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Die erste „Extraschicht“ der Nach-Pandemie feierte an 44 Spielorten in 22 Städten die 21. Ausgabe der langen Nacht der Industriekultur im Ruhrgebiet. Laut Veranstalter sollen es knapp 200.000 Besucher gewesen sein. Das Wetter hätte besser nicht sein können, nicht zu heiß und trocken. Quer durch das Ruhrgebiet waren die Menschen unterwegs, um Kultur zu oft ungewohnter Stunde zu erleben, zwischen 18 Uhr und 2 Uhr nachts. Ehemalige Zechen, zu Parks umgewandelte Werkgelände oder Museen hatten eingeladen, um diese Tradition zu begehen. Zu sehen gab es Kunst, Kultur, Comedy, Musik, Theater und Akrobatik. Zahlreiche Ausstellungen öffneten ihre Türen. Führungen wurden angeboten. Man konnte sich vorher seinen Weg durch die Nacht abstecken. Ein echter Klassiker war das Welterbe Zollverein. In der Regel macht man hier nichts falsch. Auch dieses Jahr war das Angebot auf Zollverein riesig und attraktiv. Die Serviceleute vor Ort waren extrem freundlich und hießen die BesucherInnen sehr willkommen. Wer hier schlau war, der kam schon eher als 18 Uhr, denn in der Folkwang Universität der Künste, die sich auf dem Gelände befindet, waren aktuelle Arbeiten der Studiengänge Fotografie, Industrial Design und Kommunikationsdesign zu bewundern. Der alljährliche Rundgang ist immer einen Besuch wert. Prof. Stefan Neudecker präsentierte einen Industrieroboter, der im 3D-Druck Lampenschirme oder andere Dinge baute. Man experimentiert mit diversen sortenreinen Kunststoffen. Andere Räume zeigten Fotoarbeiten oder keramische Entwürfe. Von den Grundlagen der Gestaltung bis hin zum fertigen Entwurf reicht die Spannbreite des Studiums, alles sehr kreativ und spannend. Für das unterhaltsame Rahmenprogramm mit Live-Musik und Essen sorgten die Studierenden selbst. Auch das Red-Dot-Design-Museum hatte ab 18 Uhr selbstverständlich seine Türen geöffnet und bot Führungen an. Im Anschluss begann um 18 Uhr das offizielle „Extraschicht“-Programm auf Zollverein. Auf der Kokerei lockte das „NewNow“-Festival mit seinen Arbeiten in der Mischanlage. Der Blick vom Dach durfte nicht fehlen. Unten war das Werksschwimmbad geöffnet, musikalische Begleitung inklusive. Wie auch auf der Kokerei, gab es auf der Zeche 30minütige Kurzführungen über den Denkmalpfad. Die Arbeit der Bergleute war gut bezahlt, aber auch verdammt gefährlich. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es keine soziale Absicherung. Man arbeitete auf eigene Gefahr. Arbeitsschutz war lange ein Fremdwort, der Tod ein täglicher Begleiter. Zollverein hatte sich das Thema „Fußball“ gesetzt. Die aktuelle Fußball-Ausstellung in der Kohlenwäsche war frei zugänglich und gut besucht. Wenn vor einer Fotowand mit Ruhrgebietsstadien der Vater für Schalke schwärmte, seine Tochter für den BVB und eine hinzugekommene Person ganz friedlich nur RWE im Sinn hatte, dann weiß man, dass die Stimmung auf Zollverein richtig gut war. Die Fotos der Ausstellung kamen sehr gut an, sorgten für ein echtes, kommunikatives Miteinander. Draußen vor dem Schacht konnte man auch aktiv werden. Auf Zollverein hätte man perfekt den ganzen Abend verbringen können, doch andere Standorte lockten ebenso. Der Nordsternpark war nicht weit entfernt. Er ist der Regel ebenso eine Bank für gute Motive. Das Amphitheater hatte 2023 wieder eine wunderbare Laser-Feuer-Show zu bieten, die dieses Jahr noch durch eine Tanzeinalge ergänzt wurde. Alle Shows waren gut besucht. Kameras und Handys durfte man hier nicht vergessen. Neben dem offenen Bergbaustollen war die Fahrt auf den Nordsternturm das zweite Highlight im Park. Die Wartezeit für den Aufzug betrug hier allerdings mindestens 45 Minuten. Wer nicht warten wollte, der zog weiter. Leider waren im Park die außergewöhnlichen Brücken nicht illuminiert, ein kleines Minus, was die Atmosphäre betraf. So eine „Extraschicht“-Reise durch die Nacht hat mindestens drei Standorte. Kurz nach Mitternacht in Oberhausen angekommen, erlebte man die erste Enttäuschung. Der Gasometer Oberhausen war nicht illuminiert, strahlte nur dunkelgrau-matt, in keinster Weise einladend. Ähnlich sah es am Schloss Oberhausen aus, keine atmosphärische Illumination in der Nacht der Nächte. Dort gab es zwar Ausstellungen zu erleben, doch die angekündigten leuchtenden Schnüre im Innenhof waren dünne Fäden ohne jegliche Leuchtkraft. Ein paar Leute saßen herum, insgesamt enttäuschende Eindrücke von beiden Standorten. So ging nach Duisburg, ins Lehmbruck Museum. Im Lehmbruck-Trakt war eine Lichtperformance zu Live-Musik von Laurenz Theinert angekündigt. Das Haus hatte nach Mitternacht noch tatsächlich etwas zu bieten, eine beeindruckende Performance. Leider war jedoch nach Mitternacht das halbe Museum schon für Besucher nicht mehr zugänglich. Das gewählte Motto „Nachts im Museum“ galt nur bedingt. Obendrein warfen die recht missgelaunten Sicherheitsleute die Besucher bereits um 1.30 Uhr aus dem Haus, ohne eine Absprache mit Verantwortlichen des Museums, die nichts dafür konnten. „Wir machen jetzt Schluss.“ Man hatte keine Lust mehr und wollte eher nach Hause. Zwar vereitelte eine noch verbliebene Angestellte den dreisten Plan, doch die meisten Besucher waren nun weg und wer blieb, der hatte keinen Sinn mehr für einen entspannten Kunstgenuss bis 2 Uhr. So endete die Nacht nicht besonders positiv. Es war eine Nacht mit zwei positiven Standorten. Insbesondere auf Zollverein und auch im Nordsternpark fühlte man sich wohl. Hier spürte man mehr oder weniger den Zauber der „Extraschicht“. Leider vergaß man andernorts den Respekt vor dieser regional bedeutsamen Nacht, sparte bei der so atmosphärisch wichtigen Illumination oder/und beim Programm. Manche Orte sollten besser nicht schon um kurz nach Mitternacht ihre Programmpunkte spürbar reduzieren. Standorte wie der Landschaftspark, die Niebuhrg und der Tetraeder fehlten leider ganz im Programm. Es war das erste Jahr nach der Pandemie. Hier und da ist noch Luft nach oben. Die kommende „Extraschicht“ ist für den 1. Juni 2024 bereits terminiert. Datum: 24. Juni 2023 www.extraschicht.de |
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