Mit der sehr lesenswerten Publikation „60 Jahre Bundesliga“ ehrt der Verlag Die Werkstatt das liebste Kind von Millionen Fußballfans. Was sich heute extrem kommerziell und glatt präsentiert, das war früher mal richtig unterhaltsam. Es gab noch echte Typen und coole Geschichten. Fußball war tatsächlich mal ein Volkssport. Da ging der Vater mit dem Sohn ins Stadion, ohne Angst vor diversen gewaltigen Randalierern oder gefährlicher Pyrotechnik. Fußball war ein echtes Gesprächsthema in der Firma und man hatte natürlich einen persönlichen Verein, mit dem man fieberte. Selbst die kickenden Lieblinge blieben jahrelang ihrem Verein treu, ohne nach England zu wechseln. Das alles hat sich geändert. Dieses Buch blickt zurück in eine Zeit, als die Frisuren von Profifußballern noch nicht jede Woche nachgeschnitten und gestylt wurden. Fußballschuhe waren noch keine bunten Gamaschen und die Spieler noch nahe an den Fans. Es gab noch regelmäßig diverse Sprüche, die jeder kannte, egal ob von Trappatoni oder Andi Möller. Als junges Talent bekam man auf Schalke einen 1-Jahres-Vertrag, weil man sich nicht sicher war. Hertha suchte mal einen Trainer per Stellenausschreibung und Rudi Gutendorf bewarb sich per Postkarte von den Fidschis. Thomas Gottschalk saß mal während eines Bundesligaspiels der Bayern auf der Bayern-Bank. Der KFC Uerdingen drehte einen Imagefilm mit Friedhelm Funken als Superman. Nationaltorwart Bodo Illgner wechselte für heute läppische vier Millionen Mark von Köln nach Real Madrid. Ehefrau Bianca war damals seine Managerin, kein Spielerberater. Zum Ende noch die Beschreibung eines Fotos. Rudi Assauer sitzt nackt mit einer Zigarre und einer Boulevardzeitung in einer Sauna. So lässt sich heute sicherlich keiner der Bundesliga-Manager mehr ablichten. Lesen lohnt auf jeden Fall. „60 Jahre Bundesliga“, Ben Redelings, Verlag Die Werkstatt, 448 Seiten, viele Fotos, 21,0 × 29,7 cm, Hardcover, ISBN 9783730706244 Datum: 19. Oktober 2022 www.werkstatt-verlag.de