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Mit der sehr bewegenden Uraufführung von „Kein Plan (Kafkas Handy)“ von Kathrin Röggla bearbeitet das Theater an der Ruhr punktgenau unsere Zeit im Stil des Surrealen und doch oftmals Wirklichen. Vor was für einer düsteren Zukunft stehen wir, betrachtet aus der Sicht junger Leute? Regie führte Philipp Preuss. Die vier namenlosen Geschwister (Fabio Menéndez, Lea Reihl, Marie Schulte-Werning, Joshua Zilinske) befinden sich auf einer Autofahrt, hinten auf der Rückbank. Das Handy ist tot, kann keine Orientierung geben. Es ist eine Fahrt mit vielen Besorgnis erregenden Gedanken in einer unsicheren Zeit. Wer sie fährt, das ist nicht benannt. Es sind vermutlich ihre Eltern, die sinnbildlich für die Gesellschaft der Erwachsenen stehen. Diese lassen sich von politisch Verantwortlichen leiten, die in der Realität selbst völlig überfordert wirken. So führt das Roadmovie in eine surreal wirkende Gedankenwelt junger Leute. Sie können die sie umgebenden Geschehnisse nicht einordnen, suchen selbst nach Lösungen und entwickeln eine Dynamik, die nicht ungefährlich erscheint. Überlebensängste und Gewaltfantasien prägen ihr Gedankenbild, um dem Einfluss von Rechtsextremen und ihrer unsicheren Zukunft zu begegnen. Die Deutschlandfahnen in Schrebergärten machen ihnen Angst. Sollen sie tatsächlich linksradikal werden, selbst Gewalt ausüben? Ist es gerecht, sie dafür anzuklagen? Eine „echte Polizei“ gibt es ja noch, aber ist die Justiz gerecht? Wir, das Publikum sind dabei Ankläger und Betrachter zugleich. Die vier Protagonisten spielen mit den Gästen im Raum, projizieren sie sogar live auf einen transparenten Vorhang (Konny Keller). Die diffizilen Fragestellungen fordern uns sichtbar. Das Bühnenbild (Sara Aubrecht) führt passend ein. Es ist eine struppig wirkende Waldlichtung. Rundherum ist kein Ausweg ersichtlich. Alle Wege scheinen nur noch tiefer in den Wald zu führen. Sie drehen sich mit ihren Gedanken im Kreis. Natürlich benutzen sie bewusst hier und da ihre typische Jugendsprache. Schnell wird klar, dass der Rechtsextremismus sich zu ihrer größten Sorge entwickelt. Was in den realen Medien als Brandmauer bezeichnet wird, ist hier ein Damm der bricht und das Hinterland von unten überflutet. Sie versetzen sich in Lage von Ausländern oder Schwarzen und zitieren typische Begriffe der Rechten. Sie machen sich über Fake-News ironisch lustig. Unterwegs wird sogar ein Bürgermeister mit Morddrohungen so lange bearbeitet, bis er zurücktritt. Schließlich tragen sie ihren eigenen Sprengsatz tragisch mit sich herum. Bildlich fließt ein Fluss plötzlich in die verkehrte Richtung. Was für vermeintliche Eltern sie vorne im Auto sitzen haben, wissen sie schon lange nicht mehr. Schwimmen die schon mit dem Strom der Rechtsextremen? Haben die Fahrer inzwischen gewechselt? Die Inszenierung spielt mit verschiedenen Szenen, die meist zunächst Fragen aufwerfen. Wo befinden sie sich? Was ist geschehen? Fest steht nur, dass sie das Auto körperlich nie verlassen. Lediglich ihre Gedanken spielen dunkel Jojo mit ihnen. Immer wieder rutscht die in ein tiefes Moll getauchte Geräuschkulisse (Kornelius Heidebrecht) in ein dunkles Grollen ab. Auch die ausgezeichneten Kostüme (Eva Karobath) haben etwas Surreales. Am Ende heißt es immer noch „Kein Plan“. Kafkas Handy ist und bleibt tot. Die jungen Leute bleiben mit ihren Fragen auf sich alleine gestellt, denn die Welt der Erwachsenen versagt auf ganzer Linie. Es ist ein inhaltlich und optisch dicht gestaltetes Stück mit modernen Darstellungsweisen, das mahnt und jeden im Raum zur Selbstreflexion auffordert. Was kann ich tun, damit dieses Desaster nicht eintritt? Willkommen im Jahr 2025! Aktueller kann Theater nicht sein. Datum: 20. Februar 2025 www.theater-an-der-ruhr.de |
Schauspiel 'Kein Plan (Kafkas Handy)' im Theater an der Ruhr in Mülheim, Foto: Franziska Götzen![]() nächstes Foto |
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