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Recherchereise: Burbach im südlichen Siegerland
Für Wanderer bietet die Region unzählige Kilometer Wanderwege. Bis zu 300 m hinauf geht es auf die höchsten Höhen mit über 600 m über NN. Hier führt der Rothaarsteig entlang. Seit 2018 muss man allerdings umdenken, denn der Klimawandel und der Borkenkäfer haben seit ca. fünf Jahren schleichend ihre Spuren hinterlassen.

Bis zum ersten Dürresommer 2018 war Burbach komplett umgeben von grünen Hügeln. Die gibt es teilweise immer noch, nur hat es sich nun gerächt, dass man irgendwann einmal den gesunden Mischwald gegen eine Monokultur aus Fichten getauscht hat. Diese brauchen etwa 1.200 mm Niederschlag im Jahr. 2018 sank diese Menge auf 1.000 mm. Fichten produzierten dadurch weniger Harz. Somit fühlte sich der Borkenkäfer immer wohler. Gegenmaßnahmen halfen nicht mehr. Große Hänge hat man heute von Fichten befreit und gerodet, ein leider nötiger Schritt. Auf den freien Flächen hat sich allerdings erstaunlich schnell neues Leben gebildet. Die Natur repariert sich selbst, passt sich an. Erste Pionierpflanzen sind z.B. der rote Fingerhut oder der salbeiblättrige Gamander, was die Imker freut, denn diese Blüten sind immens wichtig für die Bienen und andere Insekten. Wurm- und Frauenfarn sind weit verbreitet, wie auch Gräser, darunter das weiche Honiggras oder das Wald-Reitgras. Man findet das Johanniskraut, Brombeeren, Himbeeren, Holunder, schmalblättrige Weidenröschen oder sonst sehr seltene Wacholderbüsche. Selbst wilde Orchideen entdeckt das fachkundige Auge es botanisch gebildeten Wanderführers. Die Orchideenarten stammen aus dem warmen Süden und verdrängen die sonst bisher heimischen Arten. Die ersten kleinen Bäume haben sich ebenfalls schon wieder selbstständig angesiedelt, darunter Eichen, Buchen oder neue Fichten. Birken sind in der Gegend eher selten.

Besonders reichhaltig war die Vielfalt der Flora hier noch nie, aber einst wesentlich gesünder. Die Böden sind mager und sauer. Der Boden enthält Schiefer, darüber Grauwacke, beides als Baumaterial genutzt, und teilweise vulkanisches Gestein, also Basalt. Das war immer so. Man sieht es auch an der Konstruktion der alten Häuser. Sowohl Schiefer als auch Grauwacke existieren in natürlichen Vorkommen in relativ geraden Schichten im Boden.

Neben den natürlichen Wiederansiedlungen sucht man nach neuen Baumarten, die dem wohl kaum aufzuhaltenden Klimawandel standhalten können. Man denkt an Douglasien, Tulpenbäume oder tatsächlich Mammutbäume. Erste junge Eichen und Kirschen sind bereits gepflanzt. Es bleibt ein Experiment, welches nachfolgende Generationen zu bewerten haben.

Mit der Fichten-Abholzung kamen weitere Veränderungen. Wanderkarten von 2018 sind hinfällig. Einige Wege gibt es schlicht nicht mehr. Selbst die einheimischen Wanderer müssen die neu angelegten Pfade erst einmal kennenlernen. Hier wandert man wie durch eine Heidelandschaft in höheren Landschaftsregionen. Es hat seinen Reiz und es läuft sich gut, besser als auf breiten, geschotterten Waldwegen. Hinzu kommen Abschnitte mit dichtem Laubwald oder einer Vegetation, wie es sie bereits vor den Kiefern gab. Das wirkt wildromantisch und verwunschen. Moos überzieht den Boden. Die Landschaft hat sich verändert, entwickelt neue Reize. Die neuen Wege sind fast immer gut mit Wegmarken versehen. Man kann sich orientieren. Zwei Schutzhütten kann man auf dem Rothaarsteig und seinen Zuläufern notfalls aufsuchen, Einkehrmöglichkeiten gibt es allerdings keine, also immer genügend Jause mitnehmen.

Als besonderes Merkmal dieser Region rund um Burbach gab es drei ehemalige Kleinzechen, die bis zu 300 m tief waren. Ein Stolleneingang, eine Gebäuderuine eines Brecherwerks oder eine ehemalige Halde zeugen heute noch davon. Die Halde enthält noch zahlreiche Gifte wie Zink und Blei. Hier findet die Zinknelke ihren Platz. Man findet sie sonst nur in Aachen, Littfeld und Blankenrode, ein sehr seltenes Gewächs.

Eine Besonderheit auf dem Rothaarsteig und am Großen Stein sind die Basaltbrocken, die bei einem Vulkanausbruch vor über 90 Mio. Jahren irgendwie im Krater stecken geblieben sind. Diese urigen Steinansammlungen fallen auf, werden sogar auf dem Rothaarsteig (Trödelsteine) durch ein Gipfelkreuz mit Gipfelbuch ergänzt, die höchste Erhebung der Gegend. Außergewöhnlich ist ein paar Kilometer entfernt, am Großen Stein, zu bemerken, dass hier auch Eschen und Ulmen heimisch sind.

Ein großer Dank gilt an dieser Stelle dem Naturparkführer und Botaniker Manfred Stangier, der die Redaktion bei der Wanderung auf dem Rothaarsteig und zu den Trödelsteinen sehr fachkundig und engagiert begleitet hat. Er betreibt in der Nähe das Nakume-Projekt, einen botanischen Park. Ein weiterer Dank gilt Herrn D. Harder, der sich sehr nett und spontan anbot, die Redaktion zum Großen Stein zu begleiten.

Datum: 3. bis 5. Juli 2023

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