Der Verlag DOM publishers hat das neue „Deutsches Architektur Jahrbuch 2023“ herausgegeben. 23 deutsche und drei internationale Projekte werden vorgestellt. Zu erkennen sind neue Trends bei der Projektgestaltung. Der erste Preis wurde für die Erweiterung des Starnberger Landratsamts verliehen, ein Bau aus dem Jahre 1987, der äußerlich kaum verändert ergänzt, jedoch bautechnisch an die heutige Zeit angepasst wurde. Das bewährt Gute behielt man bei und passte es an. Zwei weitere Realisierungen waren in der Endauswahl. Die wunderschönen Stadtbahntunnel in Karlsruhe wurden mit einem ganz besonderen Lichtdesign und ohne Werbetafeln konzipiert. Der riesige Raum wirkt hell und erstrahlt als Raumkunstwerk. Dritter im Bunde ist die neue Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins e. V. In München. Auf einem ehemaligen Industrieareal im Münchner Norden hat man ein Bestandsgebäude komplett umgebaut und dem früheren Verlagssitz ein völlig neues Bild verliehen. Die neue Gebäudehülle besteht aus einer Holz-Pfosten-Riegel-Konstuktion, mit viel Glas. Stolze 1.800 Plätze hat die neue Isarphilharmonie Gatseig HP in München. Sie ist aktustisch ausgeklügelt, in ein schickes Schwarz gekleidet und leicht rückzubauen. Sogar ein Gefängnis in Berlin lässt sich in ein Hotel verwandeln. Regional interessant ist der Anbau des Museum Küppersmühle in Duisburg. Angelehnt am bereits 1997 umgebauten Mühlengebäude entstand ein direkt angrenzender Neubau, der sich vom alten unterscheidet, jedoch die Architektursprache fortführt. Es ist das einzige Projektbeispiel aus NRW. Hat man hier die Architekturtrends noch nicht erkannt? Es ist ein Trend, bestehende Gebäude umzubauen oder stilvoll zu erweitern. Eine alte Scheune wird zum Kultur- und Dorfzentrum. Die neue Stätte des Münchner Volkstheaters ist ein Ergänzungsbau, der schick daher kommt. Mit 131 Mio. Euro liegen die Kosten für einen Theaterneubau mit 600 Plätzen ganz sicher im unteren Bereich. Eine entweihte Kirche ist zu einem schicken Studentenwohnheim geworden. Äußerlich sieht man zwar nicht so viel, aber die Neue Nationalgalerie in Berlin präsentiert sich komplett instandgesetzt. Man erkennt sehr nützliche Ansatzpunkte. Das Recycling von Baustoffen liegt im Trend. Ein altes, baufälliges Einfamilienhaus kann man mit einer neuen Hülle aus Stahl und günstigem Polycarbonat überziehen und so klimagerecht anpassen. Altbauten werden sehr geschickt in der Fläche oder Höhe ergänzt. Der Verzicht auf zu viel Technik erleichtert den Umgang mit altem Bestand. Die zukünftig benötigten Gebäude sind eigentlich schon da, wir müssen sie nur intelligent an ihre neue Nutzung anpassen. „Deutsches Architektur Jahrbuch 2023“, Yorck Förster, Christina Gräwe, Peter Cachola Schmal, DOM publishers, 256 Seiten, 400 Abbildungen, 220 × 280 mm, deutsch/englisch, Leinenhardcover, ISBN 978-3-86922-865-5 Datum: 10. Februar 2023 dom-publishers.com