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Lesung von Denis Scheck in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
Denis Scheck ist einer der wichtigsten Literaturkritiker Deutschlands, der auch gleichzeitig Autor ist. Nun war er im Rahmen der Ausstellung „Was gibt’s denn da zu lachen?“ in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen zu erleben.

In seiner langen Schaffenszeit hat Denis Scheck zahlreiche Bücher rezensiert, darunter auch einige von Walter Moers, dem Thema der Ausstellung. Er ist ein großer Liebhaber dieses scheuen Humoristen und Zeichners. Als Talkgast bekam er ihn jedoch nie ins Fernsehen. Nur einmal, da beantwortete er die gestellten Fragen schriftlich, die jedoch von der Augsburger Puppenkiste dargestellt wurden. Walter Moers scheut die Öffentlichkeit, lässt lieber seine Bücher sprechen.

Wie kam Denis Scheck eigentlich zur Literatur? Seine Familie konnte mit Büchern nicht dienen. Der sechs bis zwölf Jahre junge Denis liebte dagegen Horror und Science Fiction. Mit 13 begann er als Agent Interviews der Washington Post zu übersetzen und in Deutschland zu vertreiben. Alles begann mit einem Comic-Thema für den Playboy. Er saß schnell an einem Stammtisch deutscher Übersetzer, der Elite des Landes. Man nahm ihm erst gar nicht ernst, ließ ihn aber am Ende des Tisches zuhören. Er war schon früh ganz anders, als andere Jugendliche. Grund war seine Familie auf dem schwäbischen Land, wo er sich überhaupt nicht wohlfühlte. Auch sein Stiefvater kannte keine Bücher, hatte eine Vorliebe für Mohammed Ali. Irgendwann ist Denis Scheck diesem mal auf der Frankfurter Buchmesse begegnet. Seine gereimte, etwas besondere Kommunikation hat ihn durchaus angesprochen. Als Stallbursche auf einem Pferdehof wollte er aber nicht enden.

Er bekam mit 15 Jahren ein schickes Appartement in Stuttgart, als Ehrenstipendiat im Schriftstellerhaus. Man traf sich hier mit Kollegen und tauschte sich aus. Kafka wurde von seinen Kollegen damals verschmäht, dabei war dieser mit nur wenigen Werken sehr erfolgreich. Die Nazis beschlagnahmten leider viele seiner Aufzeichnungen und Manuskripte. Wer die Puppenbriefe Kafkas an ein kleines Mädchen heute vielleicht zufällig auf einem Dachboden finden sollte, der wäre mehrfacher Millionär. Vielleicht mal nachsehen. Lesen gelernt hat Denis Scheck mit Büchern von Walter Moers. Heute schätzt er ihn für den großen Horizont in seinen Werken, den es zu entdecken gibt.

Seine eigenen Bücher illustriert heute Thorben Kuhlmann. Bücher mit Fotos der Autoren verschmäht er. Er lässt sich nur zeichnen. Scheck hat ein gutes Gespür für anspruchsvolle Literatur, schaut auch mal links und rechts. Er hat u. a. den US-Autor David Foster Wallace für den deutschen Markt entdeckt und übersetzt. Für ihn beginnt die Übersetzertätigkeit da, wo das Wörterbuch aufhört. Manchmal ist der Schreibstil nur sinngemäß zu übersetzen, nicht wörtlich. Bücher hat er viele gelesen. Er ist der Meinung, dass das Lesen von guter Literatur nicht unbedingt auch ein entsprechendes Handeln nach sich zieht. Bücher stellen uns Fragen, lassen und reflektieren und vermitteln Empathie, sind somit trotzdem wichtige Dinge des Lebens. Eine große Vorliebe hat er für den Schriftsteller Arno Schmidt entwickelt.

Es war eine spannende Begegnung mit einem Menschen, der niemals ohne Literatur leben könnte.

Datum: 22. September 2024

www.ludwiggalerie.de

Lesung von Denis Scheck in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen, Dr. Christine Vogt und Denis Scheck, Foto: Jehle

Lesung von Denis Scheck in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen

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