Das Grillo Theater überzeugt mit dem außergewöhnlich inszenierten Abend „Star-Crossed Lovers“. Grob geht es um das Drama von Romeo und Julia und die Frage, ob man diesen Konflikt nicht hätte anders lösen können? Schon die Bespielung des Theaterraums ist bemerkenswert. Ein Teil der Gäste sitzt im Zuschauerraum, der andere auf der Bühne, getrennt durch den eisernen Vorhang und zwei weitere transparente Vorhänge, je nach Szene. Es gibt zwei verfeindete Familienclans mit meinungsstarken Oberhäuptern sowie einer Tochter (Han Nguyen) und einem Sohn (Nicolas Matthews), die sich näher kommen möchten. Die Geschichte ist vom Grundaufbau ganz im Stile des altes Dramas, nur dass hier Ensemble-Schauspieler gemeinsam mit Essener SchülerInnen ab 14 Jahren die Entwicklung und den Ausgang hinterfragt haben. Daraus ist die Bühnenfassung entstanden. Initiator der Produktion ist der Musiker Torsten Kindermann, der mit dem Autor Akin Emanuel Sipal hauptsächlich inhaltlich verantwortlich zeichnet. Regie führte Caner Akdeniz. Zunächst muss man sich also entscheiden, wo man sitzen möchte, bei Familie Montague vor der Bühne oder bei den Capulets mit ihrer Julia auf der Bühne. Vielleicht ist der Platz auf der Bühne der etwas attraktivere. Hier findet mehr Aktion statt und man ist ganz nah dran. Zeitweise ist sogar der eiserne Vorhang ganz herunter, so dass man die andere Seite des Geschehens nicht mitbekommt. Anfangs wird schon klar, dass die beiden Familienoberhäupter ihre Feinschaft mit Pistole und Schwert deutlich dokumentieren. Auch die Kinder zeigen ihre Sympathie, singen Liebeslieder wie „My heart will go on“ oder „Killing me softly“. Es kommt schließlich zum Kampf, mit Toten und Leichensäcken. Ist die Schlacht scheinbar geschlagen, kommen die Mütter (Floriane Kleinpass, Ines Krug) sowie die SchülerInnen zu Wort, letztere in der Regel als Sprechchor. Sie halten Tribunal über die Akteure, die sich im traditionellen Familiensinn quasi gegenseitig ausgelöscht haben. Die jungen Leute befragen, wie bei einem Verhör, die Beteiligen zu ihrem grausamen Verhalten und urteilen am Ende menschlich und im Sinne der Figuren. Ist eine menschliche Lösung einer Feindschaft tatsächlich in der Realität möglich? Muss so viel Leid tatsächlich sein oder kann eine junge Generation nicht auch mal freundschaftliche Wege gehen? Die Grundfrage dieses Stücks ist übertragbar auf Nachbarschaftsstreitigkeiten, Ehezwist oder auch brutale Kriege zwischen Volksgruppen oder Staaten. Es ist eine wirklich spannende Fragestellung, die hier in den Raum geworfen wird. Jeder kann sie durch sein eigenes Handeln selbst beantworten. Datum: 17. April 2024 www.theater-essen.de |
Schauspiel 'Star-Crossed Lovers' im Grillo Theater in Essen, Foto: Nils Heck nächstes Foto |