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Schauspiel 'King Lear' als Gastspiel vom Thalia Theater im Schauspiel Duisburg
Mit dem dem wahrhaft teuflisch guten Gastspiel „König Lear“ von Thalia Theater aus Hamburg startet das Theatertreffen der „Duisburger Akzente“ 2025. Diese Inszenierung von Jan Bosse brilliert mit großen Momenten auf ganzer Linie.

Wenn ein alternder Chef nicht erkennt, dass seine Zeit vorüber ist und er doch besser konsequent abtreten sollte, stürzt man die Umgebung nicht selten in Probleme. Bei König Lear (Wolfram Koch) ist das nicht anders. Nur scheinbar möchte er seine Macht in die Hände seiner Töchter legen, doch die Herrschaft nicht abgeben. Schon bei der Aufteilung der Ländereien macht eine nicht mit, Cordelia, gespielt von Pauline Rénevier. Ebenso klasse gibt sie schließlich auch den Edgar, der gegen Ende wunderbar feixend und fauchend als Geist den anderen den Spiegel vorhält. Warum hat Lear nur Cordelia verstoßen? Konnte er als Herrscher nur schmeichelnde Töne vertragen? Der alte und immer greiser werdende Mann hat nicht nur sie auf den Gewissen. Sodom und Gomorra sind nicht mehr aufzuhalten.

So nimmt das bittere Ende seinen Lauf. Die jungen Leute setzen Lear immer mehr zu, teils sehr hinterlistig. Die Verwandlungen in andere Figuren finden auch vor der Bühne statt, von wo die Schauspieler auf- und abgehen. Sie rächen sich an ihm für ihre Verbannung, sind sich untereinander aber nicht immer grün. Der Bruder- als auch der Schwestermord werden möglichst wenig brutal dargestellt. Gewalt wird nur angedeutet, selbst als es zu einem Duell kommt. Blut wird oft nur nur andeutet. Sehr angenehm in der heutigen Zeit.

Natürlich ist es auch hier so, dass der Narr (Christiane von Poelnitz) eine besondere Rolle einnimmt. Er lenkt das Geschehen und führt Lear auch gestisch deutlich gen Himmel, im Kostüm des Todes. Er kann gar nicht anders, als sich zu fügen. Christiane von Poelnitz singt recht viel und gut. Auch ihr überwiegendes Kostüm und ihre auffällige Narrenkappe machen sie gut sichtbar. Sie agiert überwiegend über Gestik und Gesang, mal ganz anders als andere Narren im selben Stoff, die meistens über ihre Sprache in Erscheinung treten. So wirkt ihre Rolle etwas dezenter und weniger scharf.

Das Bühnenbild (Stéphane Laimé) und die Kostüme (Kathrin Plath) sind ein wahrer Genuss, sehr aufwendig und stimmig gestaltet, optisch wie eine dramatische Revue. Der silbrige, gestraffte Vorhang trägt perfekt die Lichtstimmungen. Die integrierte Halbkugel symbolisiert grandios die Welt und damit die anvisierte Herrschaft. Stufenweise bricht alles zusammen. Zunächst senkt sich Weltkugel zu Boden und das Universum in Form von Glühbirnen erscheint. Der Größenwahn des alten Königs steigert sich immer mehr. Schließlich fällt auch das Universum in sich zusammen. Erst gegen Ende fährt Lear in der offenen Halbkugel gen Himmel. Beeindruckender kann man ein Bühnenbild kaum gestalten, grandios. Zudem wurde das Licht perfekt gesetzt, egal ob hell oder eher gedämmt. Teilweise ist auch eine mobile Lichtquelle im Einsatz, was die Stimmung besonders in Szene setzt.

Geschmunzelt werden darf auch hier und da, was einem schweren Stoff durchaus gut tut. Der Humor wirkt aber keineswegs aufgesetzt, überzogen oder splaschig. Er webt sich quasi dezent in die guten Dialoge mit verständlicher Sprache ein.

Musikalisch ist man dem klasse Geschehen auf der Bühne ebenbürtig. Die Live-Band sorgt mit eigenen Kompositionen stets für die perfekte Begleitung, mal ganz dezent oder ordentlich rockig. Teils wirkt ein Schauspieler musikalisch mit, an den Drums oder am Xylophon. Der Soundtrack harmoniert klasse mit dem Bühnengeschehen und den Stimmungen. Man sollte ruhig auch mal einen Blick für die Musiker haben.

Fazit. Die Version von Miru Miroslava Svolikova ist sehr verständlich ins Deutsche übersetzt. Man lauscht intensiv jeder Sekunde des Abends. Schnell wird klar, das diese Inszenierung eine besondere wird, ein echtes Zuckerstückchen. Das Ensemble des Thalia Theaters spielt großartig, durch die Bank. Da merkt man die Qualität, zumal das Ensemble nun auch noch durch die grandios spielende Gina Haller ergänzt wird, die vom Schauspiel Bochum nach Hamburg gewechselt ist. Datum: 15. März 2025

www.theater-duisburg.de

Schauspiel 'King Lear' in Duisburg, Foto: Armin Smailovic

Schauspiel 'King Lear' als Gastspiel vom Thalia Theater im Schauspiel Duisburg

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