Das Theater im Rathaus in Essen präsentiert als humoristisch-musikalischen Abend stilvoll und sehr unterhaltsam das Stück „Brauchen sie 'ne Quittung“, dargeboten von den bekannten Fernsehgesichtern Anja Kruse und Ingolf Lück und begleitet von Kompositionen eines gewissen Harold Faltermeyer. Theaterleiter René Heinersdorff hat mal wieder einen spannenden Stoff verfasst, bei dem zwei Menschen mit einer gemeinsamen Vorliebe zusammen und wiederum doch nicht zusammen finden. Man nähert sich an und geht doch auf Distanz. Ohne einander geht es aber auch nicht, auch wegen der jeweiligen Eitelkeiten. Das Wechselspiel ist schön zu erleben. Alles beginnt in einem Taxi. Die einst erfolgreiche Schlagersängerin Polly Hunter trifft auf Sebastian, den Taxifahrer, der sie gar nicht kennt. Schon das kränkt sie, trifft ihr Selbstwertgefühl, doch er verfolgt sie mit seinem Taxi und findet mehr übers sie heraus, als es ihr lieb ist. Da sie allerdings kaum noch in den Medien auftaucht, außer in der Rubrik „Was macht eigentlich …?“, kommt der Saxophon spielende Sebastian ihr vielleicht doch ganz recht, auch wenn er fast pausenlos quatscht. Er ist es, der ihr wieder einen Platz in den Medien ermöglicht, immerhin durch ein spontanes Straßenkonzert mit wenigen Euro Einnahmen. Für ihn ist sie später wie ein Lottogewinn. Es ist schön zu erleben, wie zwei völlig unterschiedliche Menschen sich aneinander reiben und doch brauchen. Ihre Eitelkeiten sorgen für herrlich intelligente Dialoge, wobei beide sich gerne und ehrlich hart die Meinung sagen. Er hat es im Leben nie geschafft und sie zollt dem Alter Tribut. Ihr Geld ist weg, sie fast vergessen.Dabei ist ihr stets bewusst, dass sie nichts anderes kann als singen. Vom Image des einstigen Schlagerstars kommt sie nicht los. In jungen Jahren war es doch so einfach, viel Geld zu verdienen, auch wenn Schlager nie ihr persönliches Genre waren. Die Leute wollten es von ihr hören, während sie privat dem Jazz und Blues zu gewandt ist. Der Mittelpunkt des Stücks ist ein gelbes, englisches Taxi, dessen „Bewohner“ gescheiterte Existenzen sind. Es dreht sich, ist wandelbar und hat kleine Kulleraugen. Es ist die Verbindung zwischen den beiden Persönlichkeiten und ihre Bühne für die oftmals ehrlichen Entgleisungen. Die Türen gehen auf und zu, man steigt ein und aus und hält sich dabei gegenseitig die Wahrheit vor Augen. Natürlich sind es Klischees, die immer wieder auftauchen, allerdings nie überzogen von Kitsch. Beide Charaktere sind ihren Branchen durchaus ähnlich, die etwas ungehobelte Taxifahrer und Saxophon-Amateur, wie auch die Schlagerdiva, die noch immer vergeblich von der großen Bühne träumt. Die Darstellungen der Figuren sind durchaus realistisch. Die Musik, der Narzismus sowie das eigene Überleben verbindet sie. Die Musik spielt eine große Rolle im Stück. Komponiert hat sie der große Harold Faltermeyer, von dem auch die Idee zum Stück stammt. Hollywood in Essen! Es sind unterschiedliche Songs, vom Schlager der 80er, über Chanson, bis hin zu Blues und Jazz. Anja Kruse und Ingolf Lück singen und spielen live. Ingolf hat sich Saxophon während der Pandemie selbst beigebracht und Anjas Gesangskünste können sich sehr gut hören lassen. Insgesamt ist das Stück geschickt aufgebaut und natürlich auch ebenso dargeboten. Man geht sich aus dem Weg und findet doch wieder zusammen. Zwei echte Bühnenprofis schlüpfen in die Rollen von zwei starken Persönlichkeiten, die privat nie zusammen finden können. Sie lassen ihre Zusammenarbeit offen, verfallen nicht in ein kitschiges Ende, welches unrealistisch wäre. Laufzeit: 17. Oktober bis 10. November 2024 theater-im-rathaus.de |
Kommödie 'Brauchen sie 'ne Quittung' im Theater im Rathaus in Essen, Foto: Contrakreis Theater Bonn nächstes Foto |