abenteuer-ruhrpott.info Aktuelles abenteuer-ruhrpott.info
Freizeittipps
Veranstaltungen
Ausstellungen
Bücher / Musik
Kontakt
Impressum
Schauspiel 'Der Geizige' im Schauspiel Duisburg
Im Rahmen des Theatertreffens der Duisburger Akzente präsentiert das Schauspiel Duisburg das grandios inszenierte Stück „Der Geizige“ von Moliére, ein Gastpiel von Thalia Theater aus Hamburg. Regie führte Leander Haußmann. Dieses Jahr feiert die Kulturwelt den 350. Todestag von Moliére. Sein Werk „Der Geizige“ ist noch heute ein häufig gespielter Stoff. Geld und Wohlstand bilden bis heute Grenzen innerhalb der Gesellschaft. Ehelichungen über gewisse Grenzen hinweg sind in reichen Kreisen nicht gerne gesehen. Es hat sich schon viel entwickelt, manches aber noch nicht so wie es sein müsste.

Harpagon (Jens Harzer) ist so ein Vater, der seine Kinder standesgemäß verheiraten möchte. Seine Hauptcharaktereigenschaft ist dazu sehr passend, er gibt kein Geld mehr aus, als es sein muss. Am liebsten hätte es es, wenn es ihm nach seinem Tod ans Grab bringt. Es ist sein einziger und liebster Freund. Sonst lebt er einsam und drangsaliert nicht nur seine Kinder Cléante (Steffen Siegmund) und Elise (Toini Ruhnke). Auch das Hauspersonal hat den Bückling zu machen, was es auch meistens tut.

Die Inszenierung von 2020 ist brillant im Schauspiel Duisburg präsentiert, trotz aller Hindernisse während der Pandemie. Das spartanische Bühnenbild besteht aus Stühlen und vier Glühlampen. Die hängen dort, weil während der Pandemie das Theater leer war und der Aberglaube besagt, dass sich böse Geister einnisten. Die Glühlampen vertrieben 2020 die Geister, bis heute. Wie ein Geist wirkt auch HarpagonJens. Jens Harzer, noch bekannt vom Schauspiel Bochum, mimt ihn ganz hervorragend. Er, der einsame, reiche Herr, lebt in seiner eigenen Welt, auf einer Kassette mit reichlich Geld. Mit seiner herrlich trockenen Art, die irgendwie auch humorvoll wirkt, betont er immer wieder seinen Geiz und steht auch dazu. Eine Feier für die Gäste darf nicht viel kosten und auch nicht schmecken, sonst essen sie zu viel. Die Mitgift für die Hochzeit seiner Tochter hat er auf Null herunter gehandelt und zu viel Licht ist zu teuer. Schmuck braucht eine Frau sowieso nicht. Man muss regelmäßig schmunzeln. Der Humor ist fein herausgearbeitet.

Schön in Szene gesetzt ist die Intrige, die die Menschen um ihn herum spinnen, während sie nach außen hin ihm nach dem Mund reden. Gesten untereinander sind dabei wichtige Aspekte. Auch Jens Harzer spielt wunderbar mit seiner Mimik und der Art und Weise, wie er seine Passagen spricht. Da passt jeder Satz, so wie es in einer guten Komödie sein soll, manche schönen Wortspiele inklusive. Passend ist ebenfalls die Entwicklung der Hauptfigur erkennbar, von absoluten Herrscher bis zum einsamen, alten Mann, der kurz vor dem Übertritt in eine andere Welt steht. Sein großer Dialog mit seinem Sohn, der von MaÎtre Jacques (Tim Porath) köstlich humorvoll vermittelt wird, ist so ein Schlüsselmoment, wo HarpagonJens langsam an sich zu zweifeln beginnt. Der Raub der Geldkasette bringt ihn dann vollends um. Bei seiner angebeteten Mariane (Rosa Thormeyer) hatte er nie eine wahre Chance. Mit den Verfall des Patriarchen steigt die Rolle des Sohnes in seiner Bedeutung. Der lässt nicht locker und kann dabei auch mal laut werden. Die Entwicklung der Rollen wird insgesamt sehr gut sichtbar gemacht.

Gegen Ende wechselt das Bühne stilistisch zum Barock über. Die Zeit wird allerdings bewusst wie ein Slapstick dargestellt. Alles ist verlogen und künstlich, sogar das schräge Make up seiner Tochter. Gekonnt eine Treppe herunter zu fallen ist gar nicht so einfach, ohne sich etwas zu brechen. Der spartanisch gestaltete erste Teil und das kurze Ende mit Bühnen passen gut zusammen. Erst geht es um Dialoge und szenische Entwicklung, um am Ende die Zeitepoche als solche auf den Arm zu nehmen. Schauspielerisch können alle Beteiligten überzeugen, aber dank Jens Harzer ist diese Inszenierung ein Meisterwerk.

Datum: 10. März 2023

www.theater-duisburg.de