das sind klassische, steife Tutus, wie in klassischen „Schwanensee“-Choreografien. So weit wollte man doch nicht gehen. Die Damen tragen wehende Kleiderröcke, die einfach auch besser wirken. Diese Choreografie ist ein echtes Zuckerstückchen. Man hat enorm viel Aufwand betrieben und Geldmittel investiert. Besonders in 2. Akt hängt der Blick an jedem Schritt und den sensationellen Szenenbildern. Der aufsteigende Mond zieht einen in seinen Bann. Es war eine ausgezeichnete Idee, die Ur-Fassung auf Bühne zu bringen. Datum: 29. Oktober 2022 www.theater-essen.de |
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