Das „Düsseldorf Festival“ wird monumental. Mit dem sehr außergewöhnlichen Konzert „11.000 Saiten“ präsentierte man sich erstmals in einer Messehalle. Das 66 Minuten lange Ergebnis war beeindruckend, Extraklasse. Wenn 50 Klaviere plus diverse Instrumente wie Oboe, Violine, Klarinette, Percussion, Bass, Cembalo oder Harfe gemeinsam eine Auftragskomposition von Georg Friedrich Haas spielen, dann muss das Klangerlebnis wirklich sehr speziell ausfallen. Es ist ein Projekt vom Klangforum Wien, das um die Welt reist, nur an ausgewählten Orten präsentiert wird. Die nächste Station ist New York. So ein Projekt existiert nur einmal. Ausgangspunkt waren 100 Klaviere in der chinesischen Klaviermanufaktur Hailun. Diese werden in einem großen Saal von Automaten auf ihre mechanische Zuverlässigkeit geprüft. Die Idee, 50 Klaviere im Kreis aufzustellen, Pianisten daran zu setzen und einen der besten zeitgenössischen Komponisten zu beauftragen, war geboren. Dafür werden diese Klaviere an einem Ort eingelagert und ggf. weltweit verschickt. Vor Ort sind anschließend Klavierstimmer der Herstellerfirma anwesend, die die Tasteninstrumente mikrotonal stimmen, eine ganz hohe Kunst. Jedes Klavier besitzt einen winzigen Mikroton Abstand zum nächsten. Die Saiten sind dabei nicht verkleidet. An alles ist gedacht. Jeder Musiker hat einen Time-Code auf seinem Handy und ein Tablet mit Noten. So kann man seinen Einsatz nicht verpassen. Da stehen sie dann nun in einer riesigen Messehalle, ergänzt durch weitere Instrumente. Mittendrin sitzen etwa 700 BesucherInnen mit den besten Plätzen in der Mitte. Ein solches Erlebnis kann kein Konzertsaal der Welt vermitteln. Einzelne Klaviertöne sind kaum zu hören. Es ist eine Wolke aus Tönen, die einem um die Ohren fliegt. Das Kopfkino lässt sich kaum beschreiben. Man erkennt Wind, Maschinengeräusche, summende Insekten, sakrale Momente, Donner, Regen, ein tief fliegendes Flugzeug oder ein Raumschiff. Schließt man die Augen, hebt man ab in eine fremde Welt voller neuer Klänge. Mal leise, mal laut und obendrein mit Tempowechseln versehen, genießt man jede Sekunde dieses akustischen Spektakels mit großen Wallungen und ganz stillen Momenten. Das Flimmern der Töne wird durch die ganz feinen, mikrotonalen Abstufungen erzeugt, die sich überlagern. Es ist unbeschreiblich, wie man aus den vorhandenen Instrumenten eine solch spannende Klangwolke produzieren kann, ganz ohne elektronische Hilfsmittel. Ganze zwei Tage war Zeit, das Werk mit allen Beteiligten zu Proben. Es klappte reibungslos. Die musikalische Leitung hatte Tim Anderson. Leider war nach zwei Aufführungen auch schon wieder Schluss. Datum: 15. September 2024 duesseldorf-festival.de |
Musik-Projekt '11.000 Saiten' beim Düsseldorf Festival 2024, Foto: Susanne Diesner nächstes Foto |