Das sehr unterhaltsame Ruhrpott-Musical „Ruhrical“ ist zum Jahresende im Ruhrgebiet unterwegs. In Castrop-Rauxel machten sie Station und ziehen nun weiter. Die Termine für 2025 stehen auch schon fest. Das Ruhrgebiet hat ein Musical, und was für eines, voller Herzblut und guter Musik. Selbst in Düsseldorf gibt es das nicht. Während ein anderes Musical im Revier eher internationale Züge fahren lässt, hat sich Radio Ruhrpott sich 2019 voll und ganz der Region verschrieben. Positive Heimatliebe steht auf dem Plan, insbesondere bei Petra und Ritchie. Beide verlieben sich auf den ersten Blick, doch ihr Vater, ein mächtiger Reviersteiger, hat zunächst etwas dagegen. Obendrein ist Ritchie auf dem Pütt Untergebener ihres Vaters und Musiker, mit der Sehnsucht nach einem großen Hit. Eine einfache Story wird zu einer Reise durch die Musikwelt, die erstaunlich viel mit der Region zu tun hat. Man arbeitet lediglich mit musikalisch, regionalem Bezug und der ist erstaunlich reichhaltig. Aus dem Pott kamen zahlreiche bekannte Künstler, aber auch weniger bekannte Komponisten und Produzenten. Viele von ihnen hatten ihre Erfolge in den 1980ern. So liegen Falcos Anfänge in den Händen eines Duisburger Produzenten. Die Humpe-Schwestern und Nena stammen aus Hagen. Die Liste ist lang, von Geier Sturzflug, über Ideal, Wolfgang Petry, Jürgen Markus, Horst Schlemmer, Stefan Remmler, Extrabreit bis u. a. Helge Schneider, ob man ihn mag oder nicht. Selbst „Blame in on the boogie“ von den Jackson Five hat Bezüge zum Revier. Für jeden ist etwas dabei, egal ob „99 Luftballons“, „Blaue Augen“, „Wir sind das Ruhrgebiet“, „Flieger“ oder der „König von Deutschland“, man kennt die Töne. Szenisch ist das sehr gut gemacht. Sam Meldocks führt mit seiner Hitparade auf Radio Ruhrpott durch den Abend, Running Gags inklusive. Besonders die Kohle weckt Erinnerungen an ein florierendes Ruhrgebiet. Man erwähnt im Gegensatz aber auch Duisburg als Wasserstoff-Hauptstadt, ist nicht von gestern. Trotzdem ist die Untertage-Kulisse eine, die hängen bleibt, inklusive dem „Steigerlied“. Dabei wird der Bergbau nicht heroisiert. Das tragische Unglück von Lengende spielt ebenso eine Rolle. Ritschie möchte raus aus der Grube, mit der Musik Karriere machen. Früher gab es hier gute, kreative Töne, aber nicht alles war immer gut. Die Stimmen sind aber heute immer noch sehr gut. Gesanglich und szenisch gibt es nichts zu meckern. Mit „So klingt der Pott, Glück auf!“ endet der sehr schöne Abend. Die Pottkinder waren glücklich und zufrieden, stehende Ovationen. Die gelungene Zeitreise zurück ist flott und sehr gut gestaltet. Eine nette Liebesgeschichte mit vorhersehbarem Ausgang wird mit bekannten und beliebten Tönen garniert, und das zu bezahlbaren Preisen für Familien. Gäbe es den imaginären Sender „Radio Ruhrpott“ auch in Wirklichkeit geben, man würde gerne zuhören. Zum Aufwärmen hieß es zu Beginn für das Publikum übrigens 45 Minuten mitsingen. Wie war das Jahr 2024? „Major Tom“ lief zu EM rauf und runter. 75 Jahre Grundgesetz vertonte man mit „Die Gedanken sind frei“ und die Europawahl mit „Freiheit“. „Hallelujah“ bildete den Schlusspunkt des ebenso gelungenen Aufwärmprogramms. Datum: 10. November 2024 ruhrical.de |
Musical 'Ruhrical' in Castrop-Rauxel, Foto: Ruhrical nächstes Foto |