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Buch 'Leandro' aus dem Verlag Capybarabooks
„Leandro“ lautet der Titel eines klasse Jugendromans von Roland Meyer aus dem Luxemburger Verlag Capybarabooks. Es ist ein hochspannend verfasster Roadtrip zweier völlig unterschiedlicher Jugendlicher durch die ländliche Eifel.

Dieses Buch ist wie eine leckere Schüssel frischer Vanillepudding, fängt man einmal an, kann man 256 Seiten lang nicht mehr aufhören zu lesen, stilistisch ausgezeichnet. Hauptpersonen der Geschichte sind die 15jährige Lea-Sophie und der 17jährige Leandro. Sie ist ein Einzelkind und stammt, wie ihr Name es schon vermuten lässt, aus gutbürgerlichen Verhältnissen. Ihr fehlt es an Nichts. Mit Jungs, Alkohol und Drogen hatte sie noch nie Kontakt. Ihre Eltern sind stolz auf ihre sehr guten Schulnoten. Trotzdem ist sie ein eher unsicheres Mädchen ohne klares Ziel, das in der Fridays-for-Future-Bewegung Halt findet. So ergibt es sich, dass ihre Gruppe für einige Wochen in einer Jugendherberge in der Eifel ein Camp aufschlägt, um gefühlt am Ende der Welt die Welt zu retten. Dort stößt Leandro hinzu. Er ist portugiesischer Abstammung und wird von seiner Mutter wenig geschätzt, ist ein Außenseiter in einem Eifeldorf. Geld, schicke Kleidung, alles das hat er nicht. Eines Nachts überredet er sie, ihn spontan nach Berlin zu begleiten. Er möchte raus aus dem Kaff. Sie hat kaum Zeit zu überlegen, doch dann bricht sie mit ihm auf, unterwegs mit einer uralten geklauten Zündapp mit Beiwagen, ohne Geld und ohne vergessenes Handy. Das ereignisreiche Abenteuer zweier völlig unterschiedlicher Jugendlicher beginnt.

Das Spannende an diesem Roman ist wirklich, dass beide aus komplett verschiedenen Familienverhältnissen stammen. Er hat ein klares Ziel und sie hat sich von seinen schönen, grünen Augen überreden lassen. Zunächst weiß er überhaupt nicht, wie sie heißt. Er nennt sie einfach Linda und dabei bleibt es auch. Diese Linda entwickelt sich zur zweiten Persönlichkeit der Lea-Sophie. Linda möchte eigentlich schon bald wieder aussteigen, aber Leandro hat die Menschenkenntnis und das Überlebensgen, das Linda unterwegs eingeimpft bekommt. Er hat ein Ziel und sie muss einfach mit. Das Mädchen lernt wie rau das wahre Leben außerhalb des Bildungsbürgertums ist. Selbst als Veganerin isst sie die geklaute Salami-Pizza, wenn der Hunger treibt. Nachts im Freibad nackig schwimmen gehen, Linda ist mit dabei. In ihrer Heimat Köln hätte sich Lea-Sophie das nicht getraut. Mit dem geschickt agierenden Leandro und stets einem Schutzengel im Gepäck hangelt sie sich von Abenteuer zu Abenteuer. Menschen lernt sie unterwegs viele kennen. Einer pflegt seine liebenswerte Frau, die im Rollstuhl sitzt, eine Dame ist dement oder sie trifft einen zunächst netten Herrn, der plötzlich Nazi-Sprüche zum Besten gibt. Immer wieder brechen Klischees auf, positiv und negativ. Das wahre Leben begegnet einer 15jährigen auf seine sehr direkte Art und Weise. Sie lernt hier nicht die Welt zu retten, sie lernt sie erst einmal kennen, mit all ihren Problemen und Abgründen. Dabei holen sich die beiden Jugendlichen unterwegs auch mal dicke Schrammen oder verlieren sich aus den Augen. Sie nähern sich Stück für Stück an. Ob es bis nach Berlin reicht, das wird hier nicht verraten.

Es ist eine wilde Geschichte, die klasse verfasst ist. Es wäre auch ein ausgezeichneter Theaterstoff. Der erfahrene Autor Roland Meyer hat diverse Buchpreise gewonnen und arbeitet ebenfalls als Musiker, Kabarettist oder Regisseur. Er weiß, wie man ein Thema packend erzählt. Bei „Leandro“ kann man wirklich nicht aufhören zu lesen. Sehr lesenswert!

„Leandro“, Roland Meyer, Capybarabooks, (Jugend-)Roman, 256 Seiten, 20 x 12 cm, Klappenbroschur, ISBN 978-99959-43-50-9

Datum: 2. November 2022

www.capybarabooks.com