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Tanzabend 'Don Q' im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen
Mit dem Thema „Don Q“ behandelt die MiR Dance Company einen alten und beliebten Stoff. Das Ergebnis präsentiert sich in zwei Choreografien positiv aufgebrochen, kreativ und künstlerisch sehr hoch angesiedelt.

Die Geschichte ist gut bekannt und oft dargestellt. Wie geht man mit so einem Thema um? Wie lässt es sich interpretieren? Der Erste Teil wurde von Guiseppe Spota persönlich gut kreiert. Der Don wird bei ihm zu einem Rockstar, der von der Welt umarmt werden möchte, träumt und doch der Realität ins Auge sehen muss. Spota geht sehr geschickt mit wichtigen Elementen des Stoffes um. Die dreifach geteilte Drehbühne symbolisiert die Windräder. Alles beginnt mit einem Song von Amy Winehouse. Die Sucht nach Ruhm und die eigene Illusion stehen hier Pate. Es wird mit Trommelstöcken gearbeitet, die u. a. galoppierende Pferde akustisch nachahmen. Sechs TänzerInnen der Kompanie drücken gut Wünsche, Illusionen, Aufstieg und Fall aus. Es wirkt dynamisch, aber auch gefühlvoll. Gerne spielt man mit dem Bühnenbild und somit mit den Ebenen und auch dem Licht. Als Multitalent erweist sich dabei Sebastian Schiller in der Rolle des Don. Als ausgebildeter Sänger hat er ebenfalls ein großes Talent für den Tanz. Seine Hebefiguren, aber auch schnelle Passagen, können überzeugen. Natürlich ist er ebenso für Gesang und Texte zuständig. Es ist szenisch beinahe ein Hybrid. Musikalisch wird die Choreografie schön von der Neuen Philharmonie Westfalen begleitet, eine Komposition von Christof Littmann. Dabei vernimmt man durchaus auch spanische Anklänge. Das Schlagzeug befindet sich auf der Bühne. Es ist eine Inszenierung, die positiv ankommt.

Den zweiten Teil hat künstlerisch die israelische Choreografin Jasmin Vardimon übernommen. Als Q steht ein Geschäftsmann auf der Bühne, der nach einem Erdbeben alles verloren hat. Es hat Tote gegeben. Die verbliebenen Untergebenen weichen ihm nicht von der Seite, bis zu seinem Sturz. Ruhm und die gehobene Stellung sind verblichen, aus der Traum. Wie geht man nach einem großen Schicksalsschlag mit den Folgen um? Mit Ignoranz und Kaltblütigkeit kommt man jedenfalls nicht mehr weiter. Die Fiktion der eigenen Überhöhung wird zur bitteren Realität. Die Inszenierung fesselt nicht nur das Auge, sie schmeichelt auch den Gehörgängen. Es ist ein wundervolles Tanztheater, bei dem man in den ersten Sekunden schon merkt, dass man alle Sinne spitzen und jeden Moment genießen muss, ganz fein und spannend choreografiert, mit dynamischen Elementen, Gesten und Mimik, einfach genial. Dabei sticht Marie-Luise Hertog als Darstellerin einer mechanischen Puppe besonders heraus. Auch das Licht ist Extraklasse. Dabei wird die Idee der Inszenierung ziemlich deutlich, obwohl vieles abstrahiert ist. Stühle, also die Untergebenen auf denen der Herrschende sitzt, werden empor gehalten und werden zur Bedrohung, immer begleitet von einem grandiosen Soundtrack. Zwischendurch genießt man die Tanzkünste der TänzerInnen bei harten und schnellen Moves oder auf der schiefen Ebene, wo man sich fragt, wie man sich dort so souverän bewegen kann. Es sind tolle Bilder und gleichermaßen eine wundervolle Choreo. Gänsehaut pur!

Dieser Tanzabend zeigt zwei unterschiedliche Choreografien, die beide auf ihre Art sehenswert sind. Das Thema „Don Q“ lässt sich durchaus verschieden interpretieren und darstellen, in beiden Fällen durchaus abstrakt und modern.

Datum: 28. Oktober 2023

www.musiktheater-im-revier.de