Das Schlosstheater Moers hatte Daniel Schreiber, den Metropolschreiber Ruhr der Brost-Stiftung eingeladen, um aus seinem Buch „Die Zeit der Verluste“ vorzutragen. Daniel Schreiber in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen. Studienaufenthalte in Berlin und New York erweiterten seinen Horizont. Der Krebstod seines Vaters war hingegen ein einschneidendes Ereignis. Er spürte die Gewalt der Trauer. Wir alle sind unfähig zu trauern. Man kann vor der Trauer nicht weglaufen. Sie ist auch nicht auszuschalten. Vor Vater Todesnachricht per Telefon ist er lange geflohen, hatte immer die Bühne und Lesungen als Ausrede. Sich in die Arbeit stürzen war sein Weg. Er konnte seinen Vater vor seinem Tod nicht mehr sehen und seine letzten Telefonate waren sehr emotional. Jedes konnte das letzte sein. Vom Tod erfuhr er in Venedig. Die Erosion von menschlichem Zusammensein ist wie der Untergang von Venedig, samt den Spuren an Gebäuden. Das radikale Festhalten an der Vergangenheit wird spürbar, wie auch die Verlangsamung als Zeichen des Niedergangs. Trauer kann Jahre dauern. Veränderungen in der Welt überfordern die Menschen, so seine These. Ein menschlicher Verlust lässt sich aber auch auf globale Veränderungen übertragen. Politisch oder klimatisch sind viele Dinge auf der Kippe, schwankende Welt. Wir entwickeln eine Immunität gegen schwerwiegende Umwälzungen. Unsere Tage sind von großer Irritation geprägt. Es ist kein einfaches Thema. Haben wird nicht alle irgendwelche Gespenster um uns herum, um uns die Welt schöner darzustellen? Wir müssen uns dem Schmerz trotzdem in vollem Umfang stellen. Der Abend war sprachlich sehr geschliffen, fast schon philosophisch. Es gab im Anschluss viele Fragen der interessierten Gäste. Datum: 4. September 2025 schlosstheater-moers.de

Daniel Schreiber, Foto: Christian Werner nächstes Foto