abenteuer-ruhrpott.info Aktuelles abenteuer-ruhrpott.info
Freizeittipps
Veranstaltungen
Ausstellungen
Bücher / Musik
Kontakt
Impressum
Schauspiel 'Pasolini. Io so - Mitteilungen an die Zukunft' im Theater an der Ruhr in Mülheim
Das Schauspiel „Pasolini. Io so - Mitteilungen an die Zukunft“, nach Texten von Pier Paolo Pasolini, ist eine sehenswerte Uraufführung im Theater an der Ruhr in Mülheim. Mit auf der Bühne ist Eva Mattes. Regie führte Roberto Ciulli.

Pasolini (1922-1975) war Schauspieler, Regisseur, Filmemacher, Journalist, Dichter, Romanautor oder Essayist, um nur einige seiner vielen Tätigkeiten aufzuzählen. Er gilt als der größte Dichter Italiens im 20. Jahrhunderts, wuchs im faschistischen Italien auf und wurde bekannt als Kommunist und bekennender Homosexueller. Seine Texte, Lieder und Filme waren stets provozierend. Der allgemein geltenden Meinung hielt er gerne den Spiegel vor. 33 Prozesse machten sein Leben zur Qual, oft aus nichtigen Gründen. Gerne legte er seine Finger in die Wunden vom Gesellschaft und Staat. Er wusste, wer die Hintermänner oder Täter von Gewaltdelikten waren. Sein riesiges Universum an Schaffenskraft fand 1975 ein jähes Ende. Fünf Personen ermordeten ihn in Ostia, nahe Rom, im Alter von 53 Jahren.

Dieser Abend ist nur ein kleiner Ausschnitt aus seinem gesamten Schaffen. Den Anfang machen TV-Berichte von seinem Tod und der Beerdigung. Er wurde bestialisch auf der Straße ermordet. Ein 17jähriger wurde gefasst und verurteilt. Die anderen blieben unerkannt. Fünf SchauspielerInnen als Pasolini und sechs Stühle folgten auf der Bühne. Von hier an waren ausschließlich Gedanken und Texte von Pasolini zu erleben, eine theatrale Erzählung. Als ehemaliger Lehrer wollte Pasolini sein Leben lang lehren, jungen Menschen etwas Positives mitgeben. Das Lehren ist so zum roten Faden des Stücks geworden. Man muss schon genau hinhören, um seine Sprache zu deuten. Dichten konnte er ausgezeichnet. Seine Gedanken sind wohlformuliert. Pasolini hatte einen scharfen Blick, auch auf die Politik Italiens. Für ihn gab es faschistische Faschisten und faschistische Christdemokraten. Italien war schon immer eine politisch unsichere Nation. Extremistische Regierungen kamen und gingen. Er blieb kritisch.

Das Geschehen wandert zeitlich rückwärts, vom Mord bis zur Jugend in Friaul, bzw. vom vorderen Ende der Bühne bis zum hinteren, wo ein Deckengemälde aufrecht platziert worden ist. Es zeigt Pasolini umgeben von zwei Engeln. Er war religiös-spiritistisch veranlagt. Einen echten Engel gibt es auch. Der dreht ganz hervorragend wie ein Kreisel über die Bühne, bzw. durch das vergangene Leben Pasolinis. Pasolini wusste schon als Kind, dass er widerstandsfähig sein musste. Die Zeiten waren selten seine. Selbst im Vatikan sah er faschistische Strukturen, geprägt von Gehorsam und Macht, wie bei der Mafia. Eine reine Seele umgeben von unmenschlichen Verhältnissen hatte es schwer.

Eine besondere Beziehung hatte er zu seiner Mutter, gespielt von Eva Mattes, der einzigen Frau in seinem Leben. Auch das dörfliche Leben im Friaul thematisierte er durch die Verwendung der dortigen Sprachfärbungen. Er liebte das einfache Leben, wie auch den Fußball. Seine Mutter ist es auch, die im Rahmen des Abendmahls eines seiner rund 50 von ihm getexteten Lieder singt, eine Art Klagelied. Die aufrecht gestellte Deckenbemalung hat ebenso eine Bedeutung. Als Lehrer wies er seinen Schüler an, mit Zwiebeln den Putz der heimatlichen Kirche weg zu schrubben, um die darunter liegenden Fresken freizulegen, um die gute, alte Zeit Italiens wieder sichtbar zu machen. Das Stück enthält zahlreiche, szenische Feinheiten, auf die es zu achten gilt.

Auf der Bühne standen, neben Eva Mattes noch Albert Bork, Bernhard Glose, Klaus Herzog, Ferhat Keskin, Mohammad Saado Kharouf sowie Maria Neumann.

Bei jeder Vorstellung sind schöne, kreative Arbeiten aus den Bereichen AR, VR und KI im Haus zu erleben. Es gibt außerdem ein Gin- oder Foodtasting oder spannende Führungen in die Schneiderei oder zu den Kunstinstallationen. Die Vorstellungen werden umrahmt mit interessanten Programmangeboten. Manchmal folgt nach der Vorstellung ein Nachgespräch mit den Beteiligten.

Datum: 9. Februar 2025

www.theater-an-der-ruhr.de

Schauspiel 'Pasolini. Io so - Mitteilungen an die Zukunft' im Theater an der Ruhr in Mülheim, Foto: Franziska Götzen

Schauspiel 'Pasolini. Io so - Mitteilungen an die Zukunft' im Theater an der Ruhr in Mülheim

nächstes Foto