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Oper 'Lady Macbeth von Mzensk' in der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf
Die Deutsche Oper am Rhein präsentiert in Düsseldorf den Stoff „Lady Macbeth von Mzensk“ von Dmitri Schostakowitsch. Es ist eine zeitgenössische Inszenierung eines brutalen Stoffs, die in sich absolut stimmig und sehenswert ist.

Es ist die zweite und letzte Oper von Schostakowitsch, die er im Alter von 26 Jahren komponierte. Die Uraufführung fand 1934 in Leningrad statt. Das Publikum liebte sie, bis Stalin eines Tages im Theater saß. Kurz darauf wurde sie auf seinen Befehl hin abgesetzt. Sie musste umgeschrieben werden. In Düsseldorf ist jedoch die Urversion zu erleben, eine Mischung aus Krimi, Porno und einem echten Kracher, der niemals langweilig werden kann. Inhaltlich geht es nicht nur um einige Todesfälle.

Musikalisch haben die Düsseldorfer Symphoniker, unter der Leitung von Vitali Alekseenok, im Graben und auf der Bühne Schwerstarbeit zu leisten. Die Partitur ist extrem emotional und jeweils sehr gut in die Situationen einleitend. Das nächste Drama kündigen die Musiker stets unüberhörbar an. Teilweise ist die Lautstärke enorm. Der wilde Sex in der Dusche wird mit 112 minimalistisch-animalistischen Takten begleitet, ehe die Musik ermattet abfällt. Häufig ist auch der Chor mit auf der Bühne, in abwechselnden Rollen.

Worum geht es grob? Katerina Ismailowa (Izabela Matula) heiratet in in eine reiche Familie ein, die eine Mühle besitzt. Statt Liebe erfährt sie hier nur Gewalt, Unterdrückung und Kontrolle. Ihr impotenter Mann Sinowi (Jussi Myllys) und sein Vater Boris (Andreas Bauer Kanabas) schwingen gerne den Gürtel. So flirtet Katerina heiß mit dem Angestellten Sergej (Sergey Polyakow). Sinowi und Boris heißen die ersten Opfer, doch das Eheglück zwischen Katerina und Sergej dauert nicht lange. Sie werden in ein Arbeitslager gesteckt. Er verliebt sich dort in eine andere Frau (Anja Krabbe). Diese stößt Katerina in einen Fluss und springt selbst hinterher. Beide sterben.

In der Oper enden Liebesgeschichten häufig tragisch. Hier ist alles noch eine Spur heftiger. Gift in den Pilzen oder ein brutaler Gürtelmord an den Peinigern sind kurz und schnell vollzogen. Die toten Geister verfolgen jedoch die Täter. Man schläft schlecht. Das Groteske spiegelt sich auch in der Inszenierung absolut wieder, besonders in den Kostümen, während der Ort ein weißer, moderner Bungalow auf einer Drehbühne ist. Um Katarina dreht sich alles. Ihr Freiheitsdrang endet erst mit ihrem Tod im Fluss. Nur so entkommt sie dem Kreis der Gewalt, während um sie herum die Lächerlichkeit frohlockt. Der Geistliche, der Polizeichef und der Aufseher sind bewusst zu völlig grotesken Personen degradiert, der Hauptgrund, warum Stalin damals so wenig erfreut war. Das konnte er nicht zulassen. Auch die Arbeiter haben selbstverständlich zu kuschen, tragen teilweise Strumpfmasken.

Die gesamte Inszenierung ist in ihrer Sprache sehr klar und deutlich, egal ob die Bühne, die Kostüme oder die musikalischen Momente. Das macht sie in sich absolut stimmig, eine gute, zeitgenössische Inszenierung, die die Probleme anspricht und doch entstaubt wirkt. Auch heute soll es Beziehungen geben, die ähnlich gestrickt sind. Kann man ihnen als Frau auf eine andere Art und Weise entfliehen, den Freiheitsdrang ausleben? Die etwa drei Stunden im Theatersessel werden nie langweilig. Man ist in jeder Szene hellwach dabei.

Datum: 26. Februar 2025

www.operamrhein.de

Oper 'Lady Macbeth von Mzensk' in der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf, Foto: Sandra Then

Oper 'Lady Macbeth von Mzensk' in der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf

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