Auf ganzer Linie überzeugen kann das Gastspiel der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz „Ja nichts ist ok“ von René Pollesch und Fabian Hinrichs am Schauspiel Duisburg. Es ist Polleschs letztes Werk gewesen, bevor er 2024 leider unerwartet verstarb. Es ist ein Stoff voller Alltagsdynamik, mit wenig Inhalt und doch klarer Aussagen und Fragestellungen. Wie immer bei Pollesch ist es ein eigener Text, zusammen mit dem Ensemble erarbeitet und ausgehend von der Bühne und den Kostümen. Fabian ist der Erzähler dieses Endzeit-Melodram der Menschheit voller Aggressionen, Sehnsüchte, Wut, Wünsche und Verzweiflung, das reale Leben eben. Das Individuum verhält sich dabei wie ein Wassertropfen im großen Meer. Vor 560 Mio. Jahren war die Erde noch friedlich, ein paar Schwimmfüßler gab es, mehr nicht. Mit dem Menschen kam das Unglück über den Planeten. Die selbst gesteckten Herausforderungen scheinen zu überfordern. Ort der Handlung ist eine 4er-WG, alles verschiedene Charaktere. Sie passen eigentlich überhaupt nicht zusammen. Die allgemein hohen Mieten einen sie gezwungenermaßen. Fabian Hinrichs spielt ausgezeichnet einen Monolog mit verschiedenen Figuren, deren Rollenwechsel klar zu erkennen sind, eine einzigartige Art und Weise zu spielen. Er ist einsam, mag Dämonen statt Menschen und möchte lieber sterben. Mauern werden in der WG gebaut, Tag und Nacht sowie der Mond wechseln sich ab. Der Abend stellt Fragen. Warum kann man kein anderer werden? Wenn man zu allen nett ist, warum wird die Welt nicht besser? Man erlebt einen melancholischen Humor, der richtig klasse ist. Das Bühnenbild ist hervorragend. Die tolle Drehbühne von Anna Viebrock mit zwei Seiten ist ein Hingucker, ihre ganz typische Handschrift. Sie ist eine der besten ihres Faches. Die Elemente wurden aus einer Produktion der Salzburger Festspiele recycelt. Dieser Abend ist eine wunderbare Szenografie einer WG, ein sehr berührendes Stück mit gutem Text und einem ebenso guten Soundtrack. Ja, in unserer Welt ist wirklich nichts mehr ok, ein einziges Durcheinander. Lösungen scheint die Menschheit keine parat zu haben. So wird der Erzähler Fabian am Ende von den Statisten geholt, überdeckt und geht so von uns. Datum: 29. April 2025 www.theater-duisburg.de

Schauspiel 'Ja nichts ist ok' im Schauspiel Duisburg, Foto: Thomas Aurin nächstes Foto