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Das Schauspielhaus Bochum zeigt die sehr beeindruckende Inszenierung „Trommeln in der Nacht“ nach Berthold Brecht, mit zusätzlichen Texten von Seyda Kurt. Regie führte Felicitas Brucker. Brechts Theaterstück ist von 1922 und doch so aktuell. Männer im Krieg, die gibt es immer noch, verlassene Frauen ebenso. Die Treue wird aufs Spiel gesetzt. Es wird auch immer Kriegsgewinner und Kriegsverlierer geben. Die politischen Wendehälse kommen meistens wohlhabend durch. Erst produziert man Geschosskörbe für Waffen, anschließend Kinderwagen. Soll man sich politisch angepasst oder aufrührerisch verhalten? Wer riskiert den Aufstand? Fragen über Fragen, die dieser Stoff aufwirft. Anna ist eine aufrichtige, junge Frau, die einer solchen Wendehals-Familie entstammt. Ihr Liebhaber ist seit vier Jahren im Krieg, hat sich nie gemeldet. Ein Nachfolger für die elterliche Fabrik muss her. Eine arrangierte Verlobung und Ehe aus wirtschaftlichen Gründen steht an. Murk ist der Auserwählte. Hat Anna eine Wahl den Eltern zu widersprechen? Sie hat die Sehnsucht nach einem respektierten Leben, nach Miteinader statt Unterdrückung, nach Zärtlichkeit ohne Lügen. Bei den Eltern gilt das Streben nach Wohlstand um jeden Preis, das Patriarchat bestimmt in der Familie. „Ich könnte ein guter Mensch sein, wenn man mich lässt,“, so Anna. Nach der eher unfreiwilligen Verlobung im Café Vaterland hilft nur noch Alkohol als Sanitäter in der Not. Möchte sie Füße für das Erbe stillhalten oder doch nur noch ein Geist in der Flasche sein? Als ihr Geliebter Andreas doch noch aus dem Krieg zurückkehrt wird es für sie ernst. Von Murk erwartet sie sogar noch ein Kind. Als sie sich zwischen ihrem Verlobten Murk mit einem warmen Bett und ihren Idealen entscheiden muss, wählt sie selbstbestimmt die Vorstadt, wo ihr geliebter Andreas eh schon hin geflüchtet ist. Dort sind die Aufständischen am Werk, die die was riskieren. Krieg verändert Menschen. Andreas ist äußerlich und seelisch nicht mehr der alte. Hinzu kommt die Verlogenheit des Reporters Babusch, eine Art Erzähler und Profiteur des Leids. Er wittert in den sich nähernden Unruhen seine Chance und geht wahrlich über Leichen, um eine Story zu bekommen. Schauspielerisch ist ein sehr gutes Ensemble auf der Bühne. Nach den schmerzhaften Abgängen von Anna Drexler und Gina Haller nach München und Hamburg ist das gar nicht so einfach. Für die gebürtige Niederländerin Linde Dercon als Anna ist es ihre erste große Hauptrolle in Bochum. Sie ist noch jung und schon richtig gut, spricht hervorragend mit den Augen, ihrer Mimik und beherrscht auch die leisen Töne sehr betont und klar. Laut kann schließlich jeder. Da wächst das nächste Juwel heran. Auch sonst sind gute schauspielerische Leistungen von Andreas Kragler (Stefan Hunstein), Murk (Vincent Radetzki), Herr Balicke (Jele Brückner), Frau Balicke (Oliver Möller), Babusch (Jakob Schmidt) zu vermerken. Es harmoniert auf der Bühne, wie auch das schöne Bühnenbild. Eine auffällig schicke Bar mit nationalistischem Charme auf der Unterbühne, ein ferngesteuertes Auto, Nebel, Geisterhaftes oder Live-Videosequenzen können optisch überzeugen. Gegen Ende gibt es noch eine geschickte Heranführung an die Gegenwart. Der Stoff ist wirklich hochaktuell. Ganz am Schluss gibt es erst einmal keine Gewinner. Die Zweifel an jeder Form des menschlichen Umgangs bleiben bestehen. Die Menschheit handelt wie die Wölfe, wenn der Mond aufgeht. Ist es ein Scheitern der Gesellschaft an sich selbst? Datum: 11. April 2025 www.schauspielhausbochum.de |
Schauspiel 'Trommeln in der Nacht' im Schauspiel Bochum, Foto: Jörg Brüggemann/Ostkreuz![]() nächstes Foto |
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