![]() |
![]() |
![]() |
||
![]() |
||||
![]() |
||||
![]() |
||||
![]() |
||||
![]() |
||||
![]() |
||||
![]() |
||||
Mit der Oper „Bernarda Albas Haus“ präsentiert das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen ein Drama von Federico García Lorca, welches musikalisch von Aribert Reimann bearbeitet wurde. Das Ergebnis ist ein ganz besonderer Opernabend. Regie führte der große Dietrich W. Hilsdorf. Inhaltlich spielt die Geschichte1936, kurz vor Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs, der in der unrühmlichen Franco-Diktatur endete. Sie beschreibt die weiblichen, gesellschaftlichen Strukturen in einem spanischen Dorf. Man möchte keine Schande über seine Familie erleiden, Gerede vermeiden. Auch Bernarda (Almuth Herbst) ist sehr darauf bedacht, dass ihre fünf Töchter (Lina Hoffmann, Bele Kumberger, Margot Genet, Soyoon Lee, Katherine Allen), nach dem Tod ihres Mannes, kein negatives Aufsehen erregen. Sie stehen unter Hausarrest. Schweigen lautet die Devise, obwohl die Probleme hinter den Mauern immer stärker anwachsen. Bernardas Machtdominanz führt zur Unterdrückung. Sogar die eigene Mutter wird eingesperrt. Sehnsüchte kommen auf und werden nie erfüllt. So ist es die begehrte Dorfschönheit Pepe, der es den Töchtern angetan hat. Neid und Eifersucht kommt unter den Töchtern auf. Welche darf ihn heimlich treffen? Man schwärmt und träumt von ihm und giftet sich gegenseitig an. Offiziell sind und bleiben sie alle unbefleckt. Ihre Magd La Poncia (Sabine Hogrefe) träumt ebenso, vom wilden Meer, und selbst ihre 80jährige Mutter Maria Josefa (Mechthild Großmann) hat mit dem Leben noch nicht abgeschlossen, möchte ebenso ausbrechen. Bernarda weiß ihr Zepter, einen Holzstock, jedoch geschickt zu führen. Es entwickelt sich eine gewünscht schweigsame Situation, zumal auch ein Gewehr im Haus existiert. Es ist eine ungewöhnliche Inszenierung, weil auch Sprechtexte verwendet werden. Kommt die schauspielerische Note zum Vorschein, so werden die Inhalte gleich härter, klarer und ausbrechender, während die meisten Gesangspartien eher das Schweigen unterstreichen. Nicht sehr oft tritt die Mutter auf, aber wenn dann als Sprechtext. Obwohl sie hinter den Wänden weilt, bekommt sie von Geschehen im Haus sehr viel mit und kann die Charaktere ausgezeichnet einordnen. Ihre Auftritte stechen in der Inszenierung heraus. Ebenso beobachtend verhält sich die Magd La Poncia. Ihr ist bewusst, dass sie keine Chance hat dieses Haus zu verlassen, solange Bernarda lebt. Ihre Körpersprache verrät, dass sie mit mindestens drei Ohren anwesend ist. Wie sehr unträglich Machtmissbrauch die Familienharmonie sprengen kann, das zelebriert Bernarda permanent. Affären oder ein Ausbrechen werden nicht geduldet. Eine Tochter jedoch versucht es immer wieder direkte Giftpfeile gegen ihre Schwester Adela (Katherine Allen) zu speien, Martirio, hervorragend gesungen und gespielt von Soyoon Lee. Sie ist Mitglied des Opernstudio NRM und ein großes Nachwuchstalent. Beide Schwestern kämpfen um denselben Pepe und können sich nicht ausstehen. Wie Soyoon Lee diesen Konflikt gesanglich, gestisch und mimisch darstellt, ist große Klasse. Wenn Blicke töten könnten! So treibt sie Adela schließlich in die Verzweiflung und den Freitod, während Bernarda schließlich weiter auf die Karte des Schweigens setzt, jedoch ziemlich alleine da steht. Hilsdorf arbeitet den inhaltlichen Konflikt Bernarda und den anderen Beteiligten exzellent heraus. Selbst das Schweigen spricht hier Bände. Dazu passend präsentiert sich das Bühnenbild. Die Familie scheint nicht arm zu sein. Die Räume sind großzügig gestaltet. Die heilige Barbara schmückt den Salon, soll für Ruhe sorgen. Ein anderes Gemälde eines wilden Pferdes ist ebenfalls ein Sinnbild der Atmosphäre im Haus, mit einem Blitz im Hintergrund. Es muss unausweichlich eines Tages brachial krachen. Musikalisch präsentiert die Neue Philharmonie Westfalen ungewöhnliche Töne, die bewusst keine Harmonie ausdrücken wollen, alles sehr passend zum Stoff. Zwölf Celli, seltene Kontrabassklarinetten oder drei Flügel findet man u. a. im Orchestergraben. Die Partitur ist anspruchsvoll, aber stets der Handlung nachempfunden. Ein großes Lob an den musikalischen Leiter Johannes Harneit und das Orchester. Wenn Hilsdorf drauf steht, ist auch Hilsdorf drin. Es gibt nur ganz wenige Regisseure, die sich dieses Prädikat wirklich verdient haben. Seine Inszenierung überzeugt auf ganzer Linie, ist absolut stimmig. Datum: 6. Mai 2023 (Premiere) musiktheater-im-revier.de |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
||