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Das Aalto Theater präsentiert die meisterhaft inszenierte Oper „Parsifal“, das Lebensabschlusswerk von Richard Wagner. Szenisch und musikalisch ist der fünfeinhalb Stunden lange Abend von Roland Schwab ein großes Erlebnis mit einer grandiosen Bühne. Es war 1882 die Letzte Opernkomposition von Richard Wagner, der Lebensabschluss wenige Monate vor seinem Tod. Diese opulentes Werk, an dem er etwa 40 Jahre gedanklich gearbeitet hat, spielt mit der spirituellen Vielfalt, sinnlich-atmosphärischen Bilder und spürbaren Meditationsmomenten, eine archaische Graswelt mit der Sehnsucht nach Erlösung, um die Menschen vom irdischen Leid zu befreien. Der heilige Gral dient als übersinnlicher und doch irdischer Ort. Es ist das Rollendebüt für den Gast Robert Watson als Parsifal. Der erste Aufzug ist gefühlt eine radikale Entschleunigung. Der langsame Fortschritt der Geschichte, die futuristisch und archaisch daher kommt, zeigt eine gekrümmte Welt als großes, halbes Rohr. Es wirkt offen, leicht und schwer zugleich, also kein Entkommen möglich. Die große Wasserfläche symbolisiert den Fluss des Lebens. Der Durchfluss von Wasser und Blut gehört zu den Grundbausteinen des Menschen. Hier welkt der Gral. Kurz vor der ersten Pause erscheinen die Gralsritter mit Rollatoren und König Amfortas (Heiko Trinsinger) hängt an Schläuchen mit ausgebreiteten Armen senkrecht in seinem Bett, fast wie Jesus. Die religiöse Symbolik ist regelmäßig wahrnehmbar. Nach der Pause erblickt man einen Zaubergarten, übersäht mit tropischen Pflanzen, fast schon ein Dschungel. Klingsor (Almas Svilpa) agiert als totalitärer Herrscher á la Trump oder Putin, droht und wütet. Aktuelle Bezüge, durch süße Versuchungen vom Schrecken ablenken, spürt man. Geschickt hat man die Bilderwelt eines Nam Jun Paik gewählt. Die Röhrenfernseher mittendrin zeigen Bilder der Kindheit, wie ein Rückblick auf Parsifals Leben, inklusive der Mutterliebe. Die menschliche Kälte Parsifals und das Flehen nach Erlösung und Liebe durch Kundry (Bettina Ranch) werden deutlich herausgestellt. Geschickt raubt Parsifal Klingsor den Speer. Der Untergang der paradiesisch anmutenden Landschaft vollzieht sich im Donner. Szenisch ist das eine Herausforderung, denn ständig ist man auf der Bühne immer irgendwie nass, voller Einsatz! Mit nassen Klamotten zu singen ist sicher kein Vergnügen. Mit Recht holten sich die SängerInnen von dem Vorhang der zweiten Pause einen Zwischenapplaus ab. Die tollen Kostüme werden so mal richtig gut sichtbar. Die dritte Version des Bühnenbilds ist eine Art Dystopia. Katastrophen und Kriege haben ihre Spuren hinterlassen. Eine filmische Projektion eines Gangs durch einen apokalyptischen Wald mit Gasmaske ist ein Blick in die Zukunft der Menschheit leitet den dritten Aufzug ein. Wagners Villa Wahnfried wird auf der Bühne als kleine Bruchbude dargestellt, zum armseligen Familienepos herunter gebrochen. Ob das den Wagner-Nachfahren gefällt? Erfährt die Welt eine Erlösung? Hier schon, aber ist das realistisch? Einen Superhelden mit magischem Zauberstab, der die Welt von allem Bösen befreit, würden wir uns global wünschen, ist aber leider nicht in Sicht. Mit den stärksten Applaus bekamen die Essener Philharmoniker unter der Leitung von Andrea Sanguineti. Stolze 91 Musiker sitzen im Orchestergraben. Ein Nachbau des Glasglockenklavier ist allerdings nicht im Graben sichtbar, aber hörbar. Man konnte zwischendurch gerne mal die Augen schließen und genießen. Das musikalische Schlusswort gehörte ebenso dem Orchester. Wie man auch immer zur Person Richard Wagner steht, es ist ein sehr beeindruckender Abend! Diese Inszenierung von Roland Schwab ist keine günstige Produktion. Es war jede Menge Aufwand nötig, um das alles zu stemmen. Die Bühne von Piero Vinciguerra ist mehr als ein Hingucker und die Kostüme von Gabriele Rupprecht passen sich dem an, vom Lumpen-Oufit bis zum verführerischen Glitzerfummel. Die Bühnentechniker sind oft sehr gefordert. Szenisch ist das meisterhaft umgesetzt. 5 Stunden und 30 Minuten, inklusive 75 Minuten Pause, sind keine Minute zu viel. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Datum: 31. März 2025 www.theater-essen.de |
Oper 'Parsifal' im Aalto Theater in Essen, Foto: Matthias Jung![]() nächstes Foto |
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