Jakob Schwerdtfeger präsentierte die Leseshow zu seinem Buch „Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist Kunst“ im Museum Küppersmühle in Duisburg. Humorvoll widmete er sich dabei typischen Fragen an die Kunst, vor ausverkauftem Haus. Er ist studierter Kunsthistoriker, der einige Jahre im Städel Museum als Kurator tätig. Nun bereist er die Republik und bringt die Kunst auf seine eigene Art rüber. Er ist der vollen Überzeugung, dass Kunst wichtig ist, aber manchmal auch etwas schräg rüber kommt. Zunächst aber betonte er, wie bedeutsam er die Sammlung im MKM einschätzt, ein großer Schatz für die an Kultur reichhaltigen Region. Das Haus gehört für ihn, ganz ehrlich gemeint, zu den besten Kunstorten in Deutschland. Die aktuelle Sonderausstellung von Miquel Barceló hob er lobend hervor. Seine Ausführungen begannen mit zwei Zitaten, also Wandtexten aus Ausstellungen, die an Laien gerichtet waren. Wer so hochgestochen formuliert, der darf nicht erwarten, dass Menschen einen echten Zugang zur Kunst finden können. Kunst findet sich aber überall bei uns im Alltag. Die historischen Vorbilder kennt die Kunstgeschichte sehr gut. Es gibt unzählige Beispiele, nicht nur das Nike-Logo. Kunst ist auch viel mehr als eine Leinwand im golden schimmernden Rahmen. Beeindruckt war er von einer Arbeit, ein leerer Raum mit einer Glühbirne in einer Grube und dem Soundtrack von Tom und Jerry. Kunst kennt 1.000 Materialien, Farben und die Probleme unserer Zeit. Sie ist ein Spiegel unserer Gesellschaft, aber auch eine willkommene Ausflucht, wenn die Lage mal nicht mehr zu ertragen ist. Sie öffnet geistige Räume, ist aber auch zu oft viel zu elitär. Bei Vernissagen werden gerne Wein und Schnittchen gereicht. Das Buch ist wie eine Ausstellung in verschiedene Kapitel aufgeteilt. Eines widmet sich der abstrakten Kunst, die nicht jeder mag. Sein Opa war ein abstrakter Maler. Als Nullpunkt der Malerei bezeichnet er das schwarze Quadrat (1915) von Kasimir Malewitsch. Auf die Idee kam damals vorher noch niemand. Klar kann das jeder, aber die erste Idee ist entscheidend für die wissenschaftliche Einordnung. Ein präsentiertes Bild durften die Gäste deuten. Die Ideen waren vielfältig. Der Künstler war tatsächlich tierisch, ein Schwein. Was das Quadrat betrifft, so ist das Museum Ritter in Waldenbruch für ihn eines der herausragenden Häuser in Deutschland. Es gehört einem bekannten Schokoladenproduzenten und zeigt ausschließlich quadratische Kunst. Jakob Schwerdtfeger mag durchaus Mittelalter-Kunst. Die Maltechnik war zwar noch nicht ausgereift, aber das Emotionale und der Humor in den Arbeiten ist bei genauem Hinsehen deutlich zu erkennen. Warum ist Kunst aber nur so teuer? Der reine Materialwert ist es nicht. Es sind berühmte Namen oder Geschichten hinter den Werken. Das berühmteste ist sicher der geschredderte Banksy, der beim Weiterverkauf über 18 Mio. Euro einbrachte, obwohl er für „nur“ 1,18 Mio. Euro ersteigert wurde. So wurde seine eigentliche Kritik am Kunstmarkt zu einem Hype um seine Person. Kunst wird häufig mit Bedeutung überladen. Der Kunstmarkt ist so komplex wie der Aktienmarkt. Kunst ist definitiv wichtig für unseren Blick auf uns selbst und Gesellschaft. Sie kann unser Leben verändern, wie bei Sylvester Stallone. Ein alter Ölschinken mit einem durchtrainierten Männerkörper animierte ihn tatsächlich schon früh zum Bodybuilding. Mit seinem Comedy-Programm „Meisterwerke“ ist Schwerdtfeger im Lande unterwegs. In der städtischen Galerie in Viersen darf er demnächst sogar erstmals als freier Kurator aktiv werden. Es geht um sein Lieblingsthema, die humorvolle Kunst. Datum: 18. Oktober 2024 museum-kueppersmuehle.de |
Lesung von Jakob Schwerdtfeger zu seinem Buch „Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist Kunst“ im MKM, Foto: Jehle nächstes Foto |