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Physical-Theatre-Performance 'Sakrileg' im Grillo Theater in Essen
Das Grillo Theater in Essen zeigt die Physical-Theatre-Performance der Uraufführung „Sakrileg“ von Saar Magal, garniert mit Schauspielelementen, ein insgesamt abstraktes Kunstwerk mit religiös-philosophischen Themen.

Es dreht sich alles um die Genesis, das erste Buch Moses. Es wird von drei Weltreligionen anerkannt. Anhand der aktuellen weltpolitischen Situation wird der Stoff hinterfragt. Welche Vorstellungen von einem Gott, der auch immer wieder Opfer einfordert, haben sich in unseren kulturellen Erfahrungen eingraviert? Sollen wir einem Gott nachlaufen, der ethisch nicht verantwortliche Handlungen von uns fordert? Das Ergebnis ist unsere Zeit, eine Welt voller Kriege und Leid. Ist so viel unmenschliche Gewalt richtig? Die kritische Grundidee des Abends ist als thematische Basis durchaus lobenswert.

Für Regie, Konzept, Choreografie und Bühne ist die Israelin Saar Magal verantwortlich. Sie stammt aus einem extrem religiös dominierten Staat und hat somit einen viel intensiveren Zugang zur Religion und zur kriegerischen Gewalt, als viele von uns in Deutschland, wo Kirchenaustritte die Schlagzeilen dominieren. Ihr Zugang zum Stoff ist somit emotionaler und tiefgeistiger. Das spürt man.

Wie ist das Ganze umgesetzt? Nicht selten werden philosophische Fragen zu religiösen Sachverhalten gestellt, leider zu oft auf Englisch und dabei teilweise zu schnell gesprochen, um die philosophischen Inhalte unbewusst noch mehr zu verkomplizieren. Deutsche Übertitel mitlesen zu müssen macht keinen Spaß, wenn man weiß, dass die Akteure deutschsprachig sind. Es ist ein sprachliches Kauderwelsch aus englischen Textpassagen, predigenden Bibeltexten, Theater-Deutsch, versuchtem Alltagsdeutsch und einmal sogar Hebräisch.

Auf der Bühne stehen fünf SchauspielerInnen des Ensembles, sowie vier Performer, die alle gemeinsam performen. Schauspielerisch kann man hier kaum glänzen, wenn Physical Performing bei dieser sehr bildhaften Inszenierung optisch die Hauptrolle übernimmt. Die Rolle des Gott (Mathias Znidarec) ist ohne jedes Charisma, wirkt wie aufgesagt mit einer gewissen Comedy-Note, eine schlecht inszenierte Anbiederung an das junge Publikum. Man hat den starken Eindruck, dass ihm selbst seine Rolle überhaupt nicht zusagt. Hân Nguy?n zeigt zumindest gute Ansätze ihres großen, schauspielerischen Charisma. Mehr ist kaum möglich.

Effekthascherei und Sexismus sind ebenso im Spiel. Zu Beginn wälzen sie sich noch fast nackt im Halbdunkeln auf der Bühne, eine überflüssige Darstellung. Wen interessiert der nackte Hintern von Ines Krug, wie sie es selbst sogar betont? Etwas später wedelt der Kunstschwanz eines Seil springenden Physical Performers heftig herum und im Garten Eden rammeln sie peinlich mit der Kulisse um die Wette. Nee, das ist so dermaßen billig und flach! … oder etwa israelischer Humor?

Zum Glück ist der Abend kurz und kompakt, nur 90 Minuten lang und ohne Pause. Am Ende noch ein abschließendes Fazit des Abends. Was soll so ein wenig ansprechendes Experiment in einem Schauspielhaus, in einem angesehenen Stadttheater, für ein bürgerliches Publikum? Solche theatralen Extravaganzen lassen sich in der freien Szene besser ausprobieren.

Datum: 5. April 2025

www.theater-essen.de

Physical-Theatre-Performance 'Sakrileg' im Grillo Theater in Essen, Foto: Nils Heck

Physical-Theatre-Performance 'Sakrileg' im Grillo Theater in Essen

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